Marco Rossi (AUT)
GEPA/Philipp Brem
Eishockey

Rossi lässt die Leiden hinter sich

Nach den vergangenen Leidensmonaten aufgrund seiner Coronavirus-Erkrankung startet Marco Rossi in den nächsten Wochen wieder so richtig durch. Das Vorarlberger Talent gibt am Samstag gegen Ungarn und Sonntag gegen Italien (jeweils 16.30 Uhr, live in ORF Sport +) in zwei Testspielen sein Debüt im A-Nationalteam, dann kämpft er mit Österreich in Bratislava um die Olympiateilnahme. Im September soll es im Trainingslager der Minnesota Wild um einen Platz im Kader für die National Hockey League (NHL) gehen.

Der Auswahl durch die Wild im traditionellen NHL-Draft im Oktober des vergangenen Jahres an der bereits neunten Stelle folgte für Rossi ein schweres gesundheitliches Tief. Eine durch eine Infektion mit dem Coronavirus entstandene Herzmuskelentzündung hatte den 19-Jährigen zu einer fünfmonatigen Pause gezwungen und bange Momente verursacht. „Vor dem Einschlafen habe ich zu den Eltern gesagt, kommt zu mir, weil ich Angst hatte, dass ich nicht mehr aufwache. Das war schlimm für die ganze Familie“, so Rossi.

„Es war sicherlich keine einfache Situation, die ich durchgemacht habe“, sagte Rossi im Rahmen des Teamcamps in Wien. „Fürs das Mentale ist es wichtig, dass du weißt, dass du wieder voll trainieren kannst. Ich hatte eine sehr gute Vorbereitung, habe sehr hart und intensiv trainiert. Das habe ich auch gebraucht nach fünf Monaten Nichtstun. Ich glaube, ich bin sogar besser beieinander als letztes Jahr“, betonte der Center.

ÖEHV-Team bereitet sich auf Olympiaquali vor

Österreichs Eishockeynationalteam bereitet sich in Wien auf die Olympiaqualifikation Ende August vor.

Zur Jahreswende hatte Rossi mit Österreich noch die U20-WM in Edmonton gespielt, fühlte sich dabei aber schon müde. Anschließend war er nach Minnesota gereist, um sich für seine erste NHL-Saison vorzubereiten. Bei einem Medizincheck wurden allerdings anormale Blutwerte festgestellt. „Ich war dann drei Wochen quasi durchgehend im Krankenhaus, mindestens acht Stunden täglich. Das war sehr schwer, weil am Anfang niemand gewusst hat, was falsch ist. Mit der Zeit hat man gesehen, dass das Herz geschwollen war. Es gab dann viele Diagnosen, auch das Schlimmste vom Schlimmen“, erzählte der Stürmer.

Marco Rossi und Teamkollegen beim Training
APA/Herbert Neubauer
Rossi, hier in Rot beim Teamcamp in Wien, ist wieder im Vollbesitz seiner Kräfte

Vanek als wichtige Stütze

Während seine Familie nur aus der Ferne regelmäßig deprimierende Nachrichten erhielt, stand ihm in dieser schwierigen Zeit Thomas Vanek bei, der nach seiner langen NHL-Karriere in Minnesota sesshaft ist und seinen Nachfolger bei sich aufnahm. „Er hat mir sehr viel geholfen, hat mich vom Krankenhaus abgeholt, mich überall hingefahren, mir Medikamente besorgt. Ich bin ihm und seiner Familie sehr dankbar“, so Rossi. Der 19-Jährige ging danach zurück in seine Heimat und ließ sich von seinem Herzdoktor behandeln. Und er konnte auf seine Freundin und seine Familie bauen. „Sie haben immer probiert, mich abzulenken. Wenn ich schon fünf Minuten nicht an das Herz gedacht habe, war ich sehr dankbar“, sagte der Teenager.

Die Leidenszeit hat der Stürmer nun hinter sich gelassen. „Ich stehe auf in der Früh und bin glücklich, dass ich gesund bin“, sagte Rossi, der sich auch sportlich bereit fühlt. Begleitet von regelmäßigen Gesundheitstests steigerte er in den vergangenen Wochen sein Trainingspensum, arbeitete mit einem Personaltrainer an Kraft und Ausdauer abseits des Eises, absolvierte in Lustenau ein „sehr hartes Camp“ mit zweimal täglich Eistraining und in der vergangenen Woche in Wetzikon bei Zürich mit einigen Schweizer NHL-Profis Spiele, um Matchpraxis zu sammeln.

Zuerst Olympiaquali, dann NHL-Kaderplatz

Sein Club Minnesota Wild, der ihn im Oktober 2020 an Nummer neun gedraftet und ihn mittlerweile mit einem Dreijahresvertrag mit jährlich 925.000 Dollar ausgestattet hat, lässt sich über seine Fortschritte regelmäßig berichten. Am 4. September fliegt Rossi nach Minnesota, startet am 14. September ins Rookie-Camp und am 23. September, seinem 20. Geburtstag, ins Hauptcamp der Wild. Ziel ist das NHL-Debüt zum Saisonstart am 15. Oktober bei den Anaheim Ducks.

Davor will er noch mit dem österreichischen Nationalteam erfolgreich sein und sich für Olympia qualifizieren. „Die Freude ist sehr groß. Im Sommer habe ich noch nicht gewusst, ob ich schon spielen kann. Es ist immer eine sehr große Ehre für mich, für Österreich zu spielen. Und vor Minnesota ist es super, nochmals Spielpraxis zu sammeln. Das ist genau das, was ich momentan brauche“, sagte Rossi.