Tennisspieler Novak Djokovic gratuliert Daniil Medwedew nach dem Match.
AP/Seth Wenig
US Open

Traum von Djokovic löst sich in Tränen auf

Rod Laver bleibt der bis dato letzte Tennisspieler der Open Era, der die vier Major-Turniere in einem Jahr für sich entscheiden konnte. Am Sonntag löste sich der Traum von Novak Djokovic vom Grand Slam mit einer glatten Dreisatzniederlage gegen Daniil Medwedew in Luft aus. Während der Russe seinen bis dato größten Erfolg bejubelte, konnte der Weltranglistenerste aus Serbien seine Emotionen nicht zurückhalten.

Umgeben von 25.703 Zuschauern im Arthur Ashe Stadium ließ Djokovic nach dem 4:6 4:6 4:6 gegen Medwedew vor der Siegerehrung seinen Tränen freien Lauf. Nach seinen Triumphen bei den Australian und French Open sowie in Wimbledon fehlte dem 34-Jährigen am Ende nur ein Sieg, um als erster Spieler seit Laver 1969 den Grand Slam zu schaffen. Schon Anfang des Monats war in Tokio mit der Niederlage im Halbfinale des olympischen Tennisturniers gegen den Deutschen Alexander Zverev der Traum von einem „Golden Slam“ geplatzt.

Nach dem verlorenen Finale in New York wurde Djokovic von den Zuschauern dennoch gefeiert. Doch der Zuspruch von den Rängen gepaart mit der Enttäuschung waren selbst für den sonst so abgebrühten Serben zu viel. „Die Menge an Unterstützung, die Energie und Liebe, die ich vom Publikum bekommen habe, ist etwas, an das ich mich für immer erinnern werde“, so Djokovic. Daher habe er geweint.

Djokovic verpasst Grand Slam

Am Sonntag löste sich der Traum von Novak Djokovic vom Grand Slam mit einer glatten Dreisatzniederlage gegen Daniil Medwedew in Luft aus. Während der Russe seinen bis dato größten Erfolg bejubelte, konnte der Weltranglistenerste aus Serbien seine Emotionen nicht zurückhalten.

„Die Emotionen, die Energie war so stark. Ich finde, das ist so stark, wie 21 Grand Slams zu gewinnen.“ Noch auf dem Platz hatte er zu den Zuschauern gesagt: „Ihr habt meine Seele berührt. Ich habe mich in New York noch nie so gefühlt. Danke euch vielmals.“

Novak Djokovic nach Ende des Spiels auf der Bank.
APA/AFP/Kena Betancur
Djokovic konnte seine Enttäuschung auch hinter seinem Handtuch nicht verbergen

Sieger spendet Trost

Weil an diesem Tag in den 145 Minuten in der nach Billie Jean King benannten Anlage in Flushing Meadows aber so wenig klappte wie wohl noch nie zuvor in einem großen Finale für ihn, steht der Weltranglistenerste unverändert bei 20 Titeln bei Grand-Slam-Turnieren und teilt sich den Rekord weiter mit Rafael Nadal und Roger Federer. 27 Spiele in Folge hatte Djokovic bei Major-Turnieren nicht verloren. Doch dann kam der Weltranglistenzweite Medwedew, nahm ihm den ersten Aufschlag ab und war auch in weiterer Folge der bessere Mann auf dem Platz.

„Es tut mir leid für Novak, ich kann mir nicht vorstellen, was er fühlt“, sagte Medwedew, dem sein erster Sieg bei einem Grand Slam an seinem dritten Hochzeitstag gelang. In der Siegesrede auf dem Platz hatte sich der 25-jährige Russe daher auch zu einem für ihn einmaligen Bekenntnis hinreißen lassen: „Ich habe das noch nie zu jemandem gesagt, aber ich sage es jetzt zu dir: Für mich bist du der größte Tennisspieler der Geschichte.“

Djokovic chancenlos

An diesem Abend wurde Djokovic jedoch von Medewedew überstrahlt. Der Russe benötigte nur 36 Minuten, um der Nummer eins den ersten Satz abzunehmen. Selbst drei Breakbälle für Djokovic zu Beginn des zweiten Durchgangs und die klar im Lager des Serben stehenden Zuschauer brachten den 25-Jährigen nicht aus der Ruhe. Djokovic dagegen war angefressen, frustriert und zerstörte im zweiten Satz einen Schläger. Was auch immer er machte, der 1,98 Meter große Medwedew war in zu vielen Situationen flink genug und gut genug für eine Antwort.

Daniil Medwedew mit der Trophäe der US Open 2021.
AP/John Minchillo
Medwedew krönte sich mit einer souveränen Vorstellung zum Nachfolger von Dominic Thiem

Nach 90 Minuten hatte Djokovic auch den zweiten Satz verloren. „Ich hatte keine Beine. Ich habe es versucht. Mein Spiel war einfach nicht da“, sagte Djokovic mit etwas Abstand zur Partie bei der obligaten Pressekonferenz und wiederholte seine Glückwünsche an Medwedew. „Er war großartig. Mentalität, Herangehensweise, sein Spiel, alles. Er war absolut der bessere Spieler und hat es verdient zu gewinnen. Kein Zweifel“, sagte der Weltranglistenerste.

„Russen wissen, wie man feiert“

Nach Thiem vor einem Jahr ist Medwedew nun der Nächste aus der Nachfolgegeneration, der ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat – und der Erste, der das gegen einen der großen drei Djokovic, Nadal und Federer geschafft hat. Die Ausgangslage mache es noch spezieller, so Medwedew. „Er war auf dem Weg, Geschichte zu schreiben. Zu wissen, dass ich ihn dabei aufgehalten habe, macht es absolut noch süßer und bringt mir zumindest Selbstvertrauen für den Hartplatz“, sagte der Russe. „Was für eine Performance. Gratuliere zu deinem ersten Grand-Slam-Titel Daniil!“, zollte auch Thiem seinem Nachfolger als US-Open-Sieger Respekt.

An weitere Siege bei Major-Turnieren wollte Medwedew in der Stunde des Triumphs nicht denken. Vorerst waren die Gedanken des 25-Jährigen auch angesichts seines Hochzeitstages auf Party ausgerichtet. „Russen wissen, wie man feiert“, meinte der frischgebackene US-Open-Champion, der es aber trotzdem nicht übertreiben wollte: „Ich hoffe, dass ich nicht in die Nachrichten komme. Falls doch, wird es auf gute Art sein. Ich werde die kommenden Tage ganz sicher feiern.“

Finale:
Daniil Medwedew (RUS/2) Novak Djokovic (SRB/1) 6:4 6:4 6:4
Halbfinale:
Novak Djokovic (SRB/1) Alexander Zverev (GER/4) 4:6 6:2 6:4 4:6 6:2
Daniil Medwedew (RUS/2) Felix Auger-Aliassime (CAN/12) 6:4 7:5 6:2