Noch im Vorjahr war Martin in Österreich für KTM-Ajo Erster und Zweiter in der Moto2-Klasse geworden. Sein MotoGP-Aufstieg war bei KTM beschlossen, als sich der Moto3-Weltmeister von 2018 fintenreich aus dem Vertrag hebelte und zum Ducati-Satellitenteam Pramac ging.
Womöglich auch deshalb hat KTM nun den ebenfalls heftig umworbenen Spanier Raul Fernandez früher als geplant als MotoGP-Pilot für 2022 bestätigt. Auch KTMs 17-jähriger Moto3-Youngster Pedro Acosta (ESP) ist bei der Konkurrenz heiß begehrt.
Schwerer Sturz in Portugal rasch weggesteckt
Fahrer der Stunde nach der Sommerpause ist freilich Martin. Obwohl er Mitte April bei einem 25-g-Sturz in Portimao eine schwere Gehirnerschütterung und acht Knochenbrüche erlitten hatte, brannte der Madrilene im Qualifying für den Grand Prix der Steiermark mit der ersten MotoGP-Runde unter 83 Sekunden eine neue Rekordzeit in den Asphalt des Red Bull Rings. Im abgebrochenen Rennen setzte er sich nach dem Neustart von der Pole aus sofort an die Spitze und siegte in seinem erst sechsten MotoGP-Rennen erstmals.
Jorge Martin triumphiert in Spielberg
Jorge Martin gelang am Sonntag sein Premierensieg. Der spanische Ducati-Pilot gewann drei Monate nach einem schweren Unfall auf dem Red Bull Ring.
„Das ist ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zu meinem ganz großen Ziel, Weltmeister zu werden“, sagte Martin. Er widmete den Sieg vor allem seinem Großvater und gab die Richtung für den Grand Prix von Österreich am Sonntag erneut in Spielberg vor: „Beim nächsten Mal will ich gleich wieder um den Sieg mitfahren.“
KTM-Aufwärtstrend gestoppt
Bei KTM ging der Aufwärtstrend hingegen nicht weiter. Vorjahressieger Miguel Oliveira hatte in den letzten vier Rennen gleich viele Punkte wie der französische WM-Leader Fabio Quartararo geholt, sein Sturz gleich im ersten Training und die schmerzvolle Handverletzung beim Portugiesen gaben den Weg gewissermaßen vor. Dani Pedrosas RC16 bockte im Training, im Rennen stürzte der Spanier früh und löste damit einen Feuerunfall sowie den Rennabbruch aus.

Während Oliveira in der 14. Runde mit kaputtem Vorderreifen aufgeben musste, punktete der nur zu Testzwecken mitfahrende Pedrosa letztlich als Zehnter doch noch, obwohl er nach dem Neustart mit einem auf Regen abgestimmten Bike fahren musste. Die KTM-Ehre rettete der nur als 16. gestartete Brad Binder, der in der Schlussrunde mit Johann Zarco und Takaaki Nakagami gleich zwei Fahrer überholte und als Vierter sein bestes Saisonergebnis egalisierte.
Zweiter Lichtblick war, dass Oliveira eine Besserung seiner Hand verkündete. Bis zum zweiten Rennen in Österreich am Sonntag könnte der Portugiese wieder fit sein. KTM hofft dann auch auf wärmeres Wetter, das taugt der RC16 mehr.
Rossis Abschied macht Wochenende denkwürdig
Zum bereits dritten Mal in Folge musste das MotoGP-Rennen in Spielberg nun abgebrochen und neu gestartet werden. Obwohl nach der Fastkatastrophe im Vorjahr die Kurven eins, drei und zehn adaptiert worden sind, wünschen sich viele MotoGP-Fahrer anhaltend weitere Verbesserungen, etwa eine Schikane vor der Kurve drei.
Dort war Valentino Rossi im Vorjahr fast von einem durch die Luft fliegenden Motorrad erschlagen worden. Haarsträubende Erlebnisse wie diese werden Italiens Superstar, der am Sonntag als 13. punktete, nicht abgehen, wenn er nach der Saison abtritt. Alleine die Ankündigung seines Karriereendes nach 26 Jahren im GP-Sport machte das Wochenende zu einem denkwürdigen.
Rossi gab seinen Rücktritt dort bekannt, wo er 25 Jahre davor (1996) als Dritter der 125er-Klasse seinen ersten WM-Podestplatz geholt hatte. „Viele meiner Fans waren noch gar nicht geboren, als ich schon Motorradrennen gefahren bin. Ich kann es selbst nur schwer fassen, dass das nun zu Ende geht“, meinte ein emotionaler Rossi, der künftig mehr Autorennen fahren will. „Ich werde mein ganzes Leben ein Racer bleiben.“