Yusuf Demir (Barcelona)
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Fußball

ÖFB-Duo mischt im Titelrennen mit

Nach Jahren mit den zwei Gallionsfiguren Cristiano Ronaldo und Lionel Messi hat nach dem Abgang von Letztgenanntem am Freitag mit der neuen Saison eine neue Ära in der spanischen Liga begonnen. Aus österreichischer Sicht ist die Meisterschaft im Land des dreifachen Europameisters so interessant wie schon lange nicht mehr. Denn mit David Alaba bei Real Madrid und Yusuf Demif beim FC Barcelona mischen zwei Österreicher im erwarteten Dreikampf mit Meister Atletico Madrid um den Titel mit.

Alaba sagte dem deutschen Rekordmeister Bayern München nach 13 erfolgreichen Jahren ablösefrei Adieu und wechselte nach langer Geheimniskrämerei dann doch wie erwartet zum spanischen Pendant der Bayern, Real Madrid. Dort unterschrieb der Wiener, der mit Österreich zuletzt bei der EM bis ins Achtelfinale vorgestoßen war, einen Fünfjahresvertrag.

Alaba gilt in der Verteidigung von Trainer Carlo Ancelotti als gesetzt und soll auch die Lücke schließen, die Sergio Ramos – der nun gemeinsam mit Messi bei Paris Saint-Germain kickt – hinterließ. Die Nummer vier des langjährigen Real-Kapitäns ziert jedenfalls künftig Alabas Rücken. Den ersten Pflichtspieleinsatz für seinen neuen Club absolviert der 29-Jährige am Samstag bei Deportivo Alaves (22.00 Uhr).

David Alaba (Real Madrid)
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Alaba, hier im Testspiel gegen den AC Milan in Klagenfurt, soll in Madrid dort fortsetzen, wo er in München aufgehört hat

Demir empfiehlt sich für mehr

Der FC Barcelona borgte sich Demir zwar nicht als Ersatz für seinen langjährigen argentinischen Superstar Messi aus, überwies aber trotzdem 500.000 Euro Leihgebühr an Rapid Wien, um den 18-Jährigen genau unter die Lupe nehmen zu können. Im kommenden Jahr wären zehn Millionen für den Fixerwerb des österreichischen Talents fällig, der ursprünglich für die zweite Mannschaft geholt wurde. Doch Demir dürfte sich schnell ins Herz von Trainer Ronald Koeman gespielt haben.

So stand der Wiener bei vier von fünf Testspielen in der Startaufstellung. Nur beim 1:2 gegen Red Bull Salzburg kam Demir als Wechselspieler aufs Feld. Zunächst rechts außen als Stürmer im Einsatz, begann er zum Abschluss der Vorbereitung gegen Juventus Turin im Mittelfeld. War zunächst von einer Eingewöhnung bei Barcelona B die Rede, hat sich der Offensivmann offenbar für Höheres empfohlen. Auch weil Ansu Fati und Ousmane Dembele derzeit verletzt fehlen.

„Wir wissen, dass er ein Talent ist, und er hat gezeigt, dass er im Mittelfeld spielen kann. Er hatte ein gutes Spiel, und er ist einer der jungen Spieler, die wichtig sind für die erste Mannschaft“, sagte Trainer Ronald Koeman. Demir dürfte am Sonntag in der ersten Runde daheim gegen Real Sociedad (21.00 Uhr) im Kader stehen. Maximal 29.803 Zuschauer dürfen laut einer Bestimmung der Gesundheitsbehörden kommen. Es ist das erste Spiel seit 17 Monaten, in dem Fans wieder im Camp Nou zugelassen sind.

Masse soll Messi ersetzen

Nur ein Wunschtraum wird sich für Demir nicht erfüllen: Gemeinsam mit seinem Idol Messi wird er nicht mehr spielen. Der 34-jährige Argentinier verabschiedete sich tränenreich. Die Liga und ihre Gehaltsbeschränkungen seien schuld, waren sich Club und Spieler einig. Messi war bei Barcelona seit über zehn Jahren Torjäger Nummer eins, seit 2009/10 erzielte er nie weniger als 25 Treffer in einer Saison.

Laut Koeman soll die Last nun mehr verteilt werden. Frei nach dem Motto Masse, statt Messi: „Wir müssen zeigen, dass wir als Mannschaft funktionieren, dann kann uns eine gute Meisterschaft gelingen“, sagte der Niederländer. „Es gibt keine Ausreden. Wir haben Spiele zu bestreiten und Punkte zu gewinnen“, sagte Koeman am Samstag.

