Europa League

Sturm geht in Monaco leer aus

Die Hoffnung auf einen erfolgreichen Start in die Gruppenphase der UEFA Europa League hat sich für Sturm Graz nicht erfüllt. Die Steirer mussten sich am Donnerstag am ersten Spieltag der Gruppe B bei AS Monaco knapp mit 0:1 (0:0) geschlagen geben. Ein Tor von Krepin Diatta machte schließlich den Unterschied. Sturm hielt zwar lange engagiert dagegen, blieb aber offensiv letztlich zu harmlos – und hatte bei seiner einzigen Chance im Spiel auch noch kein Glück.