Max Verstappen
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Formel 1

Verstappen beweist in Zandvoort Titelreife

Max Verstappen hat am Sonntag mit dem Sieg beim Grand Prix der Niederlande für Partystimmung und Ekstase bei seinen Fans gesorgt. Der 23-jährige Red-Bull-Pilot eroberte mit seinem siebenten Saisonsieg die WM-Führung zurück und bewies in Zandvoort seine Titelreife. Mit welcher Ruhe Verstappen dem Druck beim Heimrennen in beeindruckender Manier standhielt, brachte ihm von allen Seiten Lob ein. Auch von der Konkurrenz.

„Max war unglaublich schnell, trotz des Drucks von unseren zwei Autos. Das war schon ein verdienter Sieg“, sagte etwa Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach der Gala des Niederländers. Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko war ebenfalls begeistert von der Vorstellung seines Schützlings. „Er hat in der jeweiligen Situation einfach das Richtige und Optimale gemacht, ohne die Reifen zu überfordern. Gratulation an das ganze Team, aber Max war unglaublich“, sagte der Steirer über die Heimgala seines Schützlings.

Auch die internationalen Medien sahen in der Fahrt des Niederländers eine Meisterleistung. „Es wurde erwartet, und er hat es geschafft“, schrieb etwa die französische „L’Equipe“. In der englischen „Sun“ stand: „Der 23-Jährige gewann sein Heimrennen, als der ohnehin schon farbenfrohe holländische Grand Prix in eine ganz und gar orange Party explodierte.“ „Max Verstappens Fans hatten auf diesen Augenblick die ganze Saison gewartet, und mit seinem Sieg beim niederländischen Grand Prix lieferte er souverän“, schrieb „The Guardian“.

Verstappen sieht sich nicht in Favoritenrolle

Das Titelduell Verstappen gegen Hamilton wird auf der Kultstrecke in Monza fortgesetzt, wobei sich der Niederländer trotz des Heimsieges am Sonntag nicht in der Favoritenrolle sieht.

Verstappen bleibt im Siegesrausch gelassen

Beim Comeback nach 36 Jahren strömten mehr als 200.000 Zuschauer dank der Ausnahmegenehmigung der Behörden an den drei Tagen an die Rennstrecke und sorgten für ein Volksfest. „So soll ein Rennen abgehen“, lobte Marko die Organisatoren. Wolff meinte gar: „Das ist eine neue Messlatte für Stimmung.“ „Ich habe noch nie gesehen, dass eine Nation so hinter einem Fahrer steht“, beschrieb Teamchef Christian Horner die wilden Szenen an der Nordsee.

Während um Verstappen herum Team und Fans in einem wahren Siegesrausch versanken, blieb der niederländische Nationalheld in dem Trubel erstaunlich gelassen. „Wir sind professionell genug, um uns auf unseren Job zu konzentrieren, wenn wir im Auto sitzen“, erklärte Verstappen. „Es geht in die richtige Richtung. Wir haben uns verbessert, aber wir brauchen noch mehr“, forderte der 23-Jährige, der in sechs der letzten sieben Grands Prix die Poleposition geholt hatte.

Bei Hamilton schrillen die Alarmglocken

Diese Coolness gepaart mit dem schnellen Red Bull lassen bei Hamilton jedenfalls die Alarmglocken schrillen. Der 36-jährige Brite sieht seine Mission, den achten Rekordtitel zu holen, in Gefahr. „Wir müssen irgendwas machen, um mit ihnen mithalten zu können. Wir brauchen mehr Tempo, um in Zukunft Rennen gewinnen zu können“, erklärte Hamilton, der in der WM-Wertung zwar nur drei Punkte hinter Verstappen liegt, die Tendenz aber in die falsche Richtung gehen sieht.

In Zandvoort lieferte der Titelverteidiger ein fehlerloses Rennen ab, kam aber trotzdem nie entscheidend an seinen WM-Konkurrenten heran. Verstappen schien das Tempo nach Belieben zu kontrollieren. „So schnell waren sie das ganze Jahr noch nicht. Wir haben also Arbeit vor uns“, befand Hamilton. Noch ist im WM-Kampf lange nichts entschieden. „Es ist noch ein weiter Weg“, sagte der Brite. Und auch Verstappen erwartet noch heiße neun Rennen. „Es wird hin und her gehen“, prophezeite der WM-Führende für die Zeit bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi Mitte Dezember.

Lewis Hamilton
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Lewis Hamilton kämpfte in Zandvoort verbissen um den Sieg, war aber am Ende gegen Max Verstappen chancenlos

Gedämpfte Erwartungen für Monza

Zunächst steht aber einmal gleich am Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF1) das Rennen in Monza auf dem Programm. Marko bremste für den Grand Prix von Italien die Erwartungen. „Jetzt werden wir schauen, wie wir Monza meistern, das ist eigentlich ein Kurs, der uns nie gelegen ist“, erklärte der 78-Jährige. Mit der Zandvoort-Euphorie könne man aber zuversichtlich sein. Auch Horner verwies auf die bisher schwierigen Monza-Rennen.

Tatsächlich stand Red Bull auf der Traditionsstrecke seit sieben Jahren nicht mehr auf dem Podest. Der letzte Sieg gelang Sebastian Vettel 2013. Hamilton ist mit fünf Erfolgen gemeinsam mit Michael Schumacher Monza-Rekordsieger und holte auf der Strecke mit der langen Geraden sowie dem hohen Vollgasanteil schon siebenmal die Poleposition. Wolff kündigte jedenfalls schon einmal vollen Angriff von Mercedes an und versprach: „Das holen wir uns zurück.“