BIld zeigt die Füße eines Baseball Spielers und seinen Schatten am Boden.
AP/Jeffrey Phelps
Baseball

MLB erweckt Filmkulisse zum Leben

Berühmte Sportereignisse, die filmisch verarbeitet werden, sind keine Seltenheit – siehe „Das Wunder von Bern“, „Rush“ oder „Cool Runnings“. Die Major League Baseball (MLB) geht heuer aber den umgekehrten Weg. Am Donnerstag wird die Filmkulisse des vor allem in den USA sehr populären Streifens „Field of Dreams“ (Feld der Träume) zum Leben erweckt. Die Chicago White Sox bitten die New York Yankees zu einem einzigartigen Baseball-Spektakel irgendwo im Nirgendwo.

Die Verfilmung von W. P. Kinsellas Roman „Shoeless Joe“ aus dem Jahr 1989 mit Kevin Costner in der Hauptrolle ist hierzulande nur wenigen ein Begriff. Auf der anderen Seite des Atlantiks ist die Geschichte vom Baseball-Stadion im Kornfeld einer der bekanntesten Filme mit Sportbezug. 2017 wurde der Streifen mit dem für ihn berühmten Zitat „If you build it, he will come“ (Wenn du es baust, wird er kommen) von der Library of Congress ins National Film Registriy, dem nationalen Filmarchiv der USA, als schützenswertes Kulturgut aufgenommen.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Der von Costner gespielte und mit Selbstzweifeln kämpfende Farmer Ray Kinsella verwandelt nach Aufforderung einer Vision von Baseball-Legende „Shoeless“ Joe Jackson seinen Acker irgendwo in der Weite Iowas in ein Baseballfeld. Auf dem nun entstandenen „Feld der Träume“ bringen die Hauptfigur und diverse Nebendarsteller die eigene Vergangenheit ins Lot. Und der verschlafene Weiler ist um eine Touristenattraktion, wie eine Autoschlange vor dem Abspann des Films zeigt, reicher.

Bild zeigt eine Szene aus dem Film „Field of Dreams“.
picturedesk.com/Ronald Grant Archive/Mary Evans
„Field of Dreams“: Ray Kinsella, gespielt von Kevin Costner (r.), unterhält sich mit „Shoeless“ Jackson

Umsetzung mit einem Jahr Verzögerung

Das letzte Detail des dreifach oscarnominierten Märchens entspricht auch der Realität. Denn das seinerzeit als Filmkulisse errichtete Baseballfeld nahe einer Farm ist – neben dem National Farm Toy Museum – die große Attraktion der knapp 4.300 Einwohner zählenden Kleinstadt Dyersville im Osten des US-Bundesstaates Iowa. „Ich könnte nicht aufgeregter sein“, sagte MLB-Boss Rob Manfred vor der Partie im eigens in Dyersville errichteten Stadion. Denn um das Originalfeld aus dem Film nicht zu zerstören, wurde unmittelbar daneben ein weiterer Diamond für das MLB-Spektakel errichtet.

Ein Besuch des Commissioners vor ein paar Jahren war es auch, der die Idee von einem echten Spiel auf dem Filmfeld ins Rollen brachte. Angedacht war das Duell bereits im Vorjahr, doch die Coronavirus-Pandemie und die damit verbundene auf ein Drittel verkürzte Saison machten dem Plan einen Strich durch die Rechnung. Auch wenn die Pandemie noch nicht vorbei ist, wird der Plan heuer durchgezogen. „Die Verzögerungen haben die Aufregung nur noch gesteigert“, so Manfred der seit 2015 die Geschicke der Liga leitet.

Das Duell zwischen White Sox und Yankees ist die erste offizielle Partie der bereits 1869 gegründeten MLB, die in Iowa stattfindet. Tickets für das Event in Dyersfield gab es auch nur für Einwohner des Bundesstaates. Die 8.000 in einer Lotterie ausgegebenen Tickets gingen frei nach dem Filmmotto „Bau es und sie werden kommen“ daher auch weg wie warme Semmeln, ungeachtet von Preisen an die 375 Dollar pro Ticket. Auf Ticketbörsen wurden die Karten für das seltene Spektakel sogar für 9.500 Dollar an den Fan gebracht. „Ich hätte das um gar keinen Fall verpasst“, wurde einer der glücklichen Lotteriegewinner im „Des Moines Register“ zitiert.

Bild zeigt das Spielfeld aus dem Film „Field of Dreams“.
AP/Charlie Neibergall
Die Originalkulisse des Films wird auch rund um das Spiel ein Magnet für die Fans sein

Liga in der Imagekrise

Auch wenn das Spiel nicht direkt auf dem originalen Feld, sondern ein paar Meter daneben stattfindet, sind zumindest die White Sox als Gastgeber von Rekordmeister Yankees eine direkte Hommage an den Film. Denn der im Streifen von Ray Liotta verkörperte „Shoeless“ Jackson war 1919 einer der Hauptprotagonisten des „Black-Sox-Skandals“. Damals ließen sich Jackson und sieben weitere Spieler des Teams aus Chicago von Wettmafiosi bestechen und verloren absichtlich die World Series gegen den krassen Außenseiter Cincinnati Reds. Für Jackson und seine Kumpane bedeutete der Skandal das Ende ihrer Karriere als Baseball-Profis.

Für die MLB geht es mit dem im nationalen TV übertragenen Ausflug an den ikonischen Filmort auch um eine Imageaufbesserung. Denn das wie kaum ein anderer Sport mit der US-amerikanischen Kultur assoziierte Baseball steckt in einer schweren Krise. Diverse Doping- und zuletzt verstärkt aufgekommene Betrugsskandale haben dem Ruf der MLB schwer zugesetzt. „Die nationale Aufmerksamkeit ist unbezahlbar“, sagte Commissioner Manfred, der die „emotionale Verbundenheit“ der Amerikaner mit dem Film hervorstrich: „Es erinnert die Leute daran, wie wichtig Baseball für unsere Kultur und jeden Einzelnen ist.“