WM-Qualifikation

Österreicher nach Schlappe fassungslos

Vor etwas mehr als zwei Monaten nach dem knappen Aus im EM-Achtelfinale gegen Italien gelobt, hat Österreichs Nationalteam in der WM-Qualifikation am Samstag in Haifa mehrere Schritte in die falsche Richtung gemacht. Abwehrschnitzer, Abschlussschwäche und effiziente Israelis führten zu einer 2:5-Blamage. Die Kicker waren nach der laut Goalie Daniel Bachmann „katastrophalen“ Leistung jedenfalls fassungslos.

Die zweite Abfuhr im Sammy-Ofer-Stadion von Haifa in ebenso vielen Qualifikationen – auch 2019 war man an gleicher Stelle mit 2:4 untergegangen – hinterließ bei den Spielern tiefe Spuren. Gerade angesichts eines guten Starts und mehrerer Einschussmöglichkeiten konnten David Alaba und Co. das Debakel nur schwer fassen. „Sehr bitter“, urteilte der Kapitän über einen Auftritt, den man nicht zuletzt mit Abwehrschnitzern vergeigte. Gegen Schottland am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) sind drei Punkte Pflicht – mehr zur Rehabilitierung, als um im Rennen um einen Platz bei der WM-Endrunde zu sein.

Manor Solomon (5.), Munas Dabbur (20.) und Eran Sahavi (33.) hatten schon nach einer guten halben Stunde die Vorentscheidung herbeigeführt. Besonders bitter: Optisch waren die Österreicher gerade vor der Pause die aggressivere Mannschaft und erspielten sich auch mehr Chancen, doch es sprang nichts Zählbares dabei raus. „Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit ein sehr gutes Spiel gemacht haben. Wir haben aber die Chancen liegen gelassen“, meinte Alaba. Der große Unterschied sei die Abgebrühtheit vor dem Tor gewesen: „Die Chancenverwertung hat Israel heute viel besser gemacht. Sie haben uns eiskalt bestraft.“ Dass der vermeintliche postwendende Ausgleich zum 1:1 durch Konrad Laimer nach Videostudium wegen Handspiels nicht gegeben wurde, passte zum Verlauf.

Österreicher nach Schlappe fassungslos

Österreichs Nationalteam ist in der WM-Qualifikation am Samstag in Haifa in ein bitteres 2:5-Debakel geschlittert. Die Kicker waren nach der laut Goalie Daniel Bachmann „katastrophalen“ Leistung jedenfalls fassungslos.

System ist nicht schuld

Das Ergebnis könne man aber auf keinen Fall schönreden: „Wenn man mit 2:5 nach Hause geht und in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft ist, stimmt etwas nicht“, sagte der Legionär von Real Madrid. „Wir müssen eigentlich mit einer Führung in die Halbzeit gehen.“ Ein Grund für das Debakel waren haarsträubende Abwehrschnitzer. Coach Franco Fodas Umstellung auf eine Dreierkette tat der noch gegen Moldawien in Viererformation kaum geforderten Defensive sichtlich nicht gut. Die vom ehemaligen ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner betreuten Israelis profitieren auch von defensiven Schwächen nicht nur individueller Natur.

Die Umstellung im System und die im Vergleich zur Partie in Moldawien fünf Wechsel in der Startformation – unter anderem stand Alaba diesmal in der Startelf – waren für den Kapitän aber keine Ausrede für die Abfuhr. „Das System hat heute keine Rolle gespielt. Wir waren in der ersten Halbzeit besser als in der zweiten, sind besser ins Pressing gekommen.“ Dank Christoph Baumgartners Tor kurz vor der Pause (42.) schöpften die Österreicher wieder etwas Mut. Man habe mit dem Wechsel in der Pause auf Viererkette dann „noch etwas probieren wollen“, sagte Alaba, allein habe das „nicht so gegriffen, wie wir uns das vorgestellt haben“.

Christoph Baumgartner nach seinem Tor
Reuters/Ammar Awad
Baumgartners (r.) Treffer kurz vor der Pause hob kurzfristig die Zuversicht im österreichischen Team

Viertes Gegentor als Knackpunkt

Goalie Bachmann musste daher fünfmal die Kugel aus dem Tor holen. Für den Watford-Legionär war vor allem das 4:2 durch den ehemaligen WAC-Goalgetter Shon Weissman – nur vier Minuten nach dem Anschlusstreffer von Marko Arnautovic (55.) und nach einem Schnitzer von Alessandro Schöpf – die entscheidende Szene im Spiel. „In der Pause habe ich gedacht, dass wir mit einem relativ frühen Tor das Spiel noch gewinnen. Das haben wir dann gemacht und dann doch wieder das vierte Gegentor bekommen“, meinte Bachmann etwas fassungslos. Weissman saugte mit seinem platzierten Schuss den Österreichern sichtlich jede Energie aus den Beinen.

