Vor 61.756 Zuschauern, die nach einer Saison von coronavirusbedingten „Geisterspielen“ erstmals im neuen Allegiant Stadium von Las Vegas zugelassen waren, sorgte Raiders-Quarterback Derek Carr in der Verlängerung mit einem sehenswerten Touchdown-Pass in die Hände von Zay Jones für die Entscheidung zugunsten der Hausherren. „Ich bin froh, dass wir gewonnen haben“, sagte Carr dem TV-Sender ESPN. „Dieses Spiel zu verlieren und so ins Bett gehen zu müssen hätte wehgetan.“
Denn das Spielglück wogte davor hin und her. Baltimore erwischte angeführt von Spielmacher Lamar Jackson den klar besseren Start und führte im zweiten Viertel bereits mit 14:0. Angetrieben von Carr und seinem Tightend Darren Waller kämpften sich die Raiders jedoch wieder heran. Dreimal gelang den Hausherren der Ausgleich, zuletzt zwei Sekunden vor Schluss, als Kicker Daniel Carlson die neuerliche Führung der Ravens 35 Sekunden davor, mit einem erfolgreichen Fieldgoal zum 27:27 egalisierte.
Overtime nichts für schwache Nerven
In der Verlängerung überschlugen sich schließlich die Ereignisse. Gleich in der ersten Angriffsserie schien Carr die Partie mit einem 33-Yard-Pass zu einem Touchdown von Bryan Edwards bereits entschieden zu haben. Doch der Videobeweis beendete die Jubelparade der Raiders, denn der Receiver war bereits ein Yard vor der Endzone auf dem Boden gewesen. Nur wenig später schien sich das Spielglück endgültig wieder zugunsten der Gäste aus Baltimore zu wenden: Anthony Averett fing einen via Helm abgefälschten Pass der Raiders ab.
Baltimore war damit nur noch ein Fieldgoal vom Sieg entfernt, doch die Raiders in Form von Carl Nassib hatten etwas dagegen. Der Verteidiger, der vor der Saison als erster NFL-Profi seine Homosexualität öffentlich gemacht hatte, schlug Ravens-Jungstar Jackson das Leder aus der Hand und bescherte Las Vegas neuerlich den Ballbesitz. Die zweite Chance, das Spiel zu entscheiden, ließ sich Carr – auch dank eines perfekt ausgesuchten Spielzuges – nicht entgehen.
Raiders-Coach verbraucht mehrere Leben
„Es hat sich angefühlt, als wäre ich gestorben, auferstanden, wieder gestorben und noch einmal auferstanden – wie eine Katze, die mehrere Leben hat“, sagte Raiders-Coach Jon Gruden. Bei den Ravens, die ihre fünf jüngsten Auftaktspiele gewonnen hatten, war die Stimmung im Keller. „Wir haben den Sack einfach nicht zugemacht, obwohl wir drei-, viermal die Chance dazu hatten“, sagte Cheftrainer John Harbaugh. Für Baltimore ging auch eine stolze Serie zu Ende. Nach 98 Siegen hintereinander gaben die Ravens erstmals wieder eine Partie aus der Hand, bei der sie zwischenzeitlich schon mit mindestens 14 Punkten Vorsprung geführt hatten.