Clement Lenglet (Barcelona) und Karim Adeyemi (FC Red Bull Salzburg)
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Fußball

Prestigesieg fördert Salzburgs Entwicklung

Ein Sieg gegen den FC Barcelona gelingt nicht alle Tage. Und auch wenn der 2:1-Erfolg des FC Red Bull Salzburg in einem Freundschaftsspiel errungen wurde, war vor allem die Art und Weise vertrauensfördernd. Junge Spieler, junger Trainer – und das alles nach einem Umbruch im Sommer. Die Salzburger fühlen sich in ihrem Weg bestärkt, auf der anderen Seite darf sich Barcelona-Legionär Yusuf Demir Chancen auf Pflichtspieleinsätze machen.

Barcelona hatte zwar nicht alle Stars mit an Bord, allen voran fehlte der urlaubende und noch vertragslose Superstar Lionel Messi, dennoch brachten die Gäste viel Qualität auf den Platz. Salzburg dominierte aber trotzdem phasenweise den spanischen Club und erdrückte ihn mit kompromisslosem Pressing – das gefiel nicht nur den Zuschauern.

„Gerade mit den Fans hat man wieder gesehen, dass die Jungs alle PS auf die Straße gebracht haben. Es hat mich extrem überzeugt, wie sie gegen ein Topteam aufgetreten sind“, sagte Trainer Matthias Jaissle, dessen Team im mit 29.520 Zuschauern ausverkauften Stadion in Wals-Siezenheim von Minute eins bis 90 auf das Gaspedal stieg.

Gierig auf und neben dem Feld

Die Art und Weise gibt dem 33-Jährigen, der an der Seitenlinie selbst 90 Minuten Vollgas ging und dabei die Grenzen der Coachingzone in neue Dimensionen verschob, Zuversicht. „Wenn man merkt, dass man das, was man mit Leidenschaft macht, von Erfolg gekrönt ist, marschiert man weiter, glaubt dran, möchte sich weiterentwickeln und ist geil auf Siege. Das merkt man den Spielern aktuell auch an.“

Salzburg-Trainer Matthias Jaissle
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Ein seltener Moment: Jaissle steht an der Seitenlinie halbwegs still

Salzburg drückte mit einer durchgewechselten Mannschaft jeweils eine Hälfte auf das Tempo und wurde mit zwei Treffern kurz vor Halbzeit- und Schlusspfiff belohnt. Brenden Aaronson traf zum vielumjubelten Endstand (90.), Luka Sucic erzielte die überfällige Führung (43.). „Wir freuen uns enorm über den Sieg, wir haben gut dagegengehalten und auch Chancen vorgefunden. Da müsste es in der ersten Hälfte 3:0 oder 4:0 stehen, und dann ist das Spiel vorbei. Wir haben es noch einmal spannend gemacht, aber am Ende verdient gewonnen.“

Sucic, trocken analysierend, war bei seinem Treffer wohl emotionaler als sonst. „Barcelona ist mein Lieblingsverein, wenn man gegen den trifft, dann ist es umso schöner“, sagte der 19-jährige Kroate, der schon vergangene Saison in der Champions League spielte, den aber dann eine Verletzung im Frühjahr etwas zurückgeworfen hatte. Während Karim Adeyemi seine positive Entwicklung nicht nur mit der nächsten Vorlage untermauerte, agierte Noah Okafor unglücklich und vergab zwei Riesenchancen – der mit 11,2 Millionen Euro teuerste Einkauf der Clubgeschichte (2020) will nicht so recht ankommen.

Jaissle will den Ball flach halten

Naturgemäß kamen auch die Gäste aus Barcelona zu Chancen. „Eine Topmannschaft wie den FC Barcelona kann man nicht 90 Minuten unter Kontrolle halten, von dem her war damit zu rechnen, dass sie hie und da vor unserem Tor aufkreuzen“, so Jaissle, um im selben Moment seine Mannschaft zu loben. „Das muss man aushalten, dass man nicht jeden Ball erobert. Wir waren aber zur richtigen Zeit immer wieder gierig und in Summe war es ein richtig gutes Spiel von uns.“

Nicht das erste Mal in dieser Saison, wenn man die bisherigen drei Pflichtspiele und die beiden Testspiele hernimmt, die allesamt gewonnen wurden. „Ich will den Ball weiter flach halten, momentan läuft es sehr gut. Aber man muss den Jungs auch die Zeit geben und ihnen zugestehen, wenn es einmal nicht so läuft“, sagte Jaissle, der mit seinem Team im Play-off zur Champions League die erste große Bewährungsprobe in einem Wettbewerb zu bewältigen hat. Doch für die Duelle gegen Bröndby Kopenhagen scheint man gerüstet zu sein.

Demir darf sich Hoffnungen machen

Barcelona hat bis zum Saisonstart am 15. August noch einige Tage Zeit, die Niederlage in Salzburg nach dem Trainingslager in Donaueschingen ist für den katalanischen Club kein Beinbruch. „Wir wussten, es würde schwierig werden. Es war nicht wirklich ein Freundschaftsspiel, sie stoppten viele Situationen mit Fouls“, sagte Trainer Ronald Koeman gegenüber Servus TV. Der Niederländer hatte wie sein Kapitän Sergio Busquets die Salzburger Gangart beim Schiedsrichter moniert.

Yusuf Demir (Barcelona)
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Yusuf Demir wurde zwar erst spät eingewechselt, belebte aber das Spiel und stand beim Ausgleich auf dem Feld

Doch Barcelona präsentierte sich nicht nur in der Defensive mit Luft nach oben. Mit ÖFB-Legionär Demir kam im Finish frischer Wind ins Offensivspiel, was auch Koeman nicht entgangen war. Die Wiener Leihgabe von Rapid, eigentlich für Barcelona B eingeplant, dürfte seine Chance in der Vorbereitung genützt haben. Einsätze bei Pflichtspielen in der Kampfmannschaft scheinen durchaus realistisch. „Wenn er so weitermacht, dann vielleicht ja“, sagte Koeman. „Er ist ein guter, junger Spieler. Er wird Möglichkeiten bekommen, um zu spielen.“