Selbst wenn er den höchst effizienten Gastgebern, die im Finish durch Sahavi neuerlich trafen, „ein paar Wundertore“ attestierte, war Bachmann nach seinem achten Länderspiel höchst verärgert. „Wurscht wie schlecht, fünf Tore dürfen wir gegen Israel nicht bekommen. Es hat einiges gefehlt. Wir wissen, dass das katastrophal war“, sagte der Watford-Legionär. Ausfälle wie jene von Sasa Kalajdzic und Stefan Lainer wollte er als Ausrede nicht gelten lassen: „Unser Kader ist groß und gut genug, um Ausfälle zu kompensieren.“

Tormann Daniel Bachmann
APA/AFP/Jack Guez
Goalie Bachmann dürfte schon bei der Flugeinlage beim 0:1 geahnt haben, dass dieser Abend ein bitterer wird

Der 27-Jährige erwartete sich nun heftigen medialen Gegenwind. „Wir sind alle Profis, wir wissen jetzt, was aus den Medien in Österreich kommt. Wenn es etwas Gutes zu schreiben gibt, kommt das ganz, ganz kurz und klein. Und wenn es einmal nicht läuft, dann wird wieder richtig groß geschrieben und geschrien“, sagte der Tormann. Allerdings gab Bachmann auch zu, dass angesichts der Vorstellung in Haifa die Kritik diesmal berechtigt sei: „Aber das ist okay, wir haben uns das heute nach der Leistung verdient.“

Hoffnung stirbt zuletzt

Alaba musste gut zwei Monate nach der EM eingestehen, dass man Schritte zurückgemacht hat. „Man ist länger zusammen (bei der EM, Anm.), man bereitet sich auf ein Turnier vor. Wir haben es in den letzten Tagen nicht geschafft, die Atmosphäre aufzubauen, wie wir sie vor ein paar Monaten hatten“, sagte der Wiener. Dennoch übte sich Alaba in Zweckoptimismus: „Wir wissen, dass wir enormes Potenzial haben, dass wir erfolgreicher spielen können als heute. Das haben wir schon öfter bewiesen.“ Auch Bachmann gelobte Besserung: „Wir müssen schauen, dass wir das am Dienstag zurechtrichten und trotzdem noch Zweiter werden.“

Nur Rang eins in Gruppe F bedeutet das Ticket für die Endrunde in Katar, der Zweite tritt im Play-off an. Dänemark liegt zur „Halbzeit“ mit der Maximalausbeute von 15 Punkten aus fünf Spielen vor Israel, das bei zehn Zählern hält. Österreichs nächster Gegner Schottland liegt mit acht Punkten einen Zähler vor der ÖFB-Auswahl auf Rang drei. Im direkten Duell mit den Schotten am Dienstag in Wien sollte für die Österreicher aber mehr die Versöhnung mit den Fans als der Blick auf die Tabelle im Vordergrund stehen.

WM-Qualifikation

Gruppe F, fünfter Spieltag:

Israel – Österreich 5:2 (3:1)

Haifa, Sammy Ofer Stadium, 15.000 Zuschauer, SR Zwayer (GER)

Torfolge:
1:0 Solomon (5.)
2:0 Dabbur (20.)
3:0 Sahavi (33.)
3:1 Baumgartner (42.)
3:2 Arnautovic (55.)
4:2 Weissman (59.)
5:2 Sahavi (90.)

Israel: Marciano – Dasa, Dgani, Tibi (46./Glazer), Elhamed, Menachem (74./Davidzada) – Bitton, Natcho (57./Abu Fani), Solomon (86./Haziza) – Sahavi, Dabbur (57./Weissman)

Österreich: Bachmann – Posch, Dragovic (46./Schaub), Hinteregger – Mwene, Laimer (79./Kainz), Grillitsch (79./Ilsanker), Alaba – Schöpf (68./Demir), Baumgartner (79./Kara) – Arnautovic

Gelbe Karten: Weissman, Elhamed, Abu Fani bzw. Bachmann, Grillitsch

Die Besten: Solomon, Sahavi, Bitton bzw. Baumgartner, Laimer