Hurisa hatte sich auf der Ringstraße entscheidend aus einer dreiköpfigen Spitzengruppe abgesetzt und brachte einen Vorsprung von drei Sekunden auf Langat sowie von 20 Sekunden auf seinen Landsmann Betesfa Getahun ins Ziel. Der 23-Jährige konnte sich nicht lange über seinen Sieg freuen. Nach einem Hinweis der Konkurrenz wurde Hurisa zur Kontrolle gebeten und aufgrund eines nicht regelkonformen Schuhs aus der Wertung genommen. Grund für die Disqualifikation war die zu dicke Sohle. Erlaubt sind maximal 40 Millimeter, Hurisa lief mit Schuhen, die 50 Millimeter aufwiesen.
„Wir erleben heute eine Weltpremiere, die wir uns gerne erspart hätten. Es gibt eben seit letztem Jahr ein neues Regulativ, dass die Zwischensohle nur ein gewisses Maß haben darf“, sagte VCM-Rennleiter Hannes Langer im ORF-Interview. Hurisa war mit seinem Trainingsschuh unterwegs, der nicht der Norm entsprach. „Er kennt den Schuh aus dem Training und war überzeugt, dass er in Ordnung ist. Wir haben sein Management und ihn beim technischen Meeting noch aufgeklärt. Es tut uns leid, aber die Disqualifikation ist eine notwendige Maßnahme.“
Wien-Sieger disqualifiziert
Beim Vienna City Marathon wurde der ursprüngliche Sieger Derara Hurisa wegen nicht regelkonformer Schuhe nachträglich disqualifiziert. Den Sieg erbte somit Leonard Langat aus Kenia.
Entscheidung erst nach dem Rennen
Die erste Gruppe der Männerelite formierte sich bereits nach dem Start um 8.58 Uhr auf der Wagramer Straße in größerer Kopfzahl als geplant. Die Durchgangszeit bei zehn Kilometern mit 30:05 Minuten war vielversprechend, auch die von den Tempomachern auf den Asphalt gelegte Zeit von 1:03:41 zum Halbmarathon versprach noch einiges. Danach war rasch klar, dass sich der Streckenrekord nicht mehr ausgehen wird.

Auf der Prater-Hauptallee rund acht Kilometer vor dem Ziel war die Männer-Spitze auf ein Quartett geschrumpft. Die Kenianer Langat und Edwin Kosgei sowie Getahun und Hurisa liefen ihr Tempo und hatten anscheinend nicht mit dem Angriff Kento Kikutani gerechnet, der bei Kilometer 40 den Anschluss wieder schaffte. Der Japaner hatte sich mit seiner Attacke aber überfordert, denn kurz vor dem Ziel musste er stehen bleiben, beendete das Rennen aber als Vierter.
Getahun, mit der persönlichen Bestzeit von 2:05:28 der schnellste Athlet im Feld, war auf dem letzten Kilometer chancenlos und wurde schließlich mit 17 Sekunden Rückstand Zweiter. Rang drei belegte am Ende Kosgei (2:10:10). Auch Langat konnte Hurisa eigentlich nicht folgen, durfte sich aber trotzdem über den Sieg freuen. Der Kenianer blieb bei seinem Erfolg 3:44 Minuten über dem seit 2014 vom Äthiopier Getu Feleke gehaltenen Wien-Rekord (2:05:41).

Chebkirui triumphiert bei Frauen
Das in den Herbst verlegte Rennen war bei Temperaturen über 20 Grad für viele eine Herausforderung. Auch bei den Damen war deshalb der Streckenrekord der Kenianerin Nancy Kiprop, die 2019 vor der pandemiebedingten Zwangspause 2:22:12 gelaufen war, außer Reichweite. Das Spitzenfeld war nach eineinhalb Stunden bereits auseinandergezogen, Chepkirui hatte sich abgesetzt, es folgten die Äthiopierinnen Meseret Dinke und Gelete Burka.
Burka, die Paris-Marathon Siegerin 2019, war nach knapp einer Stunde bei einem Zebrastreifen zu Sturz gekommen, raffte sich aber schnell wieder auf, blieb dran und wurde am Ende hinter der 27-jährigen Chepkirui und ihrer Landsfrau Dinke (2:25:31) Dritte (2:25:38).

ÖM-Titel im Marathon an Mistelbauer und Schenk
Bester Österreicher und damit Staatsmeister im Marathon wurde Martin Mistelbauer. Der Kärntner absolvierte die 42,195 Kilometer in 2:29:22 Stunden und belegte damit Gesamtrang 14. Hans-Peter Innerhofer (2:32:52) wurde 17., Vinzenz Kumpusch (2:35:48) belegte Platz 23. Den ÖM-Titel bei den Damen gewann Victoria Schenk, die in einer Zeit von 2:46:25 Stunden Gesamtneunte wurde.
Die Halbmarathon-Siege gingen an Österreich. Bei den Männern setzte sich Andreas Stöckl in 1:12:14 Stunden vor ÖLV-Marathon-Rekordhalter und Olympiastarter Peter Herzog (1:12:33) sowie Valentin Pfeil (1:12:33) durch, die sich beide kurzfristig – ohne Ambition auf eine Topzeit – zum Antreten entschieden hatten. Bei den Frauen gewann erwartungsgemäß Eva Wutti, in 1:16:14 siegte sie vor der Slowenin Anja Fink (1:16:26) und Cornelia Stöckl-Moser (1:22:03).
VCM bei Comeback mit insgesamt 17.500 Finishern
Bei den diversen VCM-Bewerben wurden am Wochenende laut Ergebnislisten insgesamt rund 17.500 Finisher verzeichnet. Es hatte 26.000 Anmeldungen gegeben. Die meisten Zielankünfte gab es beim Halbmarathon mit über 7.000, die gesamte Marathon-Distanz beendeten etwas mehr als 3.000. Am Staffelmarathon nahmen 6.200 Läufer und Läuferinnen teil. Am Samstag gab es bei den Rahmenbewerben rund 1.000 Zielankünfte.
„Der Marathon ist zurück. Das ist die Botschaft des Tages“, so VCM-Veranstalter Wolfgang Konrad nach der Abwicklung des ersten großen Stadtmarathons in Europa seit Beginn der Coronavirus-Pandemie. Im Frühjahr 2019, dem bis dato letzten VCM vor Covid-19, hatte es über 35.000 Finisher bzw. 40.000 Anmeldungen gegeben.