„Können nicht in der Vergangenheit leben“

„Es ist schmerzhaft für alle Fans, wenn man bedenkt, was Messi für den Club getan hat, aber wir können nicht in der Vergangenheit leben“, sagte der Niederländer auf einer Pressekonferenz. „Ich bin gespannt auf die neue Saison, und ich hoffe, auch die Fans sind enthusiastisch. Wir müssen in der Gegenwart leben, nicht in der Vergangenheit.“

Barcelona-Trainer Ronald Koeman mit Spielern
APA/Barbara Gindl
Koeman muss nun ohne das langjährige Herzstück Messi eine schlagkräftige Barca-Mannschaft formen

Barcelona muss angesichts eines Schuldenberges von über einer Milliarde Euro sparen. Ablösefrei kamen Memphis Depay, Eric Garcia und der derzeit verletzte Sergio Agüero zum Club. Einzig für Rechtsverteidiger Emerson wurden neun Millionen Euro an Betis Sevilla überwiesen. Teure Stars wie Coutinho, Samuel Umtiti und Miralem Pjanic brachte Barca vorerst nicht an.

Pique mit „signifikantem“ Gehaltsverzicht

Während Koeman auf die Verletzten Marc-Andre ter Stegen, Ousmane Dembele und Sergio Aguero verzichten muss, verkündete Barcelona auch positive Neuigkeiten. So konnte der Club im Einklang mit dem finanziellen Regelwerk Depay und Garcia bei der Liga anmelden.

Möglich wurde das deshalb, weil sich Routinier Gerard Pique mit einem „signifikanten“ Gehaltsverzicht einverstanden erklärt habe, teilte der 26-fache Meister mit. Die Vereinsführung sei zudem mit den Spielern in Gesprächen über eine generelle Reduktion der Löhne.

Real-Comeback von Ancelotti

Real blieb unterdessen im Transfersektor zurückhaltend. Bis auf den ablösefrei verpflichteten Alaba verlautbarte Spaniens Vizemeister keinen einzigen Transfer. Wunschobjekt ist Kylian Mbappe. Der Vertrag des französischen Weltmeisters bei Paris Saint-Germain läuft kommenden Sommer aus. Die Franzosen wollen den Angreifer aber nicht abgeben. Neu bei Real ist dafür Trainer Ancelotti, der Zinedine Zidane beerbt hat. Der 62-jährige Italiener war bereits Coach bei den Madrilenen, 2014 gewann er mit dem Club die Champions League. Ein Jahr später musste er trotzdem gehen.

Alaba kennt Ancelotti noch aus seiner Zeit bei den Bayern. Der Wiener absolvierte in Österreich erst eine Woche vor dem Ligaauftakt am Samstagabend bei Deportivo Alaves seinen ersten Einsatz bei Real. Mit schuld waren auch eine Coronavirus-Infektion und die damit verbundene Quarantäne, die den Verteidiger in der Vorbereitung bremsten. „Es wird noch ein paar Tage und Wochen brauchen, bis ich mich zu 100 Prozent einfüge, aber es hat sich schon sehr gut angefühlt“, sagte Alaba nach dem 0:0 gegen Milan in Klagenfurt.

Atletico in der Rolle des Gejagten

Atletico blieb im Trubel um Messi, Ramos und dem abgesegneten 2,7 Milliarden Euro schweren Deal der Liga mit dem Finanzdienstleister CVC unter dem Radar. Dabei hat der Champion um Langzeitcoach Diego Simeone mit Mittelfeldspieler Rodrigo de Paul nachgebessert.

Der argentinische Copa-America-Sieger mit Zug nach vorne kam um 35 Millionen Euro von Udinese. Abgegeben hat Atletico bisher keinen wichtigen Akteur. Die Mission Titelverteidigung startet am Sonntag auswärts bei Celta de Vigo. Der Startschuss in die Saison fiel bereits am Freitagabend mit der Partie Valencia gegen Getafe (1:0).

Spanische Liga, erste Runde

Freitag, 13. August:
Valencia Getafe 1:0
Samstag, 14. August:
Mallorca Betis Sevilla 1:1
Cadiz Levante 1:1
Alaves Real Madrid 1:4
Osasuna Espanyol Barcelona 0:0
Sonntag, 15. August:
Celta Vigo Atletico Madrid 1:2
FC Barcelona Real Sociedad 4:2
FC Sevilla Rayo Vallecano 3:0
Montag, 16. August:
Villarreal Granada 0:0
Elche Bilbao 0:0

Tabelle: