Der siebenfache Weltmeister Hamilton war im Mercedes nur 27 Tausendstelsekunden langsamer als Bottas. Verstappen fehlten nach seiner Bestzeit im ersten Freien Training knapp drei Zehntelsekunden auf Bottas. Von seinem Silverstone-Crash zeigte sich der Niederländer insgesamt bestens erholt. Im WM-Klassement hat er vor dem Rennen in Ungarn am Sonntag (15.00 Uhr) acht Punkte Vorsprung auf Hamilton.
Mit dem Großen Preis von Ungarn, bei dem Hamilton den 100. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere schaffen kann, endet die erste Saisonhälfte. Nach den Formel-1-Ferien geht es am letzten August-Wochenende im belgischen Spa-Francorchamps weiter.
Bottas kein Hungaroring-Liebhaber
Bottas ist kein ausgewiesener Hungaroring-Liebhaber. Die Rahmenbedingungen vom Freitag allerdings kannte er. „Es fühlt sich an wie in einer finnischen Sauna“, sagte Bottas. Er sprach von „mehr als 60 Grad“ im Cockpit. „Es ist schwitzig.“ Bottas hat das stets im Hochsommer stattfindende Rennen noch nie gewonnen, auch eine Poleposition war dem Finnen noch nie vergönnt. Das steht im krassen Gegensatz zu Hamilton, der bereits sieben Poles in Ungarn besetzte und das Rennen achtmal gewann.
Rund 30 Grad Luft- und 60 Grad Streckentemperatur forderten die Piloten und ihre Maschinen. „Die Reifen sind da draußen einfach geschmolzen. Es ist ziemlich schwer, die Balance zu finden“, sagte Hamilton. „Ich glaube, ich habe heute zwischen den Trainingseinheiten wahrscheinlich drei Kilo abgenommen.“ Der Brite beklagte wenig Grip auf der Strecke, war aber bezüglich der „extremen Temperaturen recht optimistisch, weil ich denke, dass wir die Balance des Autos definitiv verbessern können.“
Verstappen nimmt Rückstand gelassen
Verstappen bezeichnete den Abstand zu Mercedes von drei Zehntelsekunden als „nichts, was man nicht aufholen kann“. Der Niederländer, der 2019 auf der Poleposition stand und in den vergangenen beiden Jahren jeweils hinter Hamilton Zweiter war, merkte an, dass sein Team an der „Pace“ auf einer Runde und der „Longrun-Pace“ noch arbeiten müsse. Das sei aber keinesfalls „schockierend“.
Nach ihrem Unfall in Großbritannien hatten die beiden WM-Rivalen diesmal nicht wirklich Kontakt. Lediglich bei einem Boxenstopp kamen sie sich einmal ein bisschen näher. Für Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist das Kapitel Siverstone-Crash „nun abgeschlossen“, sagte er am Freitag bei einer Pressekonferenz auf dem Hungaroring. Am Abend zuvor hatten die Rennkommissare eine neue Betrachtung des Unfallhergangs von vor knapp zwei Wochen abgelehnt.
Mercedes-Superstar Hamilton war beim Grand Prix in Großbritannien mit WM-Spitzenreiter Max Verstappen kollidiert. Er hatte trotz einer Zehnsekundenstrafe gewonnen. Verstappen war nach der Berührung mit seinem Red Bull mit enormer Wucht in die Reifenstapel eingeschlagen und in der ersten Runde ausgeschieden. Sein WM-Vorsprung auf Hamilton schmolz auf acht Punkte.
Keine persönliche Aktion gegen Hamilton
Der Versuch, eine härtere Strafe zu erreichen, sei nicht persönlich gegen Hamilton gewesen. „Er ist siebenmaliger Weltmeister, das spricht für sich selbst“, sagte Horner. „Es wäre bei jedem anderen Fahrer dieselbe Reaktionen gewesen.“ Red Bull hätte in seinem Antrag auch nie behauptet, dass es sich um eine absichtliche Aktion von Hamilton gehandelt habe.
Horner zeigte sich in diesem Zusammenhang auch ein „bisschen überrascht“ von einem Statement von Mercedes. Das Team des Serienweltmeisters hatte den Verantwortlichen von Red Bull vorgeworfen zu versuchen, den Namen und die Integrität von Hamilton zu trüben. „Das war ein bisschen feindselig“, meinte Horner.
Laut Wolff wurde „Grenze überschritten“
Die Erklärung für die Schärfe in der Mitteilung lieferte kurz danach in einer weiteren Medienrunde Mercedes-Teamchef Toto Wolff. „Wir wollten ein bisschen Respekt zurückbringen in die Diskussion. Wir hatten das Gefühl, dass die Grenze überschritten wurde“, sagte der Wiener. „Die Kommentare nach dem Rennen, schriftlich und auch im Meeting, waren unterhalb der Gürtellinie.“ Nachsatz: „Wir sollten deeskalieren und nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.“ Weder er noch Hamilton würden nun aber irgendwelche Entschuldigungen einfordern, sagte Wolff.