Der italienische „Scudetto“-Pokal
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Fußball

ÖFB-Trio im „Scudetto“-Rennen Außenseiter

Am Samstag eröffnet erstmals seit Langem nicht Juventus Turin, sondern Inter Mailand als Titelverteidiger daheim gegen den FC Genoa die neue Saison der Serie A. In der 90. Ausgabe der Jagd um den „Scudetto“ mischen diesmal auch drei Österreicher mit. Neben Marko Arnautovic bei FC Bologna haben auch Michael Svoboda und David Schnegg mit Aufsteiger Venezia die Chance, sich ins Rampenlicht zu spielen. Im Kampf um den Titel sind die Clubs des Trios allerdings nur krasse Außenseiter.

Die Verpflichtung Arnautovics hatte bei den Fans des Serie-A-Mittelständlers Bologna für Euphorie gesorgt. Doch die Begeisterung musste schnell Ernüchterung weichen, denn mit einer 4:5-Blamage im Cup gegen Außenseiter Ternana starteten die „Rossoblu“ – trotz des Premierentreffers des 32-jährigen Wieners – denkbar schlecht in die Saison. Dennoch soll Arnautovic die Truppe von Trainer Sinisa Mihajlovic näher an die Europacup-Plätze heranführen. „Ich komme nicht hierher, um Urlaub zu machen, sondern um etwas zu gewinnen“, hatte Arnautovic angekündigt. Am Sonntag wartet auf Bologna Aufsteiger Salernitana.

Zum ersten Mal seit 20 Jahren befindet sich Venezia wieder in der Serie A. Mit dem 22-jährigen Wiener Svoboda, der von der WSG Tirol in die venezianische Lagune wechselte und seinem gleichaltrigen Tiroler Verteidigerkollegen Schnegg, vergangene Saison auf Leihbasis ebenfalls bei den Wattenern unter Vertrag, hoffen auch zwei Österreicher auf ihre ersten Einsätze im Oberhaus des Europameisters. Zum Auftakt reisen die Venezianer mit dem geflügelten Markus-Löwen im Wappen am Sonntag nach Neapel, wo seit Juli mit Luciano Spalletti ebenfalls ein neuer Trainer das Sagen hat.

Michael Svoboda (Wattens)
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Svoboda, hier noch bei WSG Tirol (l.), und sein Kollege Schnegg wollen dazu beitragen, dass Venezia erstklassig bleibt

Aktuell steht mit Valentino Lazaro auch ein vierter Österreicher bei Titelverteidiger Inter Mailand in einem Kader der Serie A. Der ÖFB-Teamspieler steht bei den Mailändern zwar unter Vertrag, spielt in den Planungen des Clubs aber keine wirkliche Rolle. Der 26-jährige Mittelfeldspieler soll aber bis Transferschluss am 31. August noch verliehen werden. In der Poleposition soll sich laut Medienberichten Benfica Lissabon befinden. Die vergangenen beiden Saisonen war Lazaro bereits an Newcastle United in der englischen Premier League und den deutschen Traditionsclub Borussia Mönchengladbach verliehen gewesen.

Juventus trotzdem Topfavorit

Der strahlende Triumph Italiens bei der EM-Endrunde im Juni und Juli hat sich übrigens nicht automatisch auf die Serie A übertragen. Nicht zuletzt die finanziellen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie für die Clubs haben dazu geführt, dass Stars wie Torjäger Romelu Lukaku und EM-Held Gianluigi Donnarumma die Liga verlassen haben. Zugleich waren die Vereine in der bisherigen Transferperiode vergleichsweise zurückhaltend. Auf der Trainerbank hingegen drehte sich das Wechselkarussell umso schneller, zwölf der 20 Oberhausclubs haben einen neuen Coach.

Im Kampf um den „Scudetto“ sind die üblichen Verdächtigen am Werk. Trotz der Vorjahrespleite mit Rang vier gilt Juventus von Cristiano Ronaldo, um den es zuletzt immer wieder Wechselgerüchte gegeben hatte, als Topfavorit gefolgt von den beiden Mailänder Clubs Inter und AC Milan sowie dem SSC Napoli. Dahinter hoffen der Vorjahresdritte Atalanta Bergamo sowie die AS Roma mit Neo-Trainer Jose Mourinho auf Überraschungen.

