Champions League

Salzburg dreht Hinspiel gegen Bröndby

Der FC Salzburg hat am Dienstag das Hinspiel im Play-off der UEFA Champions League daheim gegen den dänischen Meister Bröndby mit 2:1 (0:1) gewonnen. Österreichs Serienchampion war vor 17.538 Zuschauern in Wals-Siezenheim drückend überlegen, musste aber lange einem Rückstand nachlaufen. Das hochverdiente Siegestor fiel in letzter Minute.

Der regierende dänische Torschützenkönig Mikael Uhre sorgte für eine kalte Dusche (4.), danach spielte nur noch Salzburg – am Ende stand ein Torschussverhältnis von 18:2 zu Buche. In der ersten Hälfte liefen sich die Gastgeber aber noch am Abwehrriegel der Gäste fest.

Nach der Pause schnürten die Hausherren den Gegner regelrecht ein und erzielten durch Karim Adeyemi den überfälligen Ausgleich (56.). „Joker“ Brenden Aaronson, der in Hälfte zwei viel frischen Wind ins Salzburger Spiel brachte, erzielte kurz vor Ende das 2:1 (90.). Das Rückspiel steigt am kommenden Mittwoch (21.00 Uhr) in Dänemark.

Jubel von Karim Adeyemi (Salzburg)
GEPA/Harald Steiner
Salzburg-Stürmer Adeyemi sorgte für den längst überfälligen Ausgleich kurz nach der Pause

Überraschung in Startelf

Bei seinem allerersten Europacup-Spiel überhaupt veränderte Trainer Matthias Jaissle im Vergleich zum 1:0 bei der Admira am vergangenen Samstag die Startelf nur an einer Position. Etwas überraschend bekam der argentinische Neuzugang Nicolas Capaldo den Vorzug gegenüber Brenden Aaronson im Mittelfeld. Jungcoach Jaissle, der von 2017 bis 2019 Kotrainer in Kopenhagen war, musste auf seinen Routinier Zlatko Junuzovic und den in der Königsklasse erprobten Stürmer Mergim Berisha (vier Tore 2020/21, Anm.) verletzungsbedingt verzichten.

Ganz andere Personalsorgen verzeichnete allerdings Bröndby vor dem Spiel in Wals-Siezenheim: Trainer Niels Frederiksen standen nach positiven Coronavirus-Tests sechs Spieler nicht zur Verfügung, darunter der Ex-Salzburger Josip Radosevic. Bereits im Vorjahr beim Aufstieg gegen Maccabi Tel Aviv hatte Salzburgs Gegner mit einem CoV-Cluster zu kämpfen. Bröndby setzte auch deswegen auf ein defensives 5-3-2-System.

Kalte Dusche für Salzburg

„Es ist ein besonderes Spiel, damit sich die Jungs belohnen für den Aufwand auch des letzten Jahres“, sagte Jaissle vor der Partie. Nach einem neuerlichen Umbruch setzte Salzburg nicht nur auf einen jungen Trainer, sondern auch eine junge Mannschaft. Die aufgebotene Startelf der Hausherren kam auf einen Altersschnitt von lediglich 22,2 Jahren.

Die Salzburger Hintermannschaft stellte sich allerdings nach vier Minuten jugendlich naiv an. Denn der erste Angriff der Gäste führte gleich zu einem Tor. Kevin Mensah ließ auf seiner linken Seite den Dänen in Salzburgs Reihen, Rasmus Kristensen, stehen und bediente in der Mitte Uhre. Mit dem Rücken zum Tor und Maximilian Wöber im Nacken drehte sich der Stürmer geschickt und bezwang die neue Nummer eins Philipp Köhn rechts unten. Uhre ist regierender dänischer Torschützenkönig, nun wusste auch Salzburg endgültig, warum.

Mikael Uhre (Bröndby) und Maximilian Wöber (Salzburg)
GEPA/Harald Steiner
Mikael Uhre drehte sich um Wöber und schob rechts unten zur frühen Führung für Bröndby ein

Die Führung spielte den Dänen freilich in die Karten, konnten sie doch weiterhin defensiv kompakt stehen und auf Konter lauern. Salzburg steckte den Gegentreffer nach einigen Minuten weg, aber Chancen blieben vorerst Mangelware. Nach einem schönen Zuspiel von Wöber übernahm Capaldo den Ball im Sechzehner, schoss aber drüber (12.).

Salzburg läuft sich fest

Es entwickelte sich in der ersten Hälfte ein klares Bild: Bröndby tat nichts für das Spiel und überließ Salzburg den Ball. Zur Pause hatten die „Bullen“ nicht weniger als 75 Prozent Ballbesitz. Die Gastgeber taten sich jedoch schwer, Möglichkeiten zu kreieren. Das lag zum einen eben an der gelb-blauen Mauer, zum anderen aber auch an Salzburg.

Ein Fehlpass hier, zu lange am Ball da. Hoffnungsträger Adeyemi verzettelte sich in Zweikämpfen und haderte mit fragwürdigen Entscheidungen von Referee Szymon Marciniak aus Polen. Sein Partner Benjamin Sesko konnte einmal mit einer herrlichen Annahme das Spielgerät im Sechzehner fixieren, sein Abschluss fiel aber zu harmlos aus (29.). Ein Sucic-Schuss (40.) und ein Wöber-Kopfball (41.) waren auch nicht platziert genug. Kristensen machte es kurz darauf besser und verwertete einen langen Ball ins kurze Eck – stand aber im Abseits.

