Georg Teigl (A.Wien)
GEPA/Johannes Friedl
Conference League

Austria-Neustart im Keim erstickt

Der erhoffte Neustart der Wiener Austria hat mit einer veritablen Bruchlandung geendet. Nach dem 1:2 in der Conference-League-Quali am Donnerstag bei Underdog Breidablik musste Trainer Manfred Schmid nach nur vier Spielen den ersten empfindlichen Rückschlag wegstecken.

Nach gelungenen Auftritten im Finish der abgelaufenen Saison, als das Europacup-Ticket auf den letzten Drücker in überzeugender Manier geholt wurde, hat sich die Austria nach einer 45 Minuten lang desaströsen Vorstellung auf Island schon wieder aus dem internationalen Geschäft verabschiedet.

Schmid trat nach der Niederlage mit ernster Miene vor das Mikrofon. „Wir werden das nicht akzeptieren, was in den 90 Minuten passiert ist“, sagte der Neo-Coach auf Puls 24. Schmid bemängelte fehlende Basics in der ersten Halbzeit, als sich die Austria von den Isländern zwei vermeidbare Tore einfing. Kristinn Steindorsson (6.) und Arni Vilhjalmsson (24.) trafen gegen eine viel zu löchrige Abwehr. Offensiv traten die Gäste kaum in Erscheinung.

„Dinge intern ansprechen“

Der Coach vermisste insbesondere Intensität und Zweikampfverhalten bei seiner Elf. „Das sind Dinge, die ich erwarte, dass sie vorhanden sind“, sagte er. Viereinhalb Stunden dauerte der Rückflug von der Atlantikinsel nach Wien. Viel Zeit, um über das Gesehene nachzudenken. Schmid, für den das Engagement bei seinem Ex-Club als Spieler das erste langfristige als Cheftrainer sein soll, wollte „Dinge intern ansprechen“. Er sagte auch: „Wir müssen eine Mannschaft finden, die 90 Minuten bereit ist, Gas zu geben und um unser Wappen zu laufen.“

Austria-Coach Manfred Schmid
GEPA/Johannes Friedl
Auf Trainer Schmid wartet noch viel Arbeit

Mit einigen Stunden Abstand klangen die Worte des Trainers wieder versöhnlicher. Er spreche den Spielern nicht ab, dass sie wollten, sagte Schmid Freitagfrüh nach der Rückkehr nach Wien. „Es geht nicht darum, auf die Mannschaft oder einzelne Spieler draufzuschlagen, sondern darum, wie wir der Mannschaft helfen können“, sagte er. Es gebe Momente, in denen die Mannschaft in alte Muster verfalle. So habe nach dem ersten Gegentor die Unsicherheit um sich gegriffen.

Was die Austria zeigte, war jedenfalls wenig. Zwar steigerte sich die Mannschaft in der zweiten Halbzeit und machte die Partie nach einem Geschenk von Breidablik zum 1:2 durch Dominik Fitz (68.) noch einmal spannend, mehr war gegen ein Team, das von den Möglichkeiten unter den Wienern sein sollte, aber nicht möglich. Breidablik konnte vor ein paar hundert Fans am Ende verdient den Aufstieg bejubeln, wie Schmid anmerkte. Schon beim 1:1 in Wien hatte die Austria eine schwache Vorstellung gezeigt. Der Traum von den knapp drei Millionen Euro, die die leere Vereinskassa bei einem Einzug in die Gruppenphase gefüllt hätten, war schon nach der ersten von drei Hürden ausgeträumt.

Kein Zusammenhalt in der Mannschaft

Es stellt sich die Frage, warum die Austria in den Play-off-Duellen mit Hartberg und den WAC glänzte, nun jedoch das Bild einer verunsicherten Mannschaft abgibt. Stützen wie Erik Palmer-Brown, Christoph Schösswendter und Manprit Sarkaria haben den Club im Sommer verlassen, der aktuell verletzte Patrick Wimmer steht laut Medienberichten vor einem Transfer zu Arminia Bielefeld. Die Neuzugänge plagten sich auf Island. Lukas Mühl hatte in der Verteidigung Probleme, Manfred Fischer tauchte im zentralen Mittelfeld unter.

Personell hat Schmid bis auf Alexander Grünwald bzw. Johannes Handl und Vesel Demaku, die nach ihren Patzern im Hinspiel nur auf der Bank saßen, wenige Alternativen mit Erfahrung zur Verfügung. Eine Verstärkung könnte der von RB Leipzig ausgeliehene 18-jährige Angreifer Noah Ohio sein. Auf die Frage nach weiteren Transfers ließ sich Sportdirektor Manuel Ortlechner keine Ansagen entlocken.

„Ich habe schon großen Glauben in das Potenzial des Kaders. Wir schaffen es aber überhaupt nicht, stabil zu sein. Momentan sind wir gut beraten, den Jungs zu vertrauen und Zeit zu schenken“, erklärte der wie Schmid neu in seiner Rolle arbeitende Ex-Spieler. Ortlechner sprach am Tag danach ebenfalls von einem völlig verdienten Ausscheiden. „Das wollen wir nicht schönreden. Wichtig ist, dass wir sehr viele Aufschlüsse über den Zustand der Mannschaft erhalten haben.“ Die Spieler hätten sich bei den Gesprächen noch auf dem Flughafen in Reykjavik sehr selbstkritisch gezeigt, berichtete Ortlechner.

Konzentration auf die Liga

Am Sonntag wartet auf die Austria das erste Heimspiel der neuen Bundesliga-Saison. Nach dem 1:2 in Ried geht es gegen die WSG Tirol, Kapitän Markus Suttner will gegen die Wattener „die Saison in die richtige Richtung lenken“. Eine weitere Niederlage wäre dem Klima in Wien-Favoriten nicht zuträglich. Dass sich die Austria womöglich auf harte Jahre einstellen muss, hatte Schmid schon bei seiner Präsentation durchklingen lassen.

Umso verwunderter reagierten zuletzt die Fans, als Insignia-Vertreter Luka Sur via Instagram Fragen der Anhänger beantwortete. Auf jene nach dem Saisonziel schrieb er: „Wir haben für unsere Ziele einen Dreijahresplan. Das Ziel für die kommende Saison ist, sie zwischen Platz zwei und vier abzuschließen.“