Binder bescherte KTM vor 145.000 Zuschauern auf dem Red-Bull-Ring einen unerwarteten Heimsieg. Der Südafrikaner verzichtete am Sonntag beim Grand Prix von Österreich als einziger Fahrer auf den Umstieg auf Regenreifen und wurde für sein riskantes Manöver mit seinem zweiten Sieg nach jenem in Brno im Vorjahr in der MotoGP-Klasse belohnt. Vier Runden vor Schluss des Flag-to-Flag-Rennens führte Marc Marquez eine Sechsergruppe mit Binder an. Fünf Fahrer bogen angesichts der immer nasser werdenden Piste zum Bikewechsel an die Box ab. Nur der Südafrikaner riskierte und blieb mit den profillosen Slickreifen auf der Strecke.
„Das war kein Rennfahren mehr, sondern ein Überlebenskampf. Ich war in permanenter Sturzgefahr“, gestand Binder, nachdem er die letzten 13 Kilometer wie auf rohen Eiern zurückgelegt hatte. Während im Finish die Fahrer auf Regenreifen wieder stark aufholten, hatte der Topspeed-Weltrekordler (362,4 km/h in Mugello) letztlich sogar genügend Vorsprung herausgefahren, um trotz einer Zeitstrafe fast zehn Sekunden vor dem Italiener Francesco Bagnaia den Sieg einzufahren. „Wie mein Vater immer sagt: Das Leben belohnt die Mutigen“, sagte Binder über sein gelungenes Pokerspiel.
Binder gewinnt MotoGP in Spielberg
In einer chaotischen Schlussphase sichert sich KTM-Pilot Brad Binder den Sieg beim MotoGP in Spielberg. In der regnerischen Schlussphase riskierte er am meisten und wurde dafür belohnt.
„Mut, Herz und Können“
„Jeder Heimsieg ist besonders. Aber dieser ist unglaublich“, freute sich auch Teammanager Mike Leitner über Binders Regencoup. „Das war eine wirklich starke Entscheidung von ihm. Wir haben Brad keine Nachricht geschickt, es war alleine seine Entscheidung.“ Leitner erklärte: „Er war der Einzige, der wusste, was draußen auf der Strecke wirklich los ist. Mit Slicks im Regen zu fahren ist aber normalerweise unmöglich. Brad war in jeder Kurve einem Sturz nahe, ich ziehe den Hut.“ Auch KTM-Motorsportchef Pit Beirer war begeistert: „Brad hat unglaublichen Mut bewiesen. Ausgerechnet der Fahrer, über den wir immer sagten, er kann nicht im Regen fahren. Und dann beweist der so unglaublich viel Mut, Herz und Können.“
Damit endete das Österreich-Heimspiel für KTM trotz Sturz, Handverletzung, Erkrankung und Doppelnull für den Portugiesen Miguel Oliveira doch noch versöhnlich. Dank der Siege von Binder, des Erfolgs Raul Fernandez in der Moto2 für das KTM-Ajo-Team sowie dank Sergio Garcia (GasGas) in der Moto3 gab es durchwegs Erfolge für Produkte oder Teams der Gruppe von Stefan Pierer. Binder überholte dank seiner Plätze vier und eins auch Oliveira und ist nun WM-Sechster.

Streckenrekord viermal verbessert
Denkwürdig waren die beiden Rennen nach der fünfwöchigen Sommerpause auch deshalb, weil der Streckenrekord von Marquez aus 2019 insgesamt gleich viermal verbessert wurde. Jorge Martin, die Fahrerentdeckung des Österreich-Doppels, sorgte mit Pole in beiden Rennen und seinem Sieg im ersten für Furore. Der Spanier erzielte auf seiner Ducati letztlich auch jene Rekordrunde, die mit einer Zeit von 1:22,643 Minuten und einem Schnitt von 188 k/h wohl in die Ewigkeit eingehen wird, wenn die für 2022 auf dem Red Bull Ring geplante „Doppelkurven-Schikane“ tatsächlich kommt.
Den Fans war es jedenfalls egal, dass sie beim letzten Auftritt in Spielberg von Altstar Valentino Rossi bisweilen von Sommergewittern durchnässt und dabei auch von Hagelkörnern getroffen wurden. Am Sonntag schien erstmals seit 2019 ein MotoGP-Rennen auf dem eigenwilligen Red Bull Ring in einem Durchgang möglich. Ducati-Pilot Francesco Bagnaia raste vermeintlich dem ersten italienischen Saisonsieg entgegen, auch Marquez und Martin mischten auf trockener Piste vorne mit. Der Regen stellte jedoch alles auf den Kopf.
Weiter geht die WM 2021 in Silverstone. In der MotoGP-Wertung führt weiter der vierfache Saisonsieger Fabio Quartararo. Der nächste Auftritt in Spielberg ist von 19. bis 22. August 2022 geplant.