Karim Adeyemi (RBS)
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Champions League

Salzburg hat Hattrick im Visier

Es ist das bisher wichtigste Spiel der Saison: Serienmeister FC Salzburg empfängt am Dienstag (21.00 Uhr) im Play-off-Hinspiel um den Einzug in die Champions League Bröndby IF. Die Salzburger wollen zum dritten Mal in Serie in die Gruppenphase der Königsklasse, die Favoritenrolle nehmen sie aber nur ungern an. Trainer Matthias Jaissle sprach von „zwei Spielen auf Augenhöhe“. Dabei befindet sich sein Ex-Club in einer sportlichen Krise.

Bröndbys Ligastart ging mit nur drei Punkten aus den ersten fünf Spielen daneben. Dazu muss Dänemarks Meister nach positiven Coronavirus-Tests in Salzburg die halbe Startformation vorgeben. Laut Jaissle sind die Ausfälle aufzufangen. „Bröndby hat einen Topkader auch in der Breite“, sagte der 33-Jährige, der von 2017 bis 2019 als Kotrainer beim Traditionsclub aus der Kopenhagener Vorstadt war.

Der Deutsche erwartet vom Gegner eine „Jetzt erst recht“-Mentalität. „Sie werden versuchen, ihren Fehlstart so gut wie möglich zu kompensieren.“ Dass er einige Bröndby-Spieler aufgrund seiner Vergangenheit so gut kenne, sei sicher kein Nachteil. „Wir müssen gewappnet sein vor der Qualität der Truppe“, betonte Jaissle. „Die werden uns wirklich fordern in allen Bereichen. Sie wollen in die Champions League, aber dafür müssen sie erst einmal an uns vorbei.“

Salzburg bereit für Mission Königsklasse

Salzburg ist derzeit in der Bundesliga nicht zu stoppen. Nun wollen die Bullen auch den Einzug in die Champions-League-Gruppenphase schaffen. Im ersten Play-off-Duell treffen sie am Dienstag auf den dänischen Meister Bröndby.

Bröndby-Coach Niels Frederiksen sah die Komplimente diplomatisch. „Das freut mich, aber wenn man es objektiv sieht, haben sie viel mehr Geld als wir. Und wenn das nicht reicht für den Favoritenstatus, dann haben sie das Geld falsch ausgegeben“, meinte er trocken.

Salzburg will sich „belohnen“

Jaissle will jedenfalls das Werk seines Vorgängers Jesse Marsch, der mit Salzburg zweimal die Königsklasse erreicht hat, vollenden. „Es ist ein besonderes Spiel, damit sich die Jungs belohnen für den Aufwand der letzten Wochen und auch des letzten Jahres“, so der Neocoach, der vom Zweitteam FC Liefering aufgestiegen ist. „Es war eine gute Saison unter Jesse. Jetzt gilt es, sich zu belohnen, dass wir dann auch in der Champions League auflaufen.“

RBS-Coach Matthias Jaissle
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Matthias Jaissle hofft es seinem Vorgänger Jesse Marsch gleichzutun

Sein Team könne „mit breiter Brust“ in die Partie gehen. Die ersten fünf Pflichtspiele unter Jaissle hat Salzburg alle gewonnen – dazu kommen Testspielerfolge gegen Atletico Madrid (1:0) und FC Barcelona (2:1). Seine junge Truppe soll sich auch in der Königsklasse „mit den besten Europas“ messen können, so der Wunsch. „Dafür spielen sie Fußball und dafür sind sie hier in Salzburg. Für mich als Trainer ist es der größte Anreiz, die Jungs dahinzuführen, dass sie das schaffen.“

Köhn gewinnt Duell um Nummer eins

Zur Nummer eins im Tor hat Jaissle den Deutsch-Schweizer Philipp Köhn gemacht. „Wir sind alle bereit“, versicherte der 23-Jährige, der sich gegen den zwei Jahre jüngeren Deutschen Nico Mantl durchgesetzt hat. Auch Köhn sprach von einer „sehr breiten Brust“. Verzichten müssen die Salzburger neben den Langzeitverletzten Sekou Koita und Albert Vallci wohl auf den vierfachen Torschützen der CL-Vorsaison, Mergim Berisha, und Routinier Zlatko Junuzovic. Letzteren bezeichnete Jaissle ob dessen Wadenverletzung als „äußerst fraglich“.

