Daniel Bachmann (Watford)
Reuters/David Klein
Fußball

Bachmanns steiniger Weg nähert sich Gipfel

Das Jahr 2021 war für Daniel Bachmann trotz der allgegenwärtigen Coronavirus-Pandemie bisher kein schlechtes. Mit Watford feierte der Niederösterreicher das Comeback in der englischen Premier League, als neuer Teamtorhüter von Österreich stand er bei der EM im Rampenlicht. Nun steht der Niederösterreicher vor seinem ersten Spiel im englischen Oberhaus – der vorläufige Gipfel einer Reise, die vor zehn Jahren begann.

Aus rot-weiß-roter Sicht ist der Torhüter, der am Samstag mit Watford Aston Villa empfängt, vorerst der einzige heimische Spielerklecks auf der Landkarte der Premier League. Trainer Ralph Hasenhüttl ist bei Southampton der zweite heimische Vertreter, nachdem sich Christian Fuchs von Leicester City Richtung USA verabschiedet hat. Für Bachmann ist jedenfalls der Klassenerhalt das große Ziel: „Das ist das Wichtigste.“ Leicht wird es für Watford nicht, zumindest aus Sicht der Buchmacher. Neben Mitaufsteiger Norwich City sind die „Hornets“ Abstiegskandidat Nummer eins.

Erst seit Jänner dieses Jahres steht Bachmann im Tor von Watford. Nach der Verletzung von Englands ehemaligem Teamkeeper Ben Foster nutzte er die Chance, der spanische Trainer Xisco Munoz baut seither auf ihn. In den 23 Runden, in denen er bis Saisonende im Einsatz war, gab es 16 Siege bei nur 13 Gegentoren. Watford stieg als Zweiter hinter Norwich auf. Mit der Mannschaft feierte auch der prominenteste Fan, Popstar Elton John. Bachmann nennt auch ein gemeinsames Foto mit dem 74-Jährigen sein eigen. „Er ist ein richtiger Fan, kennt alle Spieler“, sagt der österreichische Teamtorhüter über den ehemaligen Vorsitzenden des Clubs.

Parade von Daniel Bachmann (AUT) bei einem Freistoß im EM-Match gegen Italien
APA/AFP/Justin Tallis
Bachmann spielte sich bei der EM mit einigen starken Paraden ins internationale Rampenlicht

Der erste Torhüter aus Österreich in der Premier League ist Bachmann nicht. Nach Alexander Manninger für Arsenal stand Jürgen Macho zuletzt im Jänner 2003 für Sunderland auf dem Feld. Aber der Weg, um seinen Landsleuten als Schlussmann in der obersten Liga des Vizeeuropameisters zu folgen, war für Bachmann ein steiniger. „Es war nicht immer leicht, auch in den letzten zwei Jahren. Da ist es doppelt schön, wie es in den letzten sieben Monaten gelaufen ist“, sagte der Niederösterreicher.

Über Umwege in die Premier League

Mit 17 Jahren brach der nahe Wiener Neustadt aufgewachsene Torhüter aus Österreich auf die Insel auf. Stoke City holte ihn aus dem Nachwuchs der Wiener Austria. Mit dem Sprung aus dem Jugend- in den Profibereich folgten Wanderjahre. Wrexham in Wales, Ross County in Schottland und der FC Bury in England waren Leihstationen. 2017 ging es fix ins nordwestlich von London gelegene Watford, wo einst auch Sebastian Prödl verteidigte. Von dort wurde Bachmann für eine Saison an Kilmarnock in Schottland verliehen.

„Ich habe immer gewusst, dass ich eine Chance bekommen muss. Nur ist sie lange nie gekommen“, sagte Bachmann rückblickend. Das Gefühl, ein Jahrzehnt nachdem er die Koffer in Österreich gepackt hat, endlich in der Premier League spielen zu können, sei etwas Besonderes. „Ich musste geduldig sein, habe lange auf diesen Moment hingearbeitet“, so der mit einer Engländerin verheiratete zweifache Familienvater. Zusätzlicher Anreiz ist die Rückkehr der Fans in die Stadien. In England, wo die 7-Tage-Inzidenz seit etwa zwei Wochen sinkt, darf die volle Kapazität wieder ausgereizt werden. 22.000 Zuschauer passen in Watford ins Vicarage-Road-Stadion.

„Ich will mich etablieren“

Bachmanns Leistungen in der League Championship blieben auch in der Heimat nicht unbeobachtet. Der Sprung zur EM gelang, dort stand er als neuer Schlussmann der Nationalmannschaft in allen vier Partien im Gehäuse. „Ich habe sicher davon profitiert, dass die EM um ein Jahr verschoben worden ist“, so der 1,91-m-Mann. Nach dem Achtelfinale habe es Anrufe bei seinem Berater gegeben. Arsenal war dem Vernehmen nach interessiert. Er selbst habe aber mit niemandem gesprochen, erklärte Bachmann.

Auch sein Verein soll laut Medienberichten Anfragen abgelehnt haben. „Für mich war aber klar, dass ich bei Watford bleiben will. Ich will mich in der Premier League etablieren. Was dann in einem Jahr ist, wird man sehen.“ Bachmanns Vertrag bei Watford läuft noch bis Sommer 2024. Nachdem er nach der EM laut eigener Aussage kurz die Zügel schleifen ließ, hat Bachmann nun rechtzeitig zum Saisonstart wieder Betriebstemperatur erreicht. Im letzten Test gegen Crystal Palace (1:3) stand Bachmann bereits über die volle Spielzeit auf dem Platz. „Ich fühle mich wohl, fühle mich fit“, so Bachmann. Gegen Aston Villa, Brighton & Hove und Tottenham hat der 27-Jährige in den ersten drei Ligarunden Gelegenheit, das zu beweisen.

Englische Premier League, erste Runde

Freitag, 13. August:
Brentford Arsenal 2:0
Samstag, 14. August:
Manchester United Leeds 5:1
Burnley Brighton & Hove 1:2
Chelsea Crystal Palace 3:0
Everton Southampton 3:1
Leicester Wolverhampton 1:0
Watford Aston Villa 3:2
Norwich Liverpool 0:3
Sonntag, 15. August:
Newcastle West Ham 2:4
Tottenham Manchester City 1:0