Max Verstappen mit geballten Fäusten
GEPA/Christian Walgram
Formel 1

Verstappen heiß auf doppeltes Heimspiel

Nach einem Monat Pause geht mit dem Grand Prix von Belgien am Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF1) der Kampf in die WM-Krone zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen weiter. Für Letztgenannten ist die Tempojagd in Spa-Francorchamps der Auftakt zu einem doppelten Heimspiel, ein Umstand, der den 23-Jährige auch doppelt motiviert. „Wir werden noch stärker zurückkommen und jedes Rennen hart kämpfen“, versprach Verstappen.

Sowohl in Spa-Francorchamps als auch eine Woche später beim Comeback der Formel 1 in den Niederlanden hat Verstappen Heimvorteil. Der im belgischen Hasselt geborene 15-fache Grand-Prix-Sieger darf sich in Spa auf die Unterstützung von bis zu 75.000 – großteils niederländischen – Fans freuen, ehe es in der folgenden Woche nach Zandvoort zu seinem wirklichen Heimrennen geht. Auf dem Kurs in den Dünen in der Nähe von Amsterdam werden noch buntere Verstappen-Festspiele erwartet. Und sicher eine ziemlich unangenehme Atmosphäre für Hamilton, der unmittelbar vor seinem historischen 100. Rennsieg in der Formel 1 steht.

Erhöhten Druck verspürt Verstappen trotz der zuletzt nicht nach Plan verlaufenen Rennen aber laut eigener Aussage aber keinen. „Ich fühle mich entspannter“, sagte der Niederländer in einem Interview des Fachportals The Race trotzdem. Um die WM zu fahren, fühle sich „viel besser an“, sagte er und ergänzte: „Es ist schön zu wissen, dass man das richtige Auto hat und einfach seinen Job machen muss. Aber dadurch habe ich keinen Extradruck.“ Er habe immer um die Weltmeisterschaft kämpfen wollen, „ich genieße das also sehr“.

Max Verstappen beim Circuit de Spa-Francorchamps in Belgien
GEPA/XPB Images/Moy
Auch wenn Spa in Belgien liegt, war es vor der Coronavirus-Pandemie fest in niederländischer Hand

Frust vor der Pause

Ohne Vollgas ging es bei dem Niederländer auch in der Sommerpause nicht. Der Herausforderer von Titelverteidiger Hamilton suchte auf dem Jetski Abwechslung, bevor es ins nächste Duell mit dem englischen Mercedes-Star geht. Nach zwei frustrierenden Rennen und dem unverschuldeten Verlust der WM-Führung will der 23-Jährige im Red Bull an diesem Sonntag in Belgien wieder an die Spitze.

Zuletzt war er in Silverstone nach einer Berührung von Hamilton bei Höchstgeschwindigkeit in einen Reifenstapel gekracht, dann hatte Verstappen in Budapest nach einem von Valtteri Bottas im zweiten Mercedes verursachten Massencrash erneut keine Chance auf einen weiteren Sieg. „Die letzten beiden Rennen waren total scheiße“, sagte der Niederländer, der auf dem Hungaroring Zehnter wurde. Hamilton profitierte hingegen von einer Disqualifikation Sebastian Vettels im Aston Martin, wurde Zweiter und liegt nun mit acht Punkten vorne.

Hamilton nutzt Gunst der Stunde

Vor dem Start der zweiten Saisonhälfte nach vier Wochen Pause auf dem legendären Kurs von Spa-Francorchamps in den belgischen Ardennen ist die Atmosphäre zwischen Branchenführer Mercedes und Herausforderer Red Bull Racing daher auch schwer unterkühlt, wenn nicht sogar vergiftet. Red-Bull-Teamchef Christian Horner zeigte sich in Budapest besonders sauer über den Fehler von Bottas, den der Engländer wenig schmeichelhaft mit einem Schnitzer „in einer Formel-Nachwuchsklasse“ verglich.

Lewis Hamilton mit Pokal und Max Verstappen beim Grand Prix von Belgien 2020
Reuters/Francois Lenoir
Im Vorjahr musste Verstappen (r.) Hamilton zu dessen viertem Sieg in Belgien gratulieren

Verstappen könnte nach starken fahrerischen Vorstellungen und zwischenzeitlich vier Siegen in fünf Rennen klar führen, doch aufgrund der für ihn glücklichen Umstände hat der siebenfache Champion Hamilton weiter alle Chancen auf seinen achten Fahrertitel. Die Statistik in Belgien sprich jedenfalls für den Mercedes-Star. Auf der Traditionsstrecke von Spa ist Verstappen nämlich noch ohne Erfolg, Hamilton triumphierte hingegen bereits viermal – zuletzt im Vorjahr.

Der 36-jährige Brite nutzte die Pause zum Abschalten. „Ich bin die letzten Wochen meinem Handy und den sozialen Netzwerken ferngeblieben, um wieder Energie zu sammeln“, schrieb er seinen mehr als 23 Millionen Instagram-Followern. Vorher hatte er lediglich ein paar Bilder aus dem Urlaub geteilt. Ganz entspannt gab sich der Rekordchampion, für den Duelle um den Titel nichts Neues sind. Verstappen befindet sich hingegen zum ersten Mal in so einer entscheidenden Situation.

Beobachter von Duell begeistert

Nach Siegen steht es in diesem Jahr 5:4 für Verstappen, zwölf von 23 geplanten Rennen stehen noch aus, wenn die Coronavirus-Pandemie das zulässt. Das Duell Verstappen vs. Hamilton sei „einzigartig“, sagte Gerhard Berger dem Fachportal Speedweek.com, „mit den zwei Topfahrern, den Technikgenies dahinter“. Es seien viele „herausragende Fachleute“ involviert, „die für eine unglaubliche Ausgangslage sorgen“, sagte der ehemalige Formel-1-Fahrer: „Ich wäre nicht überrascht, wenn die Entscheidung erst in Abu Dhabi fallen würde.“ Dort ist für den 12. Dezember das Saisonfinale geplant.

„Diese Saison ist bisher definitiv eine der intensivsten, an die ich mich in der Formel 1 erinnern kann“, sagte Toto Wolff vor dem Rennen in Spa. Laut dem Mercedes-Teamchef befinde man sich in einer guten Position. „Wir führen beide WM-Wertungen an, und der W12 scheint nach den Upgrades aus Silverstone und einer ermutigenden Performance in Ungarn besser zu laufen“, sagte der Österreicher. „Aber wir wissen, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Diese Saison steckte bisher voller Höhen und Tiefen, und es kann noch sehr viel passieren.“