Philipp Koehn (RBS)
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Der Deutsch-Schweizer Philipp Köhn hat sich im Duell um die Nummer eins gegen Nico Mantl durchgesetzt

Personalsorgen bei Bröndby

Deutlich größer sind die Personalsorgen bei Bröndby. Mit dem Ex-Salzburger Josip Radosevic, Mathias Greve und dem US-Amerikaner Christian Chappis hat sich das gesamte zentrale Mittelfeld der Dänen mit CoV infiziert. In Sigurd Rosted und Tobias Börkeeiet fallen neben Ersatztorhüter Thomas Mikkelsen zwei weitere Stammspieler in der Defensive nach positiven Tests aus. Im Sturm hat der Ex-Rapidler Andrija Pavlovic seinen Torriecher bisher nicht gefunden.

CL-Qualifikation, Play-off, Hinspiel

Dienstag, Beginn 21.00 Uhr:

Salzburg – Bröndby

Stadion Salzburg, SR Marciniak/POL

Salzburg: Köhn – Kristensen, Solet, Wöber, Ulmer – Capaldo, Camara, Seiwald – Sucic – Sesko, Adeyemi

Bröndby: Hermansen – Bruus, Hendriksen, Maxsö, Tshiembe, Mensah – Gammelby, Frendrup, Slimane, Hedlund – Uhre

Rückspiel am 25. August (21.00 Uhr) in Kopenhagen

„Natürlich ist das ein Problem“, gestand Frederiksen. „Aber es wäre das gleiche, wenn wir Verletzte oder Kranke nicht zur Verfügung hätten. Unser Kader steht. Die sind alle bereit, da müssen wir halt Gas geben. Wir haben einen ganz klaren Plan“, sagte der 50-Jährige, der ein spielbestimmendes Salzburg erwartet.

„Sie werden ein hohes Pressing spielen, es ist uns bewusst, dass Salzburg viel mehr Ballbesitz haben wird. Wenn wir aber den Ball haben, müssen wir es gut machen. Wir hoffen natürlich, dass sich der viele Ballbesitz von Salzburg nicht in vielen Toren auswirkt.“

Jaissle bezeichnete Pavlovics Nebenmann Mikael Uhre, mit 19 Ligatoren in der Vorsaison dänischer Schützenkönig, als Schlüsselspieler. Sein Ex-Club, mit dem er 2018 unter Alexander Zorniger Vizemeister und Cupsieger war, würde stets mutig agieren. Zum damals praktizierten Gegenpressing mische sich mittlerweile aber auch mehr Ballbesitzfußball. Jaissle: „Sie haben trotzdem enormen Tiefgang und schnelle Spieler in ihren Reihen – sowohl am Flügel als auch vorne im Sturm.“

Bröndby-Fehlstart anderes „paar Schuhe“

Nach fünf Spielen ohne Sieg dümpelt der Titelverteidiger in der dänischen Superliga allerdings nur auf Platz zehn dahin. Liga und Champions League seien „zwei unterschiedliche paar Schuhe“, meinte Jaissle. Darauf hofft auch Bröndby-Trainer Niels Frederiksen. „Es wird eine komplett andere Aufgabe. Unser Ziel ist, dass das Duell vor dem Rückspiel nächste Woche (25. August, 21.00 Uhr) im Bröndby-Stadion offen ist“, sagte der frühere dänische U21-Teamchef, der mit Esbjerg fB 2013 in der Europa League bereits zweimal auf Salzburg getroffen ist – und jeweils verlor (1:2/h, 0:3/a). Kapitän Andreas Maxsö sah das Spiel immerhin als Chance, „dass wir diese kleine Negativserie beenden“.

Diesmal geht es um ungleich mehr. Der Aufsteiger hat mit dem Einzug in die Gruppenphase der Königsklasse bereits mehr als 15 Millionen Euro Antrittsprämie sicher. Für den Verlierer geht es mit einer Abschlagszahlung von fünf Millionen Euro und einem Teilnahmebonus von rund 3,5 Millionen Euro in der Gruppenphase der Europa League weiter. Bröndby reiste mit acht Niederlagen in seinen vergangenen neun Europacup-Auswärtsspielen nach Salzburg. Aber auch die „Bullen“ haben nur eines ihrer jüngsten acht Europacup-Heimspiele gewonnen – im Vorjahr im Play-off-Rückspiel gegen den ebenfalls von CoV geschwächten israelischen Meister Maccabi Tel Aviv (3:1).