Aderlass bei Inter

Nach dem überzeugenden Meistertitel vergangene Saison ist bei Inter vieles neu. Simone Inzaghi löste Antonio Conte, der mit dem Sparkurs nicht einverstanden war, ab. Inzaghi kann nicht mehr auf Stürmerstar Lukaku zurückgreifen, der Belgier ging für 115 Millionen Euro nach England zu Chelsea. Zudem wechselte Außenverteidiger Achraf Hakimi zu PSG nach Frankreich. Beide Spieler waren letzte Saison für 31 Tore und 20 Vorlagen verantwortlich. Diese Lücken sollen nun der 35-jährige Bosnier Edin Dzeko (von AS Roma geholt) und Denzel Dumfries (PSV Eindhoven) schließen. Ob der Däne Christian Eriksen, der bei der EM einen Herzstillstand erlitt und nun einen Defibrillator trägt, bei Inter eine Zukunft hat, ist indes unklar.

Bei Juventus wurde neben dem Abschied von Clubikone Gianluigi Buffon auch das Trainerexperiment mit Andrea Pirlo nach einem Jahr beendet, der frühere Erfolgscoach Massimiliano Allegri soll die „Alte Dame“ zu alter Stärke und zum 37. Meistertitel führen. Mit Manuel Locatelli holten die Turiner von Ligakonkurrent Sassuolo einen weiteren Europameister. Neben Leonardo Bonucci, Giorgio Chiellini und Federico Chiesa setzt Allegri aber auch auf Ronaldo. „Er wird eine viel größere Verantwortung haben. Er darf nicht nur Torjäger sein, er muss auch die jungen Spieler anführen“, sagte der Coach, auf den zum Auftakt am Sonntag ein Gastspiel bei Udinese wartet.

Mourinhos nächste „Mission Impossible“

Elf Jahre nach dem Abschied von Inter Mailand kehrte Allegris Trainerkollege Jose Mourinho nach Italien zurück. Der AS Roma gelang damit die spektakulärste Trainerverpflichtung, sportlich soll wesentlich mehr als Rang sieben aus der vergangenen Saison herausspringen. Mourinho sprach in Interviews von einer weiteren „Mission Impossible“, unmöglich deshalb, „weil die Leute von mir immer erwarten, dass ich gewinne“. Dabei helfen soll dem Portugiesen der englische Stürmer Tammy Abraham, der für 40 Millionen Euro von Chelsea geholt wurde.

AS Roma coach Jose Mourinho
Reuters/Alberto Lingria
Mit Mourinho soll der Erfolg in die italienische Hauptstadt zurückkehren

Für Vizemeister AC Milan beginnt Jahr eins nach dem Abgang des beim Club groß gewordenen Donnarumma. Der italienische Teamtorhüter, bei der EM zum Spieler des Turniers gewählt, wechselte zur Startruppe von PSG und soll bei Milan von Mike Maignan vom französischen Meister Lille ersetzt werden. Namhaftester Zugang der „Rossoneri“ ist der Franzose Olivier Giroud von Chelsea. Der 34-jährige Stürmer gehört aber nicht mehr zur Creme de la Creme der Torjäger.

Serie A, erste Runde

Samstag, 21. August:
Inter Mailand * FC Genoa 4:0
Hellas Verona Sassuolo 2:3
Empoli Lazio Rom 1:3
Torino Atalanta Bergamo 1:2
Sonntag, 22. August:
Bologna ** Salernitana 3:2
Udinese Juventus Turin 2:2
Napoli Venezia *** 2:0
AS Roma Fiorentina 3:1
Montag, 23. August:
Cagliari Spezia 2:2
Sampdoria Genua AC Milan 0:1
* ohne Lazaro
** Arnautovic bis 86. Minute, Tor zum 2:2
*** Svoboda ab 51. Minute, Schnegg auf der Bank