Lionel Messi
APA/AFP/Josep Lago
Fußball

Messi lässt die Fußballwelt rätseln

Nur wenige Wochen nachdem er seinen ersten großen Titel mit der argentinischen Nationalmannschaft bei der Copa America bejubelt hat, ist Lionel Messi erstmals seit 21 Jahren auf Jobsuche. Am Donnerstag passierte das zuvor Undenkbare: Messi spielt nicht mehr für den FC Barcelona, der sich den Argentinier nicht mehr leisten kann. Jetzt stellt sich die Frage nach der Zukunft Messis. Viele Clubs kommen dafür sowieso nicht infrage. Quo vadis, Lionel?

Der Abgang Messis von Barcelona löste Donnerstagabend ein mittleres mediales Erdbeben aus. Kaum jemand rechnete damit, dass der Argentinier trotz bereits aufgelösten Vertrags nach 21 Jahren seinen Herzensclub wirklich verlassen könnte. Die knapp achtzeilige Trennungsmeldung kam dann wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

So überraschend, dass der Tenor der Medien in Spanien in ihren Einschätzungen des Geschehens auf eine unfreiwillige Trennung Messis von „Blaugrana“ lautete. Vor einem Jahr wollte Messi noch unbedingt weg von Barca, blieb aber. Nun hatte alles darauf hingedeutet, dass er nach ein paar Wochen ohne Vertrag in Kürze einen neuen unterschreiben würde.

Rätseln um die Zukunft von Messi

Lionel Messi spielt nicht mehr für den FC Barcelona, der sich den Argentinier nicht mehr leisten kann. Jetzt stellt sich die Frage nach der Zukunft Messis.

Messi zu teuer für Barcelona

Spanische Medien gingen davon aus, dass der sechsfache Weltfußballer einen Vertrag über fünf Jahr mit kräftiger Gehaltseinbuße unterschreiben würde. Das geschah jedoch nicht. FC-Barcelona-Präsident Joan Laporta machte am Freitag in einer Pressekonferenz die frühere Clubführung für die Trennung von Messi nach 21 Jahren verantwortlich. „Wir haben ein furchtbares Erbe angetreten“, sagte Laporta vor Journalisten in Barcelona.

Die finanzielle Lage des Vereins sei aufgrund des „katastrophalen Managements“ der vergangenen Jahre so schlecht, dass man bei einer Weiterverpflichtung Messis nicht die Vorgaben der spanischen Liga hätte erfüllen können. Allein die Gehaltsmasse sei zuletzt mit Messis Vertrag um zehn Prozent höher gewesen als die Gesamteinnahmen des Vereins, erklärte der Mann, der erst seit März zum zweiten Mal die Geschicke des katalanischen Clubs leitet.

Lionel Messi mit dem Copa-America-Pokal
AP/Silvia Izquierdo
Nur wenige Wochen nach seinem langersehnten Titel mit Argentinien ist Messi überraschend auf Clubsuche

„Der Club steht über allem“

„Der Club steht über allem, sogar über dem besten Spieler der Welt“, sagte Laporta. Die finanzielle Situation von Barcelona sei „noch weit schlechter“ als bei seiner Amtsübernahme angenommen, so der Barca-Präsident. Dem Mitgliederverein sollen infolge der Coronavirus-Krise Schulden von mehr als einer Milliarde Euro zu schaffen machen.

„Wir haben eine Vereinbarung mit Messi getroffen, aber wir haben sie wegen der wirtschaftlichen Situation des Clubs nicht formell abschließen können. Das bedeutet, dass wir den Spieler wegen der Gehaltsobergrenzen nicht anmelden können.“

Quo vadis, Lionel?

Nach dem Abschied kreisen die Gedanken aller Fans und Clubverantwortlichen aber in Wahrheit nur noch um die Frage: Quo vadis, Lionel? Wohin geht’s Lionel? Welchen Club wird er in Zukunft mit seiner Fußballkunst bereichern? Viele Clubs kommen dafür sowieso nicht infrage.

Als mögliche neue Arbeitgeber für den Argentinier wurden in internationalen Medien bereits Paris Saint-Germain (PSG) und Manchester City genannt. Verschiedenen Berichten zufolge gab es sogar schon eine erste Kontaktanbahnung des französischen Spitzenclubs. Der Argentinier Messi soll den Argentinier Mauricio Pochettino, seines Zeichens Trainer von PSG, bereits angerufen haben.

