Annika Schleu (GER) weint auf ihrem ihr zugelostem Pferd
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Pferdesport

Olympiadramen haben rechtliches Nachspiel

Nach dramatischen Zwischenfällen bei den Reitbewerben der Olympischen Spiele in Tokio hat die in der Schweiz ansässige Tierschutzorganisation IG Wild beim Wild eine Anzeige gegen das Internationale Olympische Komitee (IOC) und den Internationalen Pferdesportverband (FEI) eingebracht. Dem IOC und der FEI wird laut Mitteilung vom Dienstag Verletzung der Tierschutzgesetze vorgeworfen. Auch der deutsche Tierschutzbund kündigte Strafanzeige an.

Grund für die von der IG Wild beim Wild bei der Staatsanwaltschaft Lausanne eingebrachte Strafanzeige sind Vorfälle in den drei olympischen FEI-Disziplinen, bei denen die Verantwortlichen des IOC und der FEI nicht rechtzeitig eingeschritten seien, sowie im Springreiten des Modernen Fünfkampfes. Dessen Weltverband UIPM wurde allerdings nicht angezeigt.

IOC und FEI werden Verletzungen der Tierschutzgesetzgebung sowie mehrerer Artikel des Tierschutzgesetzes und der Tierschutzverordnung vorgeworfen. Medienberichten zufolge habe „die ganze Welt wieder an diversen Tagen, insbesondere am 1., 5. und 6. August 2021, Tierquälerei beim Reitsport beobachten“ können, heißt es in dem Schreiben der IG.

Die Tierschutzorganisation führt folgende Beweise an: In der Vielseitigkeit musste der Wallach des Schweizers Robin Godel nach einem Sturz in der Geländeprüfung wegen einer Bänderverletzung eingeschläfert werden, das Springreit-Pferd des Iren Cian O’Conner blutete aus den Nüstern, und die Rollkur, bei der der Hals des Pferdes überdehnt wird, sei trotz Verbotes praktiziert worden. Im Modernen Fünfkampf hätte die „Tierquälerei zu Lasten des Pferdes Saint Boy“ im Springreiten durch die Deutsche Annika Schleu und deren Trainerin verhindert werden müssen.

Mitarbeitr der olympischen Spiele errichten eine Absperrung für die Sicht, nachdem das Pferd Jet Set des Schweizers Robin Godel sich beim Bewerb verletzt hatte
APA/AFP/Behrouz Mehri
Nach der Verletzung des Wallachs des Schweizers Robin Godel wurde in Tokio blickdicht gemacht

Strafanzeige gegen Schleu und Trainerin

Der Deutsche Tierschutzbund hatte bereits eine Strafanzeige gegen Schleu und die deutsche Bundestrainerin Kim Raisner angekündigt. Wie die Organisation am Freitag mitteilte, wirft sie Schleu aufgrund der Ereignisse beim Reitwettbewerb Tierquälerei und Raisner Beihilfe zur Tierquälerei vor.

Das Schleu zugeloste Pferd hatte im Parcours in Tokio verweigert, Raisner hatte die weinende Berlinerin mit den Worten „Hau mal richtig drauf“ zum Einsatz der Gerte aufgefordert. In einem leistungsorientierten Wettkampf zwischen Menschen hätten Tiere nichts zu suchen, sagte der deutsche Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder. Die Anzeige diene auch der grundsätzlichen Klärung dieses Problems.

In einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte sich Schleu zuletzt erneut gegen den Vorwurf gewehrt, ihr Pferd im Wettkampf gequält zu haben. „Ich habe das Pferd nicht extrem hart behandelt. Ich hatte eine Gerte dabei, die vorher kontrolliert wurde. Genauso wie die Sporen. Ich bin mir wirklich keiner Tierquälerei bewusst“, sagte die 31-Jährige. Sie bekannte aber auch, dass sie eventuell früher hätte sagen können: „Okay, es hat einfach keinen Wert.“