Roger Federer (SUI)
Reuters/USA Today Sports/Peter van den Berg
Tennis

Federer droht nach Operation Karriereende

Wie groß oder wie klein sein Hoffnungsschimmer für ein Comeback ist, weiß womöglich nur Roger Federer selbst. Etwas emotional angegriffen wirkte der Schweizer Tennisstar, als er am Sonntagabend in einem Video auf Instagram seine nächste Knieoperation bekanntgab und auch diesen bemerkenswerten Satz sagte: „Ich will mir einen Funken Hoffnung geben, auf die Tour zurückzukehren.“ Dass dieser heftige Rückschlag das Ende seiner Ausnahmekarriere bedeuten könnte, ist ihm offenbar bewusst.

Zwar sprach Federer in der gut eineinhalb Minuten langen Botschaft nicht vom Abschluss seiner Laufbahn, er räumte aber ein: „Ich bin realistisch, versteht mich nicht falsch, ich weiß, wie schwierig eine Operation in diesem Alter ist.“ Genau eine Woche, nachdem ihn zu seinem 40. Geburtstag zahlreiche gute Wünsche erreicht hatten, musste Federer von seiner nächsten langen Zwangspause berichten. „Ich werde mehrere Wochen an Krücken gehen und mehrere Monate ‚out of the game‘ sein“, stellte der Schweizer klar.

Sein Knie habe sich in der Rasensaison und in Wimbledon verschlechtert. Nach diversen Untersuchungen sei ihm klar geworden, dass es ohne eine Operation nicht gehe. Um welche Verletzung es sich genau handelt, sagte der 20-fache Grand-Slam-Turniersieger nicht. Er wolle gesund werden, er wolle später noch herumlaufen können. Und er wolle die Reha mit dem Ziel angehen, weiter auf der Tour aktiv zu sein, fügte er hinzu.

Federer fällt länger aus

Bereits zum dritten Mal muss sich Tennisstar Roger Federer am Knie operieren lassen. Damit fällt der Gewinner von 20 Grand-Slam-Turnieren vermutlich für den Rest der Saison aus.

Zweifel an Rückkehr werden größer

Federer verpasst damit nicht nur die am 30. August beginnenden US Open in New York, sondern wohl auch die restliche Saison 2021. Aber wird die langjährige Nummer eins der Welt überhaupt noch einmal wettbewerbsfähig? In einem Maße, wie es eines Superstars würdig wäre? Wann ist eine Rückkehr denkbar? Oder war es das jetzt? Die Zweifel, ob es Federer noch einmal zurück in die Weltspitze schafft, werden größer und größer. Offenbar will er sich aber noch einmal quälen. Es soll ihm nicht eine Verletzung diktieren, wann Schluss ist.

Immer mehr kristallisiert sich jedoch heraus, dass Federer ein krönender Abschluss seiner glänzenden Laufbahn verwehrt bleiben dürfte. Die letzte Chance auf einen Major-Titel hat er womöglich 2019 verspielt, als er im längsten Endspiel der Wimbledon-Geschichte zwei Matchbälle gegen Novak Djokovic ausließ. Auf sein Lieblingsturnier hatte Federer in dieser Saison alles ausgerichtet, nachdem er im März nach mehr als einem Jahr sein Comeback gegeben hatte. Gleich zweimal hatte er sich 2020 am Knie operieren lassen.

Roger Federer (SUI) und Novak Djokovic (SRB) reichen sich nach dem Wimbledon-Finale 2019 die Hand
APA/AFP/Will Oliver
Im Wimbledon-Finale 2019 verpasste Roger Federer nach zwei vergebenen Matchbällen seinen 21. Major-Sieg

In diesem Jahr hat Federer lediglich 13 Spiele bestritten. Zuletzt scheiterte er auf ernüchternde Weise im Wimbledon-Viertelfinale. Spätestens seit dem 0:6 im dritten Satz gegen den Polen Hubert Hurkacz war klar, dass Federer eine schwierige Phase durchläuft. Anschließend musste der vierfache Vater erst einmal alles sacken lassen. Er sagte für die Olympischen Spiele in Tokio ab und verzichtete auf den Auftakt der Hartplatzsaison in Nordamerika.

Djokovic kann Federer und Nadal übertreffen

Auch der Spanier Rafael Nadal pausiert derzeit verletzt – und Djokovic nimmt sich nach seiner Olympiaenttäuschung ebenfalls eine Auszeit. Der serbische Weltranglistenerste kündigte aber bereits an, bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris wieder auf Goldjagd zu gehen und seinen Fokus auf die anstehenden US Open zu legen. Schon in New York könnte Djokovic mit seinem 21. Grand-Slam-Titel seine Rivalen Federer und Nadal hinter sich lassen.

Federers Ziel dürfte sein, selbst zu bestimmen, wann er sein Tenniskapitel schließen möchte. Schon vor längerer Zeit hat er einmal gesagt, er müsse nicht kitschig aufhören. Aber mit einer Verletzung soll es eben auch nicht zu Ende gehen. Mehr als einen winzigen Hoffnungsschimmer auf ein solch wundersames Comeback wie 2017 dürften aber auch seine größten Fans nicht haben. Damals gewann Federer überraschend die Australian Open – und danach Wimbledon.