Leere Tribüne im Olympiastadion in Tokio
APA/AFP/Antonin Thuillier
Paralympics

Tokio sieht erneut nur „Geisterspiele“

Die Paralympischen Bewerbe ab dem 24. August in Tokio werden ebenfalls als „Geisterspiele“ stattfinden. Die Organisatoren einigten sich auf eine Zuschauerbegrenzung ähnlich wie bei den Olympischen Spielen, da sich die japanische Hauptstadt wegen der steigenden Zahl an Coronavirus-Infizierungen weiterhin im Lockdown befindet, wie es am Freitag (Ortszeit) hieß.

Bei Olympia waren Zuschauer von nahezu allen Wettkämpfen ausgeschlossen. Nur bei den Marathon- und Gehbewerben im nördlichen Sapporo oder bei den Triathlon- und Radwettkämpfen im Raum Tokio waren an den Straßenrändern Zuschauer zu sehen gewesen. In den Stadien und Arenen waren hingegen nur akkreditierte Sportler, Betreuer und Journalisten zugelassen.

Seit Beginn der am Sonntag zu Ende gegangenen Sommerspiele hat sich die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Tokio wegen der explosionsartigen Ausbreitung der Delta-Variante mehr als verdoppelt. Am Freitag registrierte die Hauptstadt 5.773 Fälle binnen 24 Stunden und damit den höchsten Stand seit Ausbruch der Pandemie. Die Zahl der CoV-Patienten mit schweren Symptomen stieg landesweit auf den Höchststand von 1.478 Fällen.

Olympiastadion in Tokio mit leeren Tribünen
Reuters/Hannah Mckay
Bei Olympia erweckte nur das Muster der Sitze den Eindruck eines gefüllten Stadions

Laut eines Expertenteams der Regierung sei die medizinische Versorgung am Anschlag. Die Gouverneure des Landes forderten die unter Druck stehende Zentralregierung von Ministerpräsident Yoshihide Suga zu „drastischen Maßnahmen“ auf. So sollten Ausgangssperren wie in anderen Ländern in Erwägung gezogen werden und der Bevölkerung in deutlichen Worten die ernste Lage klargemacht werden, hieß es.

IPC-Präsident: „Maßnahmen funktionieren“

Zuvor hatte der Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), Andrew Parsons, bekräftigt, die Paralympics könnten wie Olympia sicher veranstaltet werden. „Die Spiele haben gezeigt, dass die Maßnahmen gegen Covid-19 funktionieren“, beteuerte Parsons. Das könne den Paralympics-Machern Zuversicht geben. Dennoch dürfe man nicht bequem werden. „Wir können die aktuellen Fallzahlen in Japan und Tokio nicht ignorieren“, sagte der Chef des Dachverbands. Jeder Beteiligte an den Paralympics müsse Vorsicht walten lassen und sich strikt ans Regelwerk halten.

Die Gouverneure machten sich für die Einrichtung eines landesweiten Mechanismus zur Koordinierung medizinischer Kräfte stark. Der für seine direkte Art bekannte populistische Politiker Taro Hashimoto forderte am Freitag im Fernsehen unter anderem eine Maskenpflicht, Geldstrafen bei Zuwiderhandlung und die Verwendung von Impfnachweisen für Besuche von Restaurants und anderen Einrichtungen. Der inzwischen vierte Notstand im Großraum Tokio sowie anderen Präfekturen sieht lediglich Appelle an die Bürger vor, möglichst zu Hause zu bleiben. Restaurants dürfen keinen Alkohol ausschenken und sollen früher schließen.