Stefanos Tsitsipas
AP/Frank Franklin II
US Open

Tsitsipas’ WC-Pausen erhitzen Gemüter

Flushing Meadows, jenes Areal, auf dem im USTA Billie Jean King National Tennis Center in New York traditionell die US Open ausgetragen werden, war einst den ersten Siedlern in der Gegend als Sumpflandschaft bekannt. Passend, dass sich beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres aktuell viel um Wasser dreht. Am Mittwochabend sorgten heftige Regenfälle für Überschwemmungen, dazu flammte die Debatte über die zulässige Zeit einer „Pinkelpause“ auf. Vor allem die Auszeiten des Griechen Stefanos Titispas zogen einiges an Kritik nach sich.

Schon beim Turnier in Cincinnati war Tsitsipas mit Kritik des Deutschen Alexander Zverev an einer längeren Toilettenpause konfrontiert. Bei den US Open stimmte der Brite Andy Murray in den Chor der Kritiker ein, nachdem er gegen den Griechen in der ersten Runde nach fünf Sätzen verloren hatte. „Tsitsipas benötigt doppelt so lange, um aufs Klo zu gehen, als Jeff Bezos, um ins Weltall zu fliegen“, postete Murray in Richtung Tsitispas, dem er auch schon auf dem Platz „Schwindelei“ vorgeworfen hatte.

Ungeachtet der Kritik nahm sich der Grieche aber auch gegen den Franzosen Adrian Mannarino am Mittwoch eine überlange Toilettenpause nach dem verlorenen dritten Satz, ehe er auch dank 27 Assen mit 6:3 6:4 6:7 (4/7) 6:0 in die Runde der letzten 32 einzog. Der 23-Jährige nutzte eine wohl vorhandene Lücke im Regulativ neuerlich ohne Skrupel aus, war wieder fast acht Minuten in einer Toilettenpause und brachte sein Gegenüber mutmaßlich aus dem Rhythmus.

Stefanos Tsitsipas
AP/USTA/Garrett Ellwood
Tsitsipas, hier beim Weg auf den Court, machte sich mit seinen ausgedehnten Pausen keine Freunde

Tsitsipas versteht Buhrufe nicht

Diesmal war es aber nicht nur der Gegner, sondern auch das Publikum, das den Griechen den Unmut über seine Taktik spüren ließ. Tsitsipas wurde diesmal mit Buhrufen durch das Publikum wieder auf dem Platz begrüßt und auch noch beim Aufschlag gestört, doch mit sechs Games en suite brachte er diese schnell zum Schweigen. Tsitsipas meinte später, er wäre völlig durchschwitzt gewesen, und die Pause sei wichtig für ihn gewesen, um sich frisch zu fühlen.

„Ich habe nichts Falsches gemacht, also verstehe ich es nicht“, sagte der Grieche. Er liebe die Fans, aber einige Leute würden einfach nicht verstehen. „Manchmal brauchen wir eine kurze Pause.“ Mannarino kritisierte Tsitsipas nicht direkt, aber die Offiziellen sollten die Regeln überdenken. Zudem gab es zuletzt auch indirekte Vorwürfe, dass Tsitsipas auch sein Handy mitnehmen könnte und dadurch unerlaubtes Coaching erhalten könne.

Zwist zwischen Murray und Tsitsipas

Am ersten Tag der US Open brachte der von Verletzungen geplagte Andy Murray den als Nummer drei gesetzten Stefanos Tsitsipas an den Rand einer Niederlage. Geprägt war die Partie aber von verbalen Auseinandersetzungen wegen einer langen Toilettenpause des Griechen.

Thiem und Co. fordern Zeitlimit

Der verletzte Titelverteidiger Dominic Thiem beobachtet das Turnier aus der Ferne, allerdings diesmal auch als Analyst für den TV-Sender Tennis Channel. Er hatte schon nach dem Match gegen Murray ein Zeitlimit gefordert. „Besonders bei den Bedingungen in New York muss man rausgehen können, besonders bei einem Fünfsatzmatch mindestens zweimal. Du musst deine Hosen wechseln, besonders wenn man so viel schwitzt. Aber es sollte ein Zeitlimit dafür geben, weil das dauert nicht länger als drei, vier, maximal fünf Minuten“, meinte Thiem in der Analyse. Für den auf dem Platz verbliebenen Spieler sei es schwierig. „Man kühlt aus, wird steif, das ist überhaupt nicht leicht.“

Die frühere US-Open-Siegerin Sloane Stephens, die Jungstar Cori „Coco“ Gauff in Runde zwei ausgeschaltet hatte, forderte ebenfalls eine Regeländerung und nannte dieses Verhalten unsportlich und warf Tsitsipas „Gamesmanship“ – frei übersetzt Spielmanipulation – vor. „Sie machen Änderungen für kleinere Dinge, sie haben uns zum Beispiel eine Minute beim Aufwärmen weggenommen“, meinte die US-Amerikanerin. „Aber wenn jemand für neun Minuten auf die Toilette geht, sagt keiner was“, meinte die US-Open-Siegerin von 2017.

„Ida“ stoppe Spielbetrieb

Für Unruhe der anderen Art sorgte das extreme Wetter in New York, das sogar zur Ausrufung des Notstandes führte. Ausläufer des Hurrikans „Ida“ brachten der Metropole ein heftiges Unwetter mit Tornadowarnung und beeinträchtigen auch den Spielplan. In das Louis Armstrong Stadium regnete es trotz Dachs seitlich so stark hinein, dass der Spielbetrieb dort zunächst auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werden musste. Das begonnene Match zwischen dem Südafrikaner Kevin Anderson und Diego Schwartzman aus Argentinien wurde beim Stand von 5:5 im ersten Satz zunächst unterbrochen. Nachdem der Platz getrocknet worden war, wurde das Spiel fortgesetzt, im zweiten Durchgang aber erneut unterbrochen.

Schließlich entschieden die Organisatoren, die Partie im anderen Stadion mit einem Dach, dem größeren Arthur Ashe Stadium, fortzusetzen. Von den Einzel-Partien konnte aber bis auf jene der deutschen früheren Weltranglistenersten Angelique Kerber gegen Anhelina Kalinina aus der Ukraine alle beendet werden. Betroffen war allerdings ein Österreicher: Jürgen Melzer liegt gegen das französische Duo Jeremy Chardy und Fabrice Martin (FRA) mit 3:6 2:1 zurück. Auch Oliver Marach und Philipp Oswald vertreten Österreich im Männer-Doppel, sie sind voraussichtlich am Freitag erstmals im Einsatz.