Schiedsrichter Szymon Marciniak
GEPA/David Geieregger
Adeyemi haderte in der ersten Hälfte mit den fragwürdigen Entscheidungen des polnischen Schiedsrichters Marciniak

Jaissle korrigierte seine Startelf in der Pause und brachte Aaronson für Capaldo. Der US-Amerikaner gab gleich den ersten Warnschuss ab (47.). Salzburg stieg deutlich mehr auf das Gaspedal als noch vor der Pause und schnürte die Dänen folgerichtig ein. Goalie Hermansen konnte die Schüsse von Sesko und Kristensen allerdings entschärfen (54./55.).

Adeyemi erzielt hochverdienten Ausgleich

Eine Minute später machte sich der Dauerdruck aber bezahlt, und es fiel der hochverdiente Ausgleich: Sucic spitzelte einen Kristensen-Pass zum umtriebigen Aaronson. Dessen Abschluss konnte Hermansen noch abwehren, Adeyemi vollendete den Abpraller überlegt ins Kreuzeck (56.). Die Erleichterung war sichtlich groß, das war auch dem Jubel von Jaissle abzulesen, der sein Sakko nach dem 1:1 „durchlüftete“.

Es ging in dieser Tonart weiter: Sesko schoss vorbei (59.), Hermansen lenkte einen Sucic-Heber drüber (60.), Kristensen scheiterte ebenfalls am Schlussmann (63.) und Adeyemi traf auch noch ins Außennetz (64.). Die beste Möglichkeit auf die Führung vergab aber Ulmer, der nach schöner Sucic-Flanke einen noch schöneren Haken fabrizierte, aber mit seinem Abschluss mit dem rechten Fuß kläglich scheiterte (72.).

„Joker“ Aaronson sticht in letzter Minute

Es wäre ein schlechter Scherz gewesen, hätte Anis Ben Slimane mit seinem Schuss das völlig passive Bröndby in Führung gebracht. Der Mittelfeldspieler traf aber aus der Distanz die Latte (75.). „Joker“ Junior Adamu bugsierte das Leder noch über das Tor (83.) und als keiner mehr damit rechnete, traf Aaronson nach Zuspiel von Oumar Solet doch noch zum Sieg der Salzburger (90.). Damit wurde die Tür zur dritten Teilnahme an der Champions League in Folge geöffnet.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Coach): „Unmittelbar nach dem Spiel ist es ein Stück weit Erleichterung. Es war ein Spiel, das wir uns anders vorgestellt hatten. Großes Kompliment an die Truppe, speziell die zweite Halbzeit war sehr gut. Es ist immer so, wenn man sich ganz viel vornimmt, und nach vier Minuten hinten ist, ist es nicht so einfach, so einen Rückstand wegzustecken. Die Mannschaft hat sich in der ersten Halbzeit in die Partie gearbeitet. Vor allem die zweite Halbzeit war richtig, richtig gut.“

Zur Halbzeit-„Predigt“: „Ich hab versucht, die Jungs zu ermuntern. Ich habe gesagt, versucht jetzt nicht wild zu werden, nicht auf Teufel komm raus Torchancen zu kreieren, und sie sensibilisiert, dass es noch drei Viertel zu spielen gibt.“ Zum Rückspiel: „Wir werden das Spiel in Ruhe analysieren. Wir werden von unserer Art und Weise nicht großartig abweichen. Ich denke eher, dass Bröndby etwas offensiver agieren muss. Da werden mehr Räume entstehen als heute.“

Brenden Aaronson (Torschütze zum 2:1): „Ich bin superglücklich. Ich habe dem Team geholfen, das ist das Entscheidende.“ Zu seiner Nichtaufstellung von Beginn an: „Ich denke immer positiv und habe es nicht negativ aufgefasst. Ich kann nicht sagen, in der zweiten Hälfte war der Unterschied nur ich. Bröndby hat sehr defensiv gespielt, das war frustrierend.“

Niels Frederiksen (Bröndby-Trainer): „Wir haben alles gegeben. Wir sind unserem Matchplan bis zum letzten Moment gefolgt. Wir sind gelaufen ohne Ende, haben die Zweikämpfe gut geführt. Unser Ziel war, für das Rückspiel alles so gut wie möglich offen zu gestalten. Ärgerlich war natürlich das späte Gegentor. Aber Salzburg muss im Rückspiel, wenn wir unsere Fans im Rücken haben, richtig Gas geben. Da wartet ein heißer Tanz auf Salzburg.“

UEFA Champions League, Play-off, Hinspiel

Dienstag:

Salzburg – Bröndby 2:1 (0:1)

Stadion Salzburg, 17.538 Zuschauer, SR Marciniak (POL)

Tore:
0:1 Uhre (4.)
1:1 Adeyemi (56.)
2:1 Aaronson (90.)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Solet, Wöber, Ulmer – Camara – Capaldo (46./Aaronson), Sucic, Seiwald – Sesko (77./Adamu), Adeyemi (82./Okafor)

Bröndby: Hermansen – Skipper, Maxsö, Tshiembe – Bruus, Gammelby (86./Kvistgaarden), Frendrup, Slimane, Mensah – Hedlund (72./Pavlovic), Uhre (65./Pyndt)

Gelbe Karten: keine bzw. Frendrup, Maxsö