Eine Person mit Handschuh greift nach einem Covid-Impfstoff
APA/AFP/Robyn Beck
Fußball

Heimische Ligen mit „1-G“-Frage beschäftigt

Ein Infoschreiben des Burgenländischen Fußballverbandes vom Freitag könnte einen Hinweis darauf geben, was den heimischen Fußball in den kommenden Wochen erwartet. In dem Mail an alle Clubs des Burgenlandes ging es um mögliche Konsequenzen für den Sport bei einer Einführung von „1-G“.

In dem Schreiben hieß es unter anderem: „Falls die ‚1-G-Regel‘ auch bei den Sportveranstaltungen Gültigkeit haben sollte und es dürfen nur mehr vollimmunisierte Kicker an den Spielen teilnehmen, sollte schon jetzt jenen Spielern, die noch nicht geimpft sind, bewusst gemacht werden, dass diese dann nicht mehr am Trainings- und Meisterschaftsbetrieb teilnehmen dürfen.“

Nicht nur impfunwillige Spieler, auch verweigernde Zuschauer, Funktionäre und Betreuer wären vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Da gerade bei jüngeren Personen in Österreich keine allzu große Impfbereitschaft herrscht, würde „1-G“ im Breitenfußball nach derzeitigem Stand wohl für so manche Absage sorgen, abgesehen von einem möglichen Zuschauerrückgang.

„Sind laufend in Gesprächen“

Die CoV-Infektionszahlen und Krankenhausbelegungen steigen, Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kündigte „1-G“ bereits für die Nachtgastronomie und Apres-Ski an. Im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen, bei denen derzeit auch Genesene und Getestete dabei sein dürfen, kam dieses Thema bisher noch nicht zur Sprache. Beim ÖFB und bei der Bundesliga ist man sich aber darüber im Klaren, dass „1-G“ auch im Fußball vorgeschrieben werden könnte, sollte sich die Pandemiesituation weiterhin verschärfen.

ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer
GEPA/Philipp Brem
Der ÖFB will sich „auf alles vorbereiten“

ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer sagte der APA: „Wir haben diesbezüglich noch keine Signale, sind aber laufend in Gesprächen mit der Politik und den Behörden, in welche Richtung es sich entwickeln könnte. Wir müssen auf alles vorbereitet sein.“ Außerdem stellte Hollerer klar, dass eine Bevorzugung von Geimpften von der Regierung beschlossen werden müsste und der ÖFB lediglich ausführendes Organ wäre. „Wenn ‚1-G‘ kommt, ist das eine Vorgabe der Politik und damit eine rechtliche Aufgabe, die umzusetzen ist.“

Offene Fragen zu Kindern und möglichem Berufsverbot

Der prinzipielle Ausschluss von nicht geimpften Personen würde einige rechtliche Fragen aufwerfen, betonte der Jurist. „Wie würden wir mit jenen umgehen, die nicht geimpft werden dürfen oder für die es noch keine Impfung gibt, wie zum Beispiel Kinder unter zwölf Jahren?“

Im Fall der Bundesliga kommt in diesem Zusammenhang noch ein weiterer Aspekt hinzu. Spieler in der höchsten Spielklasse sind Profis – den Ungeimpften oder Genesenen unter ihnen die Teilnahme an Trainings und Spielen zu untersagen, käme einem Verbot gleich, den Job auszuüben. „Wir reden hier nicht von Freizeit, sondern von Arbeit. Dienstnehmer würden in ihrem Arbeitsrecht beschränkt werden, das ist ein heikles Thema“, sagte der Bundesliga-Vorstandsvorsitzende Christian Ebenbauer, so wie Hollerer Jurist.

Auch Ebenbauer weiß, dass „1-G“ demnächst ein Thema werden könnte. „Wir haben es im Blickpunkt und sind im Austausch mit dem Gesundheitsministerium.“ Derzeit gilt bei allen größeren Sportveranstaltungen „3-G“ – also Zutritt für Geimpfte, Genesene und Getestete –, Zuschauerbeschränkungen existieren momentan nicht.

Weiterer Zuschauerschwund droht

Dadurch kam die Bundesliga bisher glimpflich durch die aktuelle Saison. In diesem Sommer passierten in der höchsten Spielklasse nur um 7,4 Prozent weniger Fans die Stadiondrehkreuze als in den Vergleichszeiträumen 2018 und 2019, also vor der Pandemie. Und dennoch gibt es Warnsignale. Bei Rapids Heimsieg im Europa-League-Play-off gegen Luhansk saßen etwa nur knapp über 10.000 Zuschauer im Stadion. Und für das WM-Quali-Heimmatch des ÖFB-Teams gegen Schottland wurden im Vorfeld nicht einmal 15.000 Karten abgesetzt, wobei der Verkauf schon vor den enttäuschenden Auftritten gegen die Moldawien und Israel äußerst schleppend verlief.

Rapid-Spieler vor halbvollen Zuschauerrängen
APA/Georg Hochmuth
Leere Plätze gibt es bei einem Europacup-Spiel von Rapid selten

Vor diesem Hintergrund vermutete Hollerer, dass es künftig generell schwierig werden könnte, eine große Anzahl von Menschen zu Events zu bringen, selbst wenn die Covid-19-Gefahr einmal gebannt sein sollte. „Es ist ein bisschen früh, darüber zu reden, und ich befürchte, wir haben nur ein kleines Fenster, wo wir ohne Personenbeschränkungen Veranstaltungen machen können, und eine Veranstaltung ist zu wenig, um einen Trend abzulesen. Aber man muss es im Auge behalten, ob die Pandemie zu einem verändertem Konsumverhalten bei Großveranstaltungen führen wird.“

Ebenbauer äußerte sich ähnlich. „Selbst wenn die Pandemie völlig vorbei ist und jeder frei und ohne Nachweis ins Stadion gehen kann – was hoffentlich bald ist –, werden wir noch spüren, dass am Anfang weniger Menschen kommen und man die Leute motivieren muss, dass sie ins Stadion gehen. Damit rechnen wir, und deshalb ist es auch unser Ziel, ein Jahr nach dem Ende der Pandemie wieder die Vor-Corona-Zahlen zu erreichen, bevor wir eine Steigerung in Angriff nehmen können“, sagte der Ligachef.

Die Fußballgewerkschaft VdF wurde durch die „1-G“-Spekulationen „in Alarmbereitschaft versetzt“, wie auf Facebook mitgeteilt wurde. VdF-Vorsitzender Gernot Zirngast schrieb in dem Posting: „Die Steigerung der Impfquote darf nicht auf dem Rücken des Fußballs ausgetragen werden, einem Arbeitsverbot für Spieler werden wir mit allen Mitteln entgegentreten.“