Großschartner erzielte im Vorjahr mit Platz neun das zweitbeste Vuelta-Ergebnis eines Österreichers in der Nachkriegsgeschichte. In diesem Jahr verlief die Vorbereitung mit mehr als zwei Monaten Trainingszeit aber etwas anders als 2020, als infolge der Coronavirus-Verschiebungen kurz zuvor noch die Tour de France stattgefunden hatte. Der 27-Jährige nutzte die Zeit und holte sich in Trainingslagern auf Sardinien und Mallorca den Feinschliff.
„Da habe ich eine gute Hitzeanpassung gehabt, das ist sicher ein wichtiger Faktor“, sagte der Oberösterreicher im Hinblick auf die hohen Temperaturen im spanischen Sommer. Eine konkrete Platzierung setzte sich der Bora-Kapitän nicht als Ziel, er will sich auf seine eigene Leistung fokussieren. „Ich will nach der 21. Etappe im Bus sitzen und mit mir zufrieden sein, dass ich jeden Tag mein Bestes gegeben habe und keine Fehler gemacht habe“, so Großschartner, der in diesem Jahr bereits eine Etappe der Tour of the Alps gewonnen und danach den Giro d’Italia (42.) bestritten hat.

Vuelta-Premiere für Duo
Auf Erfahrung bei großen Landesrundfahrten kann sein oberösterreichischer Landsmann Bayer hingegen nicht zurückgreifen. Der 21-Jährige bestreitet in Spanien seine erste Grand Tour über drei Wochen. Bei der Burgos-Rundfahrt Anfang August zeigte der Alpecin-Profi mit Rang fünf auf einer Bergetappe auf. Deshalb ist er für sein Grand-Tour-Debüt zuversichtlich: „Ich habe bei der Burgos-Rundfahrt gemerkt, dass die Form super passt für die Vuelta. Die Vorfreude ist riesig, und mit dieser Mannschaft können wir auf eine gute Etappenjagd gehen.“
Auch für Gamper ist es die erste Spanien-Rundfahrt, er ist als Helfer bei Bora vorgesehen. Seine erste Grand Tour hatte der 24-jährige Tiroler im Oktober beim Giro d’Italia bestritten, er kam dort nach einem Sturz aber nicht ins Ziel. Nicht am Start stehen kann in Spanien Gregor Mühlberger. Der Olympiateilnehmer war zwar im Aufgebot seines Rennstalles Movistar eingeplant, musste aber wegen seines bei der Burgos-Rundfahrt erlittenen Armbruches absagen.
Roglic jagt Hattrick
Der Weg zum Gesamtsieg führt erneut über Roglic. Der Slowene hat die beiden jüngsten Vuelta-Ausgaben für sich entschieden und krönte sich nach seinem Sturz-Out bei Tour de France in Tokio kürzlich zum Olympiasieger im Einzelzeitfahren. Die Mission des 31-Jährigen ist klar: Er möchte die Spanien-Rundfahrt zum dritten Mal gewinnen. Sollte ihm das gelingen, wäre er nach Tony Rominger, Roberto Heras und Alberto Contador der erst vierte Fahrer mit drei Vuelta-Siegen.
Die anderen Starter werden sich bis zum Ziel, das erstmals seit 2014 nicht in Madrid, sondern Santigo de Compostela befindet, allerdings nicht kampflos geschlagen geben. Der Kolumbianer Egan Bernal verfolgt beispielsweise ein ähnliches Ziel. Er tritt zwar zum ersten Mal bei der Spanien-Rundfahrt an, siegte im heurigen Mai aber bereits beim Giro d’Italia und gewann 2019 die Tour de France. Mit dem Grand-Tour-Triple würde er sich in einen illustren Kreis hieven, dieses Kunststück gelang bisher erst sieben Fahrern.

Auch Bernals Ineos-Teamkollegen Richard Carapaz ist einiges zuzutrauen. Der Mann aus Ecuador entschied nicht nur vor Kurzem das olympische Straßenrennen für sich, Carapaz machte heuer auch bereits als Gesamtdritter der Tour de France auf sich aufmerksam. Mit seinem zweiten Platz bei der Vuelta im letzten Jahr zeigte er auch in Spanien bereits sein Können. Nicht dabei sein wird hingegen der diesjährige Tour-Sieger Tadej Pogacar, sein nächstes Ziel sind die Weltmeisterschaften Ende September in Belgien.