WM-Qualifikation

Österreich schlittert in nächste Pleite

Als am 7. Dezember 2020 die Gruppen für die WM-Qualifikation ausgelost waren, war der Optimismus in Österreich groß. Die Gegner schienen in Reichweite zu sein. Nur neun Monate später ist die Situation in Gruppe F fast aussichtslos. Nach dem 2:5-Auswärtsdebakel gegen Israel setzte es am Dienstag vor 18.800 Zuschauern in Wien mit einem 0:1 gegen Schottland die nächste Pleite. „Foda raus“-Rufe und Buhrufe waren die logische Folge.

Das einzige Tor der Partie erzielte in der 30. Minute Lyndon Dykes aus einem Elfmeter. Eine ungestüme Attacke von Martin Hinteregger war vom VAR schnell entlarvt worden. Österreich hatte im Gegenzug kein Glück mit dem Videoschiedsrichter, kurz vor der Pause blieb die Pfeife des Schiedsrichters nach einem Foul an Christoph Baumgartner stumm.

Wie schon am Samstag gegen Israel konnte Österreich eine gewisse spielerische Überlegenheit nicht in Tore umsetzen. 66 Prozent Ballbesitz und 16:8 Torschüsse waren Statistiken, die dem ÖFB-Team nicht weiterhalfen. Die erste Hälfte begann noch schwungvoll, mit dem Gegentreffer ließ der Elan merklich nach.

Bild zeigt den österreichischen Fußballer Konrad Laimer im Zweikampf mit Jack Hendry.
GEPA/Michael Meindl
Härteeinlagen gab es im Duell mit Schottland genug, spielerische Highlights weniger

F wie Fast aussichtslos

In der zweiten Hälfte war der traurige Höhepunkt, als Torhüter Daniel Bachmann bei einem Klärungsversuch nur den Stadionboden traf, aber auch das mögliche 0:2 verhinderte. Offensiv bissen sich die Spieler rund um Kapitän David Alaba an der schottischen Abwehr die Zähne aus. Trainer Franco Foda scheint nach dieser neuerlich ergebnislosen Vorstellung seines Teams schwer angezählt zu sein.

Die Situation in Gruppe F ist vor der Fortsetzung Anfang Oktober mit den Auswärtsspielen gegen die Färöer (2:1 gegen Moldawien) und den makellosen Leader Dänemark (5:0 gegen Israel) als Gruppenvierte für das ÖFB-Team fast aussichtslos. Platz eins, Dänemark ist noch immer ohne Gegentor (21:0), ist für Österreich unerreichbar.

Vier Zähler fehlen auf den Zweiten Schottland, das direkte Duell ist verloren. Drei Punkte fehlen auf den Dritten Israel, das direkte Duell noch offen, nach dem 2:5 auswärts aber schwierig. Die Hoffnung auf die WM lebt dennoch. Als Sieger in der Nations League besteht die Möglichkeit, über das Play-off Ende März 2022 den Weg nach Katar noch zu ebnen.

Österreicher geben Gas

Christopher Trimmel, Stefan Ilsanker und Louis Schaub fanden sich im Gegensatz zur böse verunglückten Partie in Israel wieder in der von Foda nominierten Startelf, der es diesmal mit einem 4-2-3-1-System versuchte. Grillitsch, Ilsanker als Sechser begannen, davor sollte Schaub im Mittelfeld kurbeln. David Alaba hatte die linke Seite für sich allein, vorne lauerten Christoph Baumgartner und Marko Arnautovic.

Die ÖFB-Elf war also sichtlich auf Wiedergutmachung aus. Von Anpfiff weg setzte sie sich in der gegnerischen Hälfte fest, ließ die Schotten nicht an den Ball und versuchte über beide Seiten gefährlich in den Strafraum zu kommen. Ein erster Schuss von Marko Arnautovic in der sechsten Minute ging knapp am Tor von Craig Gordon vorbei.

Baumgartner mit gutem Abschlussversuch (16. Minute)

Baumgartner mit einem Abschlussversuch von der linken Seite, nach schönem Zuspiel von Arnautovic, aber der Ball bekommt nicht genug Effet mit und geht am Tor vorbei.

Doch die schottische Hintermannschaft stand noch sicher. Dass die Österreicher nicht gleich ein bitteres Deja-vu zu Haifa erlebten, war dann Daniel Bachmann zu verdanken, der in der achten Minute einen Kopfballaufsitzer von Lyndon Dykes erfolgreich entschärfte. Christoph Baumgartner zog seinerseits einen Schuss (16.) knapp an der zweiten Stange vorbei.

Mit Härte gegen den Spielfluss

Dafür hatte sich offenbar Dykes vorgenommen, die Österreicher nur noch mit dem Ellenbogen voraus zu attackieren. Zuerst sprang der Stürmer des englischen Zweitligisten Queens Park Rangers Martin Hinteregger nur in der Absicht, ihn umzurammen, an, kurz darauf probierte Dykes sein Rammtechnik an Bachmann aus.

Mit englischer Härte hatten diese Attacken nichts zu tun, sie zielten rein auf Einschüchterung ab. Der bulgarische Schiedsrichter Georgi Kabakow beließ es dennoch bei einer Ermahnung. Bei den Österreichern hatte David Alaba weiterhin seinen Vorwärtsgang eingelegt und startete immer wieder dynamisch die Angriffe. Das ließ jedoch auch in der Verteidigung große Lücken für schottische Gegenstöße offen.

VAR überführt Hinteregger

Nach rund einer halben Stunde war die Partie geprägt von Zweikämpfen, einer davon wurde Hinteregger zum Verhängnis. Er zog und zerrte im Strafraum am Trikot von Che Adams, und mit einiger Verspätung deutete Referee Kabakow nach Videostudium auf den Elfmeterpunkt. Dykes ließ sich die Chance auf das 1:0 (30.) nicht nehmen. Diesmal bezwang er Bachmann mit etwas Glück, aber auf legale Weise.

Schottland Spieler Lyndon Dykes und der österreichische Torwart Daniel Bachmann beim Elfmeter.
AP/Matthias Schrader
Lyndon Dykes erzielte aus einem Strafstoß den einzigen Treffer der Partie (30. Minute). Bachmann war fast dran.

Die Fans im Stadion verstummten, und auch die österreichische Mannschaft musste sich wieder sammeln. Schottland stand mit acht Mann im eigenen Sechzehner und machte die Schotten dicht. Alaba bemühte sich, mit Flanken Gefahr zu erzeugen, fand aber keine Abnehmer. Das Team von Stephen Clarke überließ dem Gegner den Raum und beschränkte sich aufs Verteidigen.

Keine Mittel gegen schottischen Beton

Kurz vor der Pause sorgten Spielleiter Kabakow und das VAR-Team noch einmal für Unmut, da es einen Schlag von Stephen O’Donnell am Fünfer gegen Baumgartner nicht als strafstoßwürdig empfand. Allerdings hatte auch Baumgartner den Schotten am Kopf erwischt. Unter Pfiffen des Publikums ging es für den Bulgaren in die Kabine.

Elfmetercheck für Österreich (45.+3 Minute)

O’Donnell fährt im Luftduell mit Baumgartner den Arm aus und räumt den Niederösterreicher recht deftig ab. Die Situation bleibt heiß, und Laimer kommt zum Abschluss, doch der Leipzig-Legionär schießt vorbei. Erst dann sieht sich der VAR die Situation an und entscheidet: kein Elfmeter.

Unverändert kamen die Teams nach der Pause wieder auf das Feld. Noch sah Foda anscheinend keinen Grund für Umstellungen. Die mangelnde Durchschlagskraft setzte sich jedoch auch in der zweiten Hälfte fort. Österreich hatte deutlich mehr Spielanteile, aber keine tauglichen Mittel, den schottischen Abwehrbeton zu durchbrechen.

Spielwitz und Geduld gehen verloren

Dem ÖFB-Team ging immer mehr der Spielwitz aus, und auch das Publikum verlor die Geduld. Nachdem Alaba seine x-te Flanke über Freund und Feind geschlagen hatte und Tormann Bachmann sich bei einem Klärungsversuch beinahe selbst verletzte, weil er ungespitzt in den Boden trat, hallten nach einer Stunde die ersten, wenn auch nur von wenigen Zuschauern vorgetragenen „Foda raus“-Rufe durch das Happel-Oval.

Bachmann rettete in der 68. Minute mit einer Parade gegen den durchbrechenden O’Donnell zumindest den 0:1-Zwischenstand, den Österreichern wollte weiter nichts Zählbares gelingen. Angespannt stand Teamchef Foda an der Seitenlinie, verfolgte fast unbeweglich das Geschehen. Er ahnte wohl, dass seine Zukunft als ÖFB-Teamchef bei diesem Spielstand ungewiss ist.

ÖFB-Team wieder bei null

Michael Gregoritsch war seit der 56. Minute statt Ilsanker im Spiel, in der 76. Minute wollte Foda mit Andreas Ulmer und Yusuf Demir doch noch für so etwas wie eine Schlussoffensive sorgen. Ein wuchtiger Kopfball von Baumgartner (79.) fiel zu zentral aus, Gordon war noch mit der Hand zur Stelle. In der 81. Minute hatte auch Gregoritsch per Kopf die Möglichkeit zum Ausgleich. Doch es blieb dabei: Österreich hatte keine Idee, die Schotten zu bezwingen.

Jubel brandete zwar in der Nachspielzeit auf, doch Baumgartner stand bei seinem „Tor“ klar im Abseits. Ein Freistoß von Alaba ging in der Nachspielzeit auch noch über das Tor. Damit war der Abend vorbei und für das ÖFB-Team nach der Pleite von Haifa die nächste Chance in der WM-Qualifikation. Nur zwei Monate nach dem starken Auftritt bei der EM gegen den späteren Sieger Italien, steht die Mannschaft von Teamchef Franco Foda wieder bei null – spielerisch und in der Gunst des Publikums.

WM-Qualifikation

Gruppe F, fünfter Spieltag:

Österreich – Schottland 0:1 (0:1)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 18.800 Zuschauer, SR Kabakow (BUL)

Tor: Dykes (30./Elfmeter)

Österreich: Bachmann – Trimmel, Dragovic, Hinteregger , Alaba – Ilsanker (56./Gregoritsch), Grillitsch (77./Ulmer) – Laimer (88./Kara), Schaub (77./Demir), Baumgartner – Arnautovic

Schottland: Gordon – Hendry, Hanley, Tierney – O’Donnell (78./P. McGinn), Gilmour (88./Ferguson), J. McGinn, McGregor, Robertson – Adams (88./Nisbet), Dykes (71./Christie)

Gelbe Karten: Hinteregger, Dragovic bzw. Adams, Hanley