Luka Sucic (Salzburg) und Joan Jordan (Sevilla)
AP/Angel Fernandez
Champions League

Salzburg holt Punkt bei kuriosem Auftakt

Der FC Salzburg hat am Dienstag zum Auftakt der Gruppenphase in der UEFA Champions League ein 1:1 (1:1) beim spanischen Club FC Sevilla geholt. Die erste Hälfte ging dabei in die Geschichtsbücher ein, gab es doch nicht weniger als vier Elfmeter. Salzburg verwertete aber durch Luka Sucic (21.) nur einen von drei Versuchen, Sevilla glich durch Ivan Rakitic (42.) aus. In der zweiten Hälfte spielten die Gäste zudem mehr als 40 Minuten in Überzahl, mussten aber am Ende auch mit dem Unentschieden in Andalusien zufrieden sein.

Salzburg verpasste die frühe Führung durch Karim Adeyemi, der nach einem Foulspiel an ihm vom Elfmeterpunkt scheiterte (13.). Sucic machte es nach einem zweiten Foul im Strafraum an Adeyemi besser (21.), ehe der Kroate nach einem weiteren Elfmeterfoul an Adeyemi ebenfalls scheiterte und die Stange traf (31.). Dessen nicht genug gab es in der ersten Hälfte auch noch einen vierten (korrekten) Penalty, den ersten für Sevilla, den Rakitic sicher links unten verwertete (42.).

Nach der Pause schwächten sich die Hausherren nach einer ebenso kuriosen Schwalbe durch Youssef En-Nesyri selbst und spielten fast die gesamte Hälfte in Unterzahl. Salzburg fand mit einem Mann mehr nur wenige Chancen vor, Sevilla vergab selbst zwei gute Möglichkeiten.

Salzburg punktet in kuriosem Spiel bei Sevilla

Österreichs Serienmeister Salzburg erreichte auswärts gegen den spanischen Topclub Sevilla ein 1:1.

Auch im zweiten Spiel der Gruppe G zwischen OSC Lille und VfL Wolfsburg gab es ein Remis (0:0). Der französische Meister gastiert am zweiten Spieltag in zwei Wochen im Stadion in Wals-Siezenheim.

Salzburger „Jugend“ forscht weiter

Zum dritten Mal in Folge ist Salzburg in der Red-Bull-Ära Teilnehmer der Gruppenphase in der Königsklasse. Mit dem jüngsten Kader (Alterdurchschnitt: 22,07 Jahre) und dem jüngsten Trainer (33 Jahre) aller 32 Teams lautet das Motto in dieser Spielzeit „Jugend forscht“.

„Speziell auf dem Niveau entwickeln sich die Jungs weiter“, hatte Coach Matthias Jaissle vorab gemeint, der auf dieselbe Startelf setzte wie beim 2:1-Sieg im Rückspiel des Play-offs gegen Bröndby. Routinier Zlatko Junuzovic musste mit einer Fersenprellung passen.

Sevilla konnte auf deutlich mehr Erfahrung setzen. Der sechsfache Sieger der Europa League bzw. des UEFA-Cups startete u. a. auch mit Kapitän Jesus Navas, der schon vor 13 Jahren bei den beiden 2:0-Siegen gegen Salzburg im Europacup mit dabei war. Auch ließ Trainer Julen Lopetegui mit Rakitic einen ehemaligen, langjährigen Barcelona-Spieler beginnen.

Vier Elfmeter in der ersten Hälfte

Salzburg setzte zunächst auf den Faktor Pressing. Nicht nur Abwehrchef und Sevillas Kurzzeitlegionär Maximilian Wöber hoffte, so die Gastgeber zu überraschen. Die routinierten Spanier entzogen sich dem aber zu Beginn geschickt und kontrollierten die Anfangsphase, in der die Hausherren jedoch keine zwingenden Chancen vorfanden.

Nach rund zehn Minuten kam auch Salzburg erstmals gefährlich nach vorne über Sesko und Adeyemi, eine Minute später holte der deutsche Neo-Teamspieler dann den ersten Elfmeter heraus. Der Video Assistant Referee (VAR) korrigierte Schiedsrichter Alexej Kulbakow aus Belarus, der den Rempler von Diego Carlos an Adeyemi knapp vor dem Sechzehner gesehen hatte – der Stürmer verschoss aber rechts (13.).

Karim Adeyemi (Salzburg) verschießt einen Elfmeter gegen Sevilla
Reuters/Marcelo Del Pozo
Den ersten Elfmeter in dieser Partie verschoss Adeyemi – der Ball ging flach rechts vorbei

Nach einer weiteren kurzen Drangphase der Gastgeber, in der Papu Gomez den Ball über das Tor hob und der umtriebige En-Nesyri das Spielgerät ebenfalls über den Kasten beförderte, gab es den nächsten Strafstoß in diesem Spiel. Routinier Navas schubste Youngster Adeyemi mit beiden Händen, und so blieb Referee Kulbakow nichts anderes übrig, als wieder auf Elfmeter zu entscheiden. Adeyemi wollte es noch einmal probieren, Sucic „gewann“ aber die kurze Diskussion und verwertete links unten – Goalie Bono landete im falschen Eck (21.).

Luka Sucic (Salzburg) verwertet einen Elfmeter gegen Sevilla
GEPA/Mathias Mandl
Luka Sucic brachte Salzburg in Sevilla in Führung

Salzburg vergibt zwei von drei Strafstößen

Sucic hatte daraufhin den Zuschauern verbal etwas auszurichten, was freilich die Stimmung im Stadion Ramon Sanchez-Pizjuan zusätzlich anheizte – En-Nesyri ließ seine Wut etwa an Rasmus Kristensen aus und sah nach einem harten Einsteigen seine erste Gelbe Karte. Sevilla lief dem Rückstand mit viel Ballbesitz nach, Salzburg konnte den Gegner aber von weiteren Chancen abhalten. Das Pressing wurde dabei gut gedrosselt und diente auch als Grundlage für schnelle Gegenstöße.

Das traf sich gut, denn es war wiederum Zeit für einen Elfmeter: Nach einem weiten Zuspiel zu Adeyemi räumte ihn nun Goalie Bono im Sechzehner aus dem Weg. Sucic trat mit dem Selbstbewusstsein nach dem verwerteten Elfmeter an – und traf rechts nur die Stange (37.).

Sevillas Tormann Bono foult Salzburgs Karim Adeyemi
Reuters/Marcelo Del Pozo
Adeyemi holte alle drei Salzburger Elfmeter heraus, die Gäste trafen aber nur einmal vom Punkt

Drei Elfmeter reichten am Ende nicht zu einer Pausenführung Salzburgs, denn auch Sevilla bekam vor der Halbzeit noch einen zugesprochen: Wöber traf En-Nesyri am Bein, und Rakitic verwertete sicher links (42.). Vier Strafstöße in einer CL-Hälfte hatte es ebenso noch nie gegeben, wie dass ein Spieler drei Elfmeter herausholte (Adeyemi). Zu dieser kuriosen Partie passte auch, dass es im sonst so sonnigen Sevilla vor der Pause noch wie aus Kübeln schüttete.

Schwalbe schwächt Sevilla

Es sollte kurios weitergehen, zunächst vergab aber Sesko nach einem Adeyemi-Zuspiel von der linken Seite eine gute Chance auf das 2:1: Der Slowene traf den Ball zwar nicht optimal, doch Bono rettete auch mit einem guten Reflex nach einem Abschluss aus kurzer Distanz (47.).

Weit weniger sehenswert war freilich die folgende Aktion von En-Nesyri, der seine Mannschaft mit einer selten unkreativen Schwalbe schwächte (50.). Salzburg spielte damit fast die gesamte zweite Hälfte in Überzahl, tat sich aber in der Folge schwerer als bei Gleichzahl.

Schiedsrichter Alexej Kulbakow zeigt Youssef En-Nesyri (Sevilla) die Gelb-Rote Karte
Reuters/Marcelo Del Pozo
Redlich verdient: Nach einer Schwalbe musste Sevilla-Stürmer En-Nesyri vom Platz

Oumar Solet vergab nach einer Standardsituation eine Riesenchance für die Salzburger, er jagte den Ball am Fünfer über das leere Tor, stand dabei aber im Abseits (57.). Adeyemi beförderte vier Minuten später das Leder in Bonos Hände (61.). Salzburg ließ daraufhin aber auch das Tempo vermissen, um das kompakte Sevilla in Bedrängnis zu bringen.

Chancen auf beiden Seiten im Finish

Im Finish waren die Gastgeber in Unterzahl sogar etwas gefährlicher, der eingewechselte Rafa Mir köpfelte zunächst gefährlich auf das Tor von Philipp Köhn (74.). „Joker“ Erik Lamela vergab ebenfalls per Kopf knapp (78.), erst nach hektischen Minuten mit vielen Nickligkeiten vonseiten Sevillas kam auch Salzburg noch einmal zu Chancen.

Brenden Aaronson (91.) prüfte zunächst Bono mit einem Distanzschuss, den der Goalie sehenswert über das Tor lenkte. Kurze Zeit später hatte auch noch der eingewechselte Stürmer Junior Adamu nach einem Sevilla-Fehler die Chance, scheiterte aber am Goalie (93.). Nach einer denkwürdigen Partie holte Salzburg in Sevilla einen Punkt, der nach drei Elfmetern und langer Überzahl vielleicht mager erscheint, aber im Kampf um den erstmaligen Aufstieg noch Goldes wert sein kann.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Wenn uns das vor dem Spiel jemand gesagt hätte, hätten wir das absolut unterschrieben. Vor allem die Art und Weise, als junge Mannschaft, macht mich extrem stolz. Wenn man den Spielverlauf hernimmt, ist es einen Tick ärgerlich, vielleicht wäre ein Tick mehr drinnen gewesen. Aber der Schein trügt ein bisschen, wir haben das wirklich gut gemacht. Es war ein sehr, sehr emotionaler Abend für mich und für die Spieler.“

Karim Adeyemi (Salzburg-Spieler): „Es sind gemischte Gefühle. Wir haben in der ersten Hälfte nicht so viel Ballbesitz gehabt, aber genug Chancen. Drei Elfer, was soll ich sagen. Nachher hatten wir mehr Ballbesitz, aber Sevilla ist zu sechst, zu siebt hintengestanden und hat verteidigt. Und das können sie gut, sie haben große und starke Spieler. Aber am Schluss war es ein gutes Spiel und ein verdienter Punkt.“

Luka Sucic (Salzburg-Torschütze): „Ich bin sehr stolz über meinen ersten Champions-League-Treffer. Natürlich ist es schade, dass ich dann verschossen habe. Aber ich darf nicht den Kopf hängen lassen, muss weiter nach oben schauen, und mich auf die nächsten Spiele konzentrieren. Wir werden sicherlich in den nächsten Trainingseinheiten Elfmeterschießen üben. Es war ein verrücktes Spiel. Wir haben alles gegeben, um Sevilla das Leben schwer zu machen, das ist uns im Großen und Ganzen gelungen.“

Julen Lopetegui (Sevilla-Trainer): „Das Team hat in der zweiten Hälfte hart gearbeitet. Ich kann ihnen in Sachen Einsatz und Einstellung nichts vorwerfen. Deshalb hatten wir vier klare Chancen und hätten das Spiel mit einem Mann weniger gewinnen können. Schauen Sie, was Manchester United passiert ist (Niederlage gegen Bern, Anm.). In der Champions League gibt es gute Teams mit guten Spielern. Wir haben heute gegen ein Team mit guten Spielern gespielt, die es zu großen Teams schaffen werden – alle von ihnen.“

Ivan Rakitic (Sevilla-Torschütze): „Es war ein ziemlich eigenartiges Spiel (…), wir müssen froh sein über den Punkt. Am Schluss waren wir dem Sieg näher, aber du darfst dir drei Elfer nicht erlauben. Wir sind gut gestartet, Salzburg hat beim ersten Angriff einen Elfer bekommen. Sie haben wieder angegriffen und den zweiten Elfer bekommen. Beim dritten war es dann schon zum Lachen. Zum Glück haben sie zwei verschossen, wir müssen unsere Lehren daraus ziehen.“

UEFA Champions League, Gruppe G, erster Spieltag

Dienstag:

Sevilla – Salzburg 1:1 (1:1)

Sevilla, Stadion Ramon Sanchez-Pizjuan, SR Kulbakow/BLR

Torfolge:
0:1 Sucic (21./Foulelfmeter)
1:1 Rakitic (42./Foulelfmeter)

Sevilla: Bono – Navas (87./Montiel), Diego Carlos, Kounde, Acuna – Jordan (46./Delaney), Fernando, Rakitic (66./Mir) – Suso (46./Ocampos), En-Nesyri, Gomez (58. Lamela)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Solet, Wöber (51./Piatkowski), Ulmer – Sucic, Camara, Aaronson, Seiwald (79./Capaldo) – Adeyemi (80./Okafor), Sesko (67./Adamu)

Gelb-Rote Karte: En-Nesyri (50./Foul/Schwalbe)

Gelbe Karten: Diego Carlos, Rakitic, Delaney, Navas bzw. Seiwald, Capaldo, Camara, Okafor

Anm.: Adeyemi verschoss einen Foulelfmeter (13./daneben), Sucic verschoss einen Foulelfmeter (37./Stange)