Alexander Erler
GEPA/Patrick Steiner
Tennis

Erler überrascht bei Premiere in Kitzbühel

Alexander Erler hat beim Generali Open in Kitzbühel für eine Überraschung gesorgt. Der 23-jährige Tiroler, der erstmals auf ATP-Ebene in einem Hauptbewerb antrat, setzte sich am Dienstag in der ersten Runde gegen den als Nummer zehn gesetzten Spanier Carlos Alcaraz mit 7:5 1:6 6:2 durch. Im Achtelfinale trifft Erler (ATP-337.) auf den ungesetzten Schweden Mikael Ymer, der Pablo Cuevas (URU) mit 6:3 7:5 bezwang. Für Lukas Neumayer und Dennis Novak war in der ersten Runde Endstation.

Der mit einer Wildcard ausgestattete Erler startete als klarer Außenseiter fulminant gegen Alacaraz, immerhin die Nummer 55 der Welt. Der Kufsteiner versuchte, lange Rallyes gegen den Spanier zu vermeiden, attackierte dessen zweite Aufschläge und nutzte immer wieder seine Vorhand zu direkten Punkten. Die Strategie hatte zunächst Erfolg: Erler breakte Alcaraz zum 3:2 und dann – nach einem Rebreak – mit zwei tollen Vorhandpunkten zum 6:5. Seinen ersten Satzball nutzte der Lokalmatador zum 7:5.

Im zweiten Durchgang zeigte Alacaraz, warum er als der derzeitige Shootingstar gilt. Der an Nummer zehn gesetzte 18-Jährige aus Murcia übernahm das Kommando, spielte druckvoll, zwang Erler vermehrt zu Fehlern und erspielte sich schnell eine 5:0-Führung. Im Eilzugtempo ging der Satz mit 6:1 an den Spanier.

Alexander Erler
GEPA/Patrick Steiner
Nach einer Schwächephase im zweiten Satz fand Erler im dritten ins Spiel zurück

Erster Matchball sitzt

Satz drei zeigte teils hochklassige Rallyes auf Augenhöhe, die das Publikum von den Plätzen holten. Beim Stand von 2:1 nutzte Erler seine Breakchance zum 3:1 und wehrte im anschließenden Aufschlagspiel zwei Breakbälle ab. Bei 5:2-Führung erarbeitete sich der Tiroler bei Aufschlag Alcaraz einen Matchball, den er unter tosendem Jubel der Fans auch verwertete.

Der Schützling von Wolfgang Thiem, dessen Sohn Dominic verletzungsbedingt in Kitzbühel fehlt, zeigte sich danach angesichts seines Überraschungscoups ein wenig „sprachlos“. „Ich bin einfach nur glücklich. Danke an mein Team. Ich bin bereit für Runde zwei morgen“, so Erler nach der Partie. „Ich bin hier, um zu gewinnen.“

Kurzauftritt von Novak

Weniger gut lief es für Novak und Neumayer. Während Novak in seinem Erstrundenmatch gegen den Italiener Gianluca Mager mit 4:6 0:6 chancenlos geblieben war, musste sich der 18-jährige Neumayer dem 26-jährigen Spanier Mario Vilella Martinez immerhin erst nach 2:47 Stunden und großem Kampf mit 7:6 (7/4) 5:7 4:6 geschlagen geben.

Enttäuschender war der Kurzauftritt von Novak. Der 27-Jährige verlor gegen Mager nach nur 58 Minuten, wobei es im zweiten Durchgang sogar die Höchststrafe gab. Im ersten Satz kassierte Novak Breaks zum 1:2 und 4:5, das zweite war für den Niederösterreicher der Knackpunkt. Zuvor hatte er nach einem 1:3-Rückstand auf 4:3 gestellt, nur um den Satz dann doch noch mit 4:6 abzugeben.

Dennis Novak
APA/Barbara Gindl
Für Novak war das Heimturnier in Kitzbühel nach 58 Minuten schon wieder vorbei

Im zweiten Satz gelang Novak nichts mehr, er kassierte sofort ein Break und konnte in der Folge weder bei seinen Aufschlagspielen noch bei jenen des Italieners reüssieren. Mager verwertete seinen ersten Matchball per Stopp zum Sieg. Ein enttäuschter Novak verabschiedete sich wortlos vom Publikum.

„Das ist in die Hose gegangen“

Auch zur obligatorischen Pressekonferenz erschien der Schützling von Günter Bresnik nicht. Ein Statement Novaks lieferte dann der Veranstalter: „Bis 4:4 im ersten (Satz) war es eigentlich ganz okay, da habe ich dann auch meine Chancen gehabt. Aber im Großen und Ganzen habe ich schlecht serviert, schlecht retourniert für meine Verhältnisse.“

Er habe nach der guten letzten Woche ein „bisserl zu viel erwartet“. „Das ist einfach in die Hose gegangen.“ Er werde jetzt einmal trainieren und „auf mein Baby warten“, so der werdende Vater. „Ich werde dann erst wieder im September Turniere spielen.“ Das heißt, dass Novak auf ein Antreten bei den US Open verzichtet.