Die „Galaktischen“ von Paris

Welche Mannschaft am Ende dort spielen könnte, wagen sich Fußballfans wohl kaum vorzustellen. Der Kader der Pariser liest sich bereits jetzt mit Namen wie Neymar, Kylian Mbappe, Sergio Ramos, Gianluigi Donnarumma, Angel di Maria, Mauro Icardi und Georginio Wijnaldum – um nur einige zu nennen – wie die Shortlist für die Wahl zum Fußballer des Jahres. Mit Neymar hat Messi bereits bei Barcelona gemeinsam gespielt.

Angel Di Maria und Lionel Messi
Reuters/Gonzalo Fuentes
Bei Paris SG könnte Lionel Messi auf viele Topstars wie seinen Landsmann Angel di Maria treffen

Es wäre das französische Pendant zu den „Galaktischen“ von Real Madrid in den Jahren 2000 bis 2006 rund um Zinedine Zidane, Luis Figo und Ronaldo. Frankreichs Sportzeitung „L’Equipe“ prophezeite bereits die „große Seifenoper“ dieses Sommers, was den künftigen Club des Südamerikaners betrifft.

Manchester City auf Einkaufstour

Zweiter heißer Kandidat für einen Wechsel ist neben den finanzstarken Teams wie Chelsea und Manchester United, allen voran Englands Meister Manchester City. Die „Citizens“ von Trainer Josep Guardiola sind derzeit auch auf Einkaufstour.

Erst am Donnerstagabend holte City den englischen Nationalspieler Jack Grealish von Aston Villa für eine Rekordablöse von angeblich rund 118 Millionen Euro. Zudem soll auch Interesse an Tottenham-Stürmer Harry Kane bestehen, für den noch einmal über 100 Millionen Euro ausgegeben werden sollen. Bei Messi würde nur das, sicherlich üppige, Gehalt fällig. Die Ablöse entfällt für den Superstar nach dem Auslaufen seines Vertrags bei Barcelona. Ein Umstand, den Messi in den Gehaltsverhandlungen sicher für sich zu nutzen weiß.

Von Miami bis Katar

Spekuliert wird aber auch, ob er womöglich zu Inter Miami wechseln könnte, dem Club von David Beckham in der amerikanischen MLS, auch ein „Millionärserlebnis“ in Katar vor der WM Ende kommenden Jahres schloss zum Beispiel „El Mundo deportivo“ nicht aus.

Der FC Barcelona veröffentlichte am späteren Donnerstagabend jedenfalls ein Video, eine Huldigung an den Spieler, der 2000 als 13-Jähriger von Rosario aus Argentinien nach Barcelona gekommen war und den Verein prägte wie kein anderer. Über sieben Minuten, nur das Beste von Messi, der mit dem Verein 35 Titel gewann, mit 672 Treffern bester Torschütze in der 121-jährigen Geschichte des Clubs ist und 778 Spiele bestritt. Mehr werden es nicht.

Steckbrief Lionel Messi

Geboren: 24. Juni 1987 in Rosario (ARG)
Größe/Gewicht: 1,69 m/67 kg
Familienstand: verheiratet mit Antonella, drei Söhne
Länderspiele/Tore: 151/76
Bisherige Vereine: Newell’s Old Boys (ARG/bis 2000), FC Barcelona
(2000–2021)
Profidebüt: 16. Oktober 2004 für den FC Barcelona im Ligaspiel gegen
Espanyol Barcelona (1:0)

Größte Erfolge mit dem FC Barcelona:

  • 4 x Sieger Champions League (2006, 2009, 2011, 2015)
  • 10 x Meister (2005, 2006, 2009, 2010, 2011, 2013, 2015, 2016, 2018, 2019)
  • 7 x Cupsieger (2009, 2012, 2015, 2016, 2017, 2018, 2021)
  • 3 x Clubweltmeister (2009, 2011, 2015)
  • 3 x Sieger europäischer Supercup (2009, 2011, 2015)
  • 8 x Sieger spanischer Supercup (zuletzt 2018)
  • 8 x Torschützenkönig in der spanischen Liga (zuletzt 2021)

Größte Erfolge mit Argentiniens Nationalteam:

  • Gewinner Copa America 2021 (Torschützenkönig und bester Spieler)
  • WM-Finale 2014
  • Olympiasieger 2008
  • U20-Weltmeister 2005 (Torschützenkönig und bester Spieler)

Auszeichnungen:

  • 6 x Weltfußballer des Jahres (2009, 2010, 2011, 2012, 2015, 2019)
  • 3 x Europas Fußballer des Jahres (2009, 2011, 2015)