Walter Ablinger, Alexander Gritsch and Thomas Fruehwirth (alle AUT)
GEPA/Patrick Steiner
Paralympics

Österreichs Handbiker räumen ab

Österreichs Handbiker haben am Dienstag bei den Paralympics in Tokio im Einzelzeitfahren einen kompletten Medaillensatz abgeräumt. Walter Ablinger holte in der Klasse H3 Gold. Thomas Frühwirth sicherte sich in der Kategorie H4 Silber, Alexander Gritsch jubelte hinter seinem Teamkollegen über Bronze. Damit hält Österreich bei insgesamt sechs Medaillen.

Zuvor hatte bereits der Dressurreiter Pepo Puch zwei Silbermedaillen gewonnen und der Triathlet Florian Brungraber seine Leistung ebenfalls „versilbert“. Am Dienstag legten die österreichischen Handbiker im Einzelzeitfahren auf dem herausfordernden Kurs von Fuji nach.

Der Oberösterreicher Ablinger konnte sich in der Klasse H3 auf dem 24 Kilometer langen Bewerb auf der ehemaligen Formel-1-Rennstrecke, wo vor einigen Wochen bereits Anna Kiesenhofer sensationell zu Olympiagold im Damen-Straßenrennen geradelt war, in 43:39,17 Minuten durchsetzen und überquerte nur 1,89 Sekunden vor Vico Merklein aus Deutschland die Ziellinie.

Medaillenregen für Handbiker

Beim Handbike-Bewerb hat es für das österreichische Team bei den Paralympics in Tokio einen wahren Medaillenregen gegeben: Bronze, Silber und – erstmals bei diesen Spielen – Gold.

„Für solche Momente tun wir das“

2012 in London erkämpfte der 52-Jährige im Straßenfahren bereits paralympisches Gold und freute sich jetzt über seinen zweiten Triumph: „Für solche Momente tun wir das. So etwas dürfen nicht viele Menschen erleben.“ Er habe es erst gar nicht glauben können, dass er der Erste über der Ziellinie war. Es laufe ab wie ein Film, „solche Momente hat man nicht oft im Leben“, so Ablinger.

Walter Ablinger (AUT) am Rad
GEPA/Matic Klansek
Walter Ablinger wiederholte im Einzelzeitfahren seinen Triumph von London 2012

Seit einem Arbeitsunfall bei dem er 1999 von einem Gerüst stürzte, ist Ablinger querschnittgelähmt. Mit dem Handbiken startete er während der Rehabilitation. „Sobald das Helmband zu ist, bin ich in einer anderen Welt. Dann bin ich wie ein Rennpferd, einfach nur Vollgas“, sagte Ablinger dem Österreichischen Paralympischen Committee (ÖPC) vor den Spielen.

Ob er weitermacht oder am Höhepunkt abtritt, ließ Ablinger offen. „Vielleicht mache ich Schluss. Vielleicht fahre ich noch bis zur WM in Kanada im nächsten Jahr weiter, da würde sich ein Kreis schließen. Ich werde das in den nächsten Wochen mit meinem Umfeld besprechen und vor allem meinen Körper entscheiden lassen.“

Ablinger im Porträt

Im Handbike-Einzelzeitfahren hat Walter Ablinger die erste Goldmedaille für Österreich bei den Paralympics in Tokio geholt. Am Mittwoch wird er auch im Straßenrennen am Start stehen.

„Brutaler“ Kampf am Limit

In der Klasse H4 war es für den 41-jährigen Frühwirth die zweite Paralympics-Silbermedaille nach den Spielen von Rio de Janeiro 2016. „Ich wollte um Gold kämpfen und bin schon in der ersten Runde ziemlich am Limit gefahren. Dadurch war es ab der zweiten Runde nur noch brutal.“

Der Steirer bekam bei Temperaturen um die 33 Grad und extrem hoher Luftfeuchtigkeit sogar koordinative Probleme. „Ich habe nur noch eingeschränkt gesehen, musste aufpassen, dass es mich nicht aus den Kurven raushaut. Als ich über die Ziellinie gefahren bin, war ich komplett blau. Aber ich habe die Medaille“, so Frühwirth.

Frühwirth musste sich wieder einmal Jetze Plat geschlagen geben. Der Niederländer gewann schon am Sonntag im Triathlon Gold und ist seit fünf Jahren ungeschlagen. Dass mit Gritsch ein Teamkollege ebenfalls auf das Podest fuhr, bekam er erst mit, als der Tiroler neben ihm in der Mixed Zone parkte. „Ich freue mich total für ihn, weil ich seinen Weg in den letzten Jahren begleitet und ihn auch ein bisschen mitgezogen habe.“

Gritsch „sprachlos“ über Bronze

Gritsch durfte sich gleich bei seinem Debüt über eine Medaille freuen. „Ich bin sprachlos, habe Bronze gewonnen. Es ist unbeschreiblich. In der letzten Runde war ich schon ziemlich blau, habe nur noch geschaut, dass ich keine Fehler mache. Lieber ein, zwei Sekunden mehr investieren und dafür im Rennen bleiben“, so Gritsch, der am Mittwoch im Straßenrennen erneut angreifen will.

In weiteren Bewerben am Dienstag in Tokio belegte Elisabeth Egger in der zusammengelegten Klasse H1/H2/H3 Rang zehn. Yvonne Marzinke wurde in der Kategorie C1/C2/C3 der Stehend-Fahrerinnen 13. Ernst Bachmaier musste nach gesundheitlichen Problemen aufgeben.