Neumayer kämpft vergeblich

Neumayer dagegen kämpfte sich bei seiner Premiere in einem Hauptbewerb auf der Tour im ersten Satz nach einem 2:4-Rückstand gegen Vilella Martinez zurück und hatte im Tiebreak nach dem dritten Satzball das bessere Ende für sich. Im zweiten Durchgang ließ er bei 1:0 zwei Breakchancen aus, während der deutlich routiniertere Weltranglisten-167. seinem Gegner zum 6:5 den Aufschlag abnahm und dann ausservierte. Auch im dritten Satz hatte Neumayer Chancen, um die Vorentscheidung herbeizuführen, so führte er mit Break mit 2:0 und vergab bei 4:3 zwei Breakchancen.

Das rächte sich in der Folge, zwei Matchbälle konnte die Nummer 980 der Welt zwar noch abwehren, den dritten ließ sich der Spanier, der es nun mit dem topgesetzten und zum Auftakt mit einem Freilos ausgestatteten Norweger Casper Ruud zu tun bekommt, nicht mehr entgehen. „Ich habe einige Male dumme Entscheidungen getroffen, hätte cleverer spielen können. Drum hat er am Ende gewonnen“, sagte Neumayer.

Seine Enttäuschung war nach der Marathonpartie klarerweise „groß“. Trotzdem konnte er nach überstandener Qualifikation auch positiv bilanzieren. „Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass ich in den Hauptbewerb komme, hätte ich das genommen.“ Nach einer paar Tagen Pause und folgendem Training will Neumayer bei Futures in Österreich wieder ins Turniergeschehen einsteigen.

ATP-250-Turnier in Kitzbühel

(Österreich, 481.270 Euro, Sand)

Erstrundentableau:
Casper Ruud (NOR/1) Freilos
Mario Vilella Martinez (ESP) Lukas Neumayer (AUT) 6:7 (4/7) 7:5 6:4
Mikael Ymer (SWE) Pablo Cuevas (URU) 6:3 7:5
Alexander Erler (AUT) Carlos Alcaraz (ESP/10) 7:5 1:6 6:2
Filip Krajinovic (SRB/3) Freilos
Carlos Taberner (ESP) Thiago Seyboth Wild (BRA) 3:6 6:3 6:2
Holger Rune (DEN) Stefano Travaglia (ITA) 6:3 6:4
Arthur Rinderknech (FRA) Federico Delbonis (ARG/5) 6:2 6:4
Daniel Altmaier (GER) Laslo Djere (SRB/6) 4:6 6:3 6:3
Marco Cecchinato (ITA) Radu Albot (MDA) 6:3 7:6 (9/7)
Gianluca Mager (ITA) Dennis Novak (AUT) 6:4 6:0
Albert Ramos-Vinolas (ESP/4) Freilos
Jozef Kovalik (SVK) Jaume Munar (ESP/9) 6:4 6:4
Jiri Vesely (CZE) Ernests Gulbis (LAT) 6:4 6:1
Pedro Martinez Portero (ESP) Lucas Pouille (FRA) 6:3 6:7 (4/7) 6:4
Roberto Bautista Agut (ESP/2) Freilos
Qualifikation, zweite Runde:
Lukas Neumayer (AUT) Lukas Rosol (CZE) 6:4 7:6 (7/5)
Erste Runde:
Lukas Neumayer (AUT) Juan Ignacio Londero (ARG) 7:6 (9/7) ret.
Mario Vilella Martinez (ESP) Lucas Miedler (AUT) 6:3 6:4
Doppel-Finale:
Alexander Erler / Lucas Miedler (AUT) Roman Jebavy / Matwe Middelkoop (CZE/NED) 7:5 7:6 (7/5)
Halbfinale:
Alexander Erler / Lucas Miedler (AUT) Tomislav Brkic / Nikola Cacic (BIH/SRB/1) 1:6 6:1 12/10
Viertelfinale:
Alexander Erler / Lucas Miedler (AUT) Ariel Behar / Guillermo Duran (URU/ARG/4) 6:7 (7/9) 6:4 11/9
Achtelfinale:
Alexander Erler / Lucas Miedler (AUT) Pablo Cuevas / Thiago Seyboth Wild (URU/BRA) 7:6 (7/4) 6:3
Hugo Nys / Andrea Vavassori (MON/ITA/2) Neil Oberleitner / Tristan-Samuel Weissborn (AUT) 7:6 (8/6) 6:2