Europa League

Späte Niederlage für Rapid gegen Genk

Rapid ist mit einer Niederlage in die Gruppenphase der Europa League gestartet. Die Hütteldorfer mussten sich am Donnerstag vor 18.400 Zuschauern im Allianz Stadion KRC Genk mit 0:1 (0:0) geschlagen geben und kassierten damit im dritten Heimspiel gegen den belgischen Vizemeister nach 2013 und 2016 die erste Niederlage. Das Siegestor für die Gäste fiel dabei erst in der 92. Minute durch Paul Onuachu.

Im Duell der Vizemeister aus Belgien und Österreich neutralisierten sich beide Teams in der ersten Hälfte. Torchancen waren Mangelware. Nach der Pause entwickelte sich eine etwas offensivere Partie, in der Genk das bessere Ende für sich hatte. Für Rapid setzte es hingegen im 16. Europacup-Heimspiel die erst dritte Niederlage im neuen Stadion. Durch das späte Gegentor fiel diese allerdings besonders bitter aus.

Im Parallelspiel der Gruppe H gewann West Ham United auswärts bei Dinamo Zagreb mit 2:0. Die Tore erzielten Michail Antonio (21.) und Declan Rice (50.). Der englische Premier-League-Club ist auch der nächste Gegner für Rapid. Die Hütteldorfer gastieren am 30. September in London. Am Wochenende steht für Rapid der Ligaschlager bei Red Bull Salzburg auf dem Programm. Eine Moralinjektion gab es dafür nicht.

Enttäuschte Rapid-Spieler nach dem Match
Reuters/Leonhard Foeger
Die Rapid-Spieler mussten sich mit betretenen Gesichtern von ihren Fans verabschieden

Rapid defensiv kompakt

Bei Rapid kam Emanuel Aiwu zu seinem Debüt, da Robert Ljubicic nicht rechtzeitig fit geworden war. Der 20-Jährige wurde von Kühbauer im defensiven Mittelfeld aufgeboten. Filip Stojkovic kehrte in die Startelf zurück. Erstmals im Kader der Hütteldorfer stand auch der 19-jährige Chelsea-Leihspieler Tierno Ballo. Bei Genk setzte Coach John van den Brom erwartungsgemäß auf sein starkes Offensivtrio Onuachu, Theo Bongonda und Junya Ito. Aufpassen hieß es auch auf die Außenverteidiger Gerardo Arteaga und Daniel Munoz.

Bei wie üblicher prächtiger Europacup-Stimmung im Allianz Stadion entwickelte sich gleich in den ersten Minuten ein Spiel mit Tempo und Aggressivität. Rapid verbuchte im letzten Drittel Balleroberungen, kam aber aufgrund ungenauer Pässe nicht wirklich in die Gefahrenzone. Bei Ballbesitz für die Belgier war das Konzept der Wiener offensichtlich. Sie standen kompakt, nah am Mann und stellten die Passwege zu.

Wenige Chancen auf beiden Seiten

Genk forcierte daher das Spiel über den Flügel. Nach einer Hereingabe von Arteaga traf Onuachu den Ball nicht richtig (13.). Ansonsten war der mit 2,01 Meter Größe körperlich sehr präsente Nigerianer bei den Rapid-Verteidigern gut aufgehoben. Van den Brom war mit der Vorstellung seines Teams, das sich mit Fortdauer der ersten Hälfte etwas mehr Spielanteile erarbeitete, nicht wirklich zufrieden und gestikulierte immer wieder an der Seitenlinie. Onuachu, den Leo Greiml gut im Griff hatte, schoss über das Tor (39.).

Leo Greiml (Rapid) und Paul Onuachu (Genk)
APA/EXPA/Florian Schroetter
Leo Greiml stellte in den Zweikämpfen gegen Paul Onuachu seinen Mann

Defensiv war Genk ebenfalls auf Absicherung bedacht. Die Wiener wollten bei Ballgewinn hinter die Abwehrlinie der Belgier kommen, was allerdings überhaupt nicht nach Wunsch gelang. Pässe und Laufwege stimmten nicht. So blieb es Linksverteidiger Maximilian Ullmann vorbehalten, mit Weitschüssen (21., 42.) für die einzigen Versuche Richtung Genk-Tor zu sorgen. Da Genk dasselbe Problem wie Rapid plagte, nämlich echte Torchancen herauszuspielen, hatte die erste Hälfte offensiv wenig zu bieten.

Spiel nimmt in Hälfte zwei Fahrt auf

Genk nahm einen überraschenden Wechsel vor. Bongonda, der offensiv auffälligste Belgier in der ersten Hälfte, blieb in der Kabine. Für ihn kam Mike Tresor in die Partie, nach dessen Eckball es für Rapid in der 48. Minute im Strafraum heikel wurde. Genk startete ambitioniert und mit Schwung in die zweite Hälfte. Ein Weitschuss von Tresor ging über das Tor (50.). Auf der Gegenseite konnte Taxiarchis Fountas nach Vorarbeit von Ercan Kara seinem Kopfball nicht genug Druck verleihen (51.). Immerhin war es der erste Versuch der Hütteldorfer auf das Genk-Tor.

Erster Ball aufs Genk-Tor

Es dauerte bis zur 51. Minute, ehe Rapid den Ball erstmals auf das Tor von Genk brachte. Der Kopfball von Fountas fiel aber zu schwach aus.

Kühbauer nahm bei Rapid einen Doppeltausch vor und brachte für Kelvin Arase und Srdjan Grahovac das Duo Thorsten Schick und Dejan Petrovic. Nur kurz darauf versuchte Kara nach Flanke von Schick Genk-Goaie Maarten Vandevoordt nach einer Hereingabe mit der Ferse zu überraschen. Es blieb beim Versuch (59.). Drei Minuten später ging ein Schuss von Kara, der sich im Laufduell gegen Jhon Lucumi durchsetzte, am langen Eck vorbei. Die ersten 15 Minuten in der zweiten Hälfte hatten jedenfalls schon mehr zu bieten als die gesamte erste Hälfte.

VAR hilft Rapid – Tor aberkannt

In der Tonart ging es munter weiter. Ein Schuss von Ito (64.) ging knapp über das Tor, ein Schlenzer von Grüll auf der anderen Seite am langen Eck vorbei (65.). Kurz darauf war Rapid-Goalie Paul Gartler nach einem Kopfball von Onuachu gefordert (67.). Zwei Minuten danach jubelte Genk über ein Tor des Nigerianers. Der Video Assistent Referee (VAR) schaute sich die Szene noch einmal an und entschied auf Aberkennung. Ito war vor seinem Assist mit dem rechten Bein knapp im Abseits gestanden. Auf den Rängen und der Rapid-Bank hieß es aufatmen.

Abseitstor von Genk

Paul Onuachu versenkt den Ball zwar im Tor, doch der Videoschiedsrichter deckt die Abseitsstellung von Assistgeber Junya Ito auf (68.)

Kühbauer brachte für die Rapid-Viertelstunde zwei neue Spieler. Christoph Knasmüllner und Jonas Auer kamen in die Partie. Schluss war für Fountas und Ullmann. In der 83. Minute musste auch noch Greiml mit Krämpfen ausgewechselt werden. Kevin Wimmer ersetzte ihn in der Innenverteidigung. Für Rapid tankte sich Grüll mit einem starken Solo entlang der Cornerlinie in Richtung Zentrum, scheiterte aber mit seinem Schuss aus spitzem Winkel (85.).

Genk schlägt in der 92. Minute zu

Rapid kämpfte verbissen. Knasmüllner und Schick holten sich die Gelben Karten vier und fünf für Rapid. Der Einsatz blieb aber unbelohnt. Nach einem schlecht fertig gespielten Angriff, der mit einem Fehlpass von Kara endete, bekam Genk in der Nachspielzeit die Chance zum Konter. Der Ball landete bei Ito. Der japanische Teamspieler setzte sich gegen Auer durch und spielte einen langen Stanglpass. In der Mitte vernachlässigten sowohl Stojkovic als auch Hofmann Onuachu. Der Nigerianer schoss aus kurzer Distanz ein (92.). Kurz darauf war die Partie vorbei und hinterließ enttäuschte Rapidler auf dem Rasen.

Stimmen zum Spiel:

Dietmar Kühbauer (Rapid-Trainer): „In der zweiten Hälfte war eine Mannschaft auf dem Platz, wie sie ein Trainer gerne sieht, und dann kriegt man erst eine in die Fress’n. Das tut schon weh. In der ersten Hälfte war Genk besser, aber aufgrund der zweiten Hälfte hätten wir uns ein Unentschieden verdient. Wir hätten am Schluss auch die Chance gehabt, doch leider hat Genk das Tor gemacht, und wir haben uns dabei nicht gut angestellt. Wir haben in der ersten Hälfte zu ängstlich gespielt, Bälle oft zu früh abgespielt. Wir hatten keine Ruhe in unserem Spiel. Dass wir noch nicht dort sind, wo wir letztes Jahr waren, muss man zugeben, aber wir arbeiten an uns.“

John van den Brom (Genk-Trainer): „Wir haben am Wochenende in der Liga in der 95. Minute den Ausgleich bekommen, und heute war es umgekehrt, wir haben spät das Tor geschossen. So ist Fußball. Erste Hälfte war etwas schwach von uns, da hat das Passspiel zu wünschen übrig gelassen, wir haben immer den schwierigen Weg gesucht, weshalb es viele Ballverluste gab. Zur Pause habe ich gesagt, dass wir ruhiger spielen müssen und kontrollierter den Ball halten. Das war der Weg zum Erfolg. In der zweiten Hälfte war die Leistung deutlich besser. Aus meiner Sicht ist der Sieg verdient.“

Maximilian Ullmann (Rapid-Spieler): „Das ist richtig bitter. Es war ein körperbetontes Match. Wenn es unentschieden ausgeht, passt es für beide Mannschaften. Kämpferisch und von der Laufbereitschaft her können wir uns nichts vorwerfen.“

Marco Grüll (Rapid-Spieler): „In der ersten Hälfte war Genk ein bisschen besser, in der zweiten Hälfte haben wir es besser gemacht. Wenn man so spät das Tor bekommt, ist das bitter. Es war erst das erste Europa-League-Spiel, jetzt steht wieder die Liga auf dem Programm.“

UEFA Europa League, Gruppe H, erster Spieltag

Donnerstag:

Rapid Wien – KRC Genk 0:1 (0:0)

Wien, Allianz Stadion, 18.400 Zuschauer, SR Kristo Tohver (EST)

Tor: Onuachu (92.)

Rapid: Gartler – Stojkovic, Greiml (83./Wimmer), Hofmann, Ullmann (74./Auer) – Aiwu, Grahovac (58./Petrovic) – Arase (58./Schick), Fountas (74./Knasmüllner), Grüll – Kara

Genk: Vandevoordt – Munoz, Cuesta, Lucumi, Arteaga – Thorstvedt, Heynen, Eiting (92./McKenzie) – Ito, Onuachu, Bongonda (46./Tresor)

Gelbe Karten: Ullmann, Aiwu, Greiml, Knasmüllner, Schick, Petrovic bzw. Munoz, Onuachu

Die Besten: Greiml, Aiwu, Grüll bzw. Onuachu, Ito, Tresor