Florian Brungraber (AUT)
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Paralympics

Brungraber holt nach Aufholjagd Silber

Triathlet Florian Brungraber hat die zweite Medaille für Österreich bei den Paralympischen Spielen in Tokio geholt. Der Oberösterreicher gewann am Sonntag bei seinen ersten Paralympics nach Aufholjagd die Silbermedaille. Der von der Laufstrecke kommende Günther Matzinger absolvierte den „härtesten Triathlon“ seiner Karriere und wurde in seiner Klasse Neunter.

Für Brungraber hingegen gelang am Ende alles nach Wunsch. „Ich habe schon gewusst, dass ich einen guten Job gemacht habe, aber dass es so aufgeht, fühlt sich noch unrealistisch an. Aber auch unglaublich schön“, freute sich der 36-Jährige.

„Dass es jetzt so aufgegangen ist, dass ich am Tag X mein bestes Rennen zeigen kann, bedeutet mir unglaublich viel.“ Bei der Rückkehr aus dem Odaiba Marine Park ins Olympische Dorf wurde er von Österreichs Abordnung mit einem Fahnenmeer empfangen.

Brungraber holt zweite Medaille für Österreich

Triathlet Florian Brungraber holte die zweite Medaille für Österreich bei den Paralympischen Spielen in Tokio. Der Oberösterreicher gewann nach einer Aufholjagd die Silbermedaille.

„Wusste, dass ich voll abfeuern muss“

Nach der Schwimmstrecke über 750 Meter war der vierfache ITU-Weltcup-Sieger, der seit einem Paragleiterunfall vor zehn Jahren mit einem inkompletten Querschnitt im Rollstuhl sitzt, mit einem Rückstand von 1:53 Minuten Achter. Nach einem schnellen Wechsel zündete Brungraber im Handbike auf der 20 Kilometer langen Strecke den Turbo.

Florian Brungraber (AUT) mit der Silbermedaille
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Florian Brungraber war im Rollstuhlabschnitt nicht zu bremsen und holte sich noch die Silbermedaille

Als Dritter wechselte er schließlich auf den fünf Kilometer langen Rennrollstuhl-Abschnitt, wo er den nach dem Schwimmen noch voran liegenden Italiener Giovanni Achenza überholen konnte. „Ich habe gewusst, dass ich voll abfeuern und das härteste Radrennen meines Lebens fahren muss. Es war ein fehlerfreies Rennen“, jubelte Brungraber. Gold ging an den niederländischen „Mr. Triathlon“ Jetze Plat, der seit fünf Jahren ungeschlagen ist und auch im Paracycling als Favorit an den Start gehen wird.

Matzinger kämpft sich auf Platz neun

Für den zweiten Österreicher im Triathlon waren am Ende die Medaillenränge nicht erreichbar. Günther Matzinger, der bei den paralympischen Spielen 2012 in London im Bahnlauf über 400 m und 800 m die Goldmedaille geholte hatte, belegte bei seiner paralympischen Premiere im Triathlon den neunten Rang.

In der Kategorie PTS5 hatte der 34-Jährige im Odaiba Marine Park von Tokio am Ende 4:43 Minuten Rückstand auf den deutschen Goldmedaillengewinner Martin Schulz, der bereits in Rio 2016 gewonnen hatte. „Das war das härteste Triathlonrennen, das ich je gemacht habe“, meinte Matzinger im Ziel.

Matzinger lag nach dem Schwimmen auf Platz neun und hatte zu diesem Zeitpunkt 2:54 Minuten Rückstand auf den Leader. In seiner Paradedisziplin, dem Laufen, konnte der 34-Jährige zeitlich noch etwas aufholen. Die letzte Laufrunde legte er in der drittschnellsten Zeit zurück. Insgesamt markierte er im Laufen die viertbeste, im Radfahren die sechstbeste Zeit.

Bei schwülem Wetter fehlt die „Power“

Schwimmen und Radfahren seien in Ordnung gewesen. Allerdings habe generell etwas „Power“ gefehlt. „Ich habe nicht die Wattleistung erreicht, die ich sonst fahre. Aber das war im ganzen Feld der Fall“, so Matzinger, der wie seine Konkurrenz den fordernden Verhältnissen Tribut zollen musste.

Guenther Matzinger (AUT)
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Günther Matzinger fehlte bei heiß-schwülem Wetter in Tokio etwas die „Power“, er wurde aber dennoch Neunter

Die Bedingungen in der japanischen Hauptstadt waren erwartungsgemäß äußerst heiß und schwül. Die Lufttemperatur lag zur Startzeit um 8.30 Uhr Ortszeit bei 29 Grad Celsius (70 Prozent Luftfeuchtigkeit), 30 Grad warm war das Wasser in der Bucht von Tokio.

„Es wäre einfach nicht mehr gegangen heute. Es war vom Anfang bis zum Ende richtig hart. Nach dem Finish habe ich auch lange gebraucht, um mich wieder zu erfangen. Ich kann mir nichts vorwerfen, habe alles gegeben“, bilanzierte Matzinger. Die Leistungsdichte im Starterfeld sei mittlerweile enorm.

Freude über Brungraber und Publikum

Umso größer war die Freude für seinen Teamkollegen Brungraber. „Ich habe mich so gefreut für ihn. Das war richtig gut“, betonte der Salzburger, den auch die kleine österreichische Abordnung an der Strecke gefreut hat.

„Insgesamt war es eine tolle Kulisse. Als Freiluftsportler waren wir privilegiert, dass doch recht viele Zuschauer den Streckenrand gesäumt haben.“ Die Paralympics insgesamt seien top organisiert. Bis Mittwoch bleiben Matzinger und sein Coach Franz Lugstein noch in Tokio, ehe die Heimreise erfolgt.

Schwimmerin Falk trotz guter Leistung selbstkritisch

Im Schwimmen landete Janina Falk (Mentalbehinderung) in ihrem Vorlauf über 100 m Brust in der Zeit von 1:28,68 Min. an der siebenten Stelle, die 18-Jährige wurde Gesamt-14. „Die Zeit war nicht gut, ich weiß nicht genau warum. Es ist einfach nicht so gut gelaufen“, meinte die Wienerin selbstkritisch.

Betreuer Gottfried Müllner erklärte, dass die Athletin Oberschenkelprobleme habe und zudem die Eindrücke „gewaltig“ für sie seien. „Janina lernt in Tokio sehr viel. Bei ihren ersten Spielen haben wir nicht erwartet, dass sie gleich überall ins Finale schwimmt.“ Die dreifache EM-Medaillengewinnerin hat mit den 200 m Lagen und 100 m Rücken weitere zwei Bewerbe vor sich.

Geierspichler auf Rang vier

Letztlich chancenlos im Medaillenkampf war Thomas Geierspichler über 1.500 m, denn als hervorragendem Viertem fehlten dem neunfachen Medaillengewinner auf Bronze mehr als zehn Sekunden. Es setzte sich unter sieben Teilnehmern der Klasse T52 der Japaner Tomoki Sato im paralympischen Rekord von 3:29,13 Minuten durch. Geierspichler benötigte 3:54,77, dies war aber Saisonbestzeit für ihn.

Thomas Geierspichler
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Thomas Geierspichler konnte seiner Sammlung keine weitere Medaille hinzufügen

„Jeder hat gesehen, dass wir in zwei Klassen fahren. Ich fuhr von Beginn an am Anschlag und konnte dann doch noch einen Gegner nach dem anderen überholen. Diese Aufholjagd war nur geil“, sagte der Anifer, der bereits im Vorfeld schon die Klasseneinteilung kritisiert hatte. Über 400 m war Geierspichler Sechster geworden, auch dieses Rennen hatte Sato gewonnen.

Wenn jemand glaube, der vierte Platz sei bitter für Geierspichler, dann irre derjenige. „Ich bin so glücklich darüber, und mehr war nicht möglich.“ Sein Onkel sei kurz vor dem Abflug nach Japan gestorben, er widme ihm den vierten Platz. Sein nächstes Ziel sei Paris in drei Jahren. „Aber wir müssen jetzt alle beobachten, wie sich unser Sport mit den Klassenzusammenlegungen weiterentwickelt.“

Kein Game für Tennis-Doppel Flax/Langmann

Das Männer-Doppel Thomas Flax/Nicolas Langmann musste sich in der zweiten Runde des Rollstuhltennisbewerbes den topgesetzten Briten Alfie Hewett/Gordon Reid mit 0:6 0:6 geschlagen geben. „Sie waren uns eindeutig überlegen, sind in allen Belangen einen Tick besser. Sicher will man als Sportler immer gewinnen, aber da müssen wir den Hut ziehen“, sagte Langmann. „Sie sind nicht umsonst die Nummer eins der Welt und dominieren seit Jahren. Eigentlich spielen sie in einer anderen Liga“, meinte Flax.

Österreichs Dressurteam beendete den Teambewerb mit 213,502 Punkten an der neunten Stelle. Nach Puch mit Sailor’s Blue (74,909 Prozent) und Julia Sciancalepore mit Heinrich IV (72,643) war am Sonntag Bernd Brugger mit Bellagio im Einsatz (65,950). Der Paralympics-Titel ging an Großbritannien (229,905).