Martin Hinteregger
Reuters/Gleb Garanich
WM-Qualifikation

Österreicher stellen Punkte vor Leistung

Österreichs Nationalteam ist am Mittwoch erfolgreich, aber ohne viel Schwung in die zweite Phase der Qualifikation für die WM-Endrunde 2022 in Katar gestartet. Der 2:0-Sieg im Stadionul Zimbru von Chisinau gegen Moldawien fiel trotz klarer Überlegenheit in die Kategorie mühsam. Kritik an der Vorstellung gegen die Abwehrmauer konnten die Kicker nur schwer nachvollziehen. „Trotzdem war es ein souveräner Sieg“, sagte etwa Martin Hinteregger und stellte die drei Punkte klar über mangelnde spielerische Glanzlichter.

Christoph Baumgartner kurz vor der Pause (45.) und Marko Arnautovic kurz vor dem Schlusspfiff in der Nachspielzeit (90.+4) sorgten dafür, dass die Österreicher weiter im Rennen um Platz zwei in Gruppe F hinter den nach vier Spielen makellosen Dänen bleiben. Bereits am Samstag (20.45 Uhr live in ORF1) steht mit dem Gastspiel in Israel die nächste Pflichtaufgabe an. So sieht es zumindest Hinteregger: „Es wird der nächste Pflichtsieg für uns. Wir wollen zur WM, deswegen muss man in Israel gewinnen.“

Gegen die Israelis, die ihrerseits am Mittwoch ihre Pflicht mit einem 4:0-Sieg auf den Färöer erfüllten und aktuell aufgrund des besseren Torverhältnisses vor den punktegleichen Österreichern auf Platz zwei der Tabelle liegen, wird zumindest die Abwehr keine schweren Beine haben. Denn Hinteregger und Co. waren gegen die Moldwawier kaum gefordert. „Wir nehmen auf alle Fälle mehr Kraft mit. Keiner hat sich so wirklich auspowern müssen, weil der Gegner doch sehr dezent war“, sagte der Eintracht-Frankfurt-Legionär.

Österreich feiert Pflichtsieg

Mit einem unspektakulären, aber souveränen 2:0-Sieg erfüllte das ÖFB-Team in der WM-Qualifikation seine Pflicht gegen Außenseiter Moldawien.

Offensive tut sich schwer

Doch nicht der ruhige Arbeitstag der Abwehr, sondern die Schwierigkeiten der Offensivabteilung, den Abwehrriegel der Gastgeber zu knacken, waren in Chisinau das Auffälligste. Denn mit dem Toreschießen hatten die Österreicher große Probleme. Hätte Baumgartner kurz vor der Pause von der Strafraumgrenze nicht die Lücke zwischen Tormannhandschuh und Stange gefunden, wäre das Spiel trotz klarer österreichischer Dominanz auf dem Feld zur richtigen Zitterpartie geworden.

Von Hängen und Würgen wollte auch Arnautovic, der diesmal als Kapitän auflief, aber nichts wissen. „Das war nicht der Fall. Wir haben souverän gewonnen, wir haben nur die Chancen nicht reingemacht. Die eine oder andere muss man machen – da bin ich natürlich auch dabei“, sagte der Bologna-Legionär. Auch Louis Schaub, der nach ansprechender Vorstellung eine Viertelstunde vor Schluss mit Wadenproblemen vom Platz musste, sah es ähnlich: „Wir hatten das Spiel immer unter Kontrolle“, sagte Schaub, „wir hätten uns das Leben leichter machen können. Vielleicht schaffen wir es in den nächsten Spielen, dass wir aus weniger Chancen mehr Tore machen.“

Spieler von Österreich jubeln
GEPA/Philipp Brem
Arnautovic (Nr. 7) und der eingewechselte Assistgeber David Alaba (M.) sorgten am Ende auch für ein ansprechendes Ergebnis

Ausfälle machen sich bemerkbar

Hinteregger bekrittelte ebenfalls die mangelnde Chancenverwertung („Es kann auch 7:0 oder 8:0 ausgehen“), verwies aber auch auf die Abstimmungsprobleme in der Offensive nach den Ausfällen von Stammkräften wie Stefan Lainer, Xaver Schlager, Marcel Sabitzer und Sasa Kalajdzic. „Es war ein sehr souveräner Sieg. Nichtsdestotrotz wäre es, glaube ich, mit der vollen Kapelle noch einfacher geworden“, sagte der Kärntner.

Trotzdem ließ Hinteregger auch etwas Kritik an der generellen Einstellung der Mannschaft durchblicken. „Jeder hat so viel gemacht, wie er muss. Deshalb kommt so ein Spiel heraus“, sagte der 28-Jährige und nahm sich und seine Kollegen trotz des letztendlich souveränen Sieges in die Pflicht. In Israel und dann am Dienstag daheim gegen die Schotten (20.45 Uhr, live in ORF1) könnte sich ein Schlendrian fatal auswirken. „Wir spielen auf Sieg, eine andere Taktik gibt es gar nicht“, sagte Hinteregger mit Hinblick auf das Duell mit Israel, „dann sehen wir eh, wo wir vor den Schotten stehen.“

Mitleid mit Drohnenpiloten

Die Partie im Stadionul Zimbru lief auch sonst alles andere als rund. Die Gastgeber hatten nicht nur bei der österreichischen Hymne Tonprobleme. Eine Spielzeugdrohne im Stadion sorgte für einen um 30 Minuten verzögerten Spielbeginn, weil der englische Schiedsrichter Paul Tierney die Partie aus Sicherheitsgründen nicht anpfeifen wollte. „Mental hat es natürlich etwas zu tun. Du kommst raus, bist warm, bist heiß. Dann wartest du eine halbe Stunde, und es passiert nichts wegen einer Drohne“, schilderte Arnautovic. „Aber ja, es ist passiert – ich verzeihe ihm, es war ein kleiner Junge.“

Der Schiedsrichter schickt die Akteure vom Platz
APA/AFP/Bogdan Tudor
Spieler, Trainer und Funktionäre verschwanden aufgrund einer Drohne über dem Stadion wieder in den Katakomben

Trainer Franco Foda äußerte Mitleid mit dem Buben, der wegen der von ihm ausgelösten Turbulenzen im Stadion weinte. „Er wollte eigentlich nur Spaß haben mit seiner Drohne anscheinend“, sagte der Teamchef, „er hat aber nicht gewusst, was die Folgeerscheinungen waren.“ Seine Spieler ließen sich laut eigener Aussage von dem Zwischenfall aber nicht aus der Ruhe bringen. „Das hat uns kaum beeinträchtigt“, sagte Hinteregger. „Kurz einmal waren die Erinnerungen an Marcel Hirscher da, als ihm fast die Drohne den Kopf eingeschlagen hätte“, sagte der Kärntner und erinnerte an einen Beinahe-Unfall von Österreichs Skistar 2015 in Madonna di Campiglio, als eine Drohne nur knapp hinter dem Salzburger abgestürzt war: „Aber die Angst haben wir nicht gehabt.“

WM-Qualifikation, Gruppe F, vierter Spieltag

Mittwoch:

Moldawien – Österreich 0:2 (0:1)

Chisinau, Stadionul Zimbru, 4.700 Zuschauer, SR Tierney (ENG)

Torfolge:
0:1 Baumgartner (45.)
0:2 Arnautovic (94.)

Moldawien: Avram – Jardan, Posmac, Potirniche (84./Bolohan), Reabciuk – Platica (84./Antoniuc), Dros, Ionita, Belousov (73./Marandici) – Ginsari (59./Bogaciuc) – Ghecev (59./Spataru)

Österreich: Bachmann – Trimmel, Lienhart, Hinteregger, Ulmer – Grillitsch (82./Ilsanker) – Schaub (77./Kainz), Laimer (62./Schöpf), Baumgartner (83./Alaba) – Gregoritsch (62./Kara), Arnautovic

Gelbe Karten: Reabciuk, Belousov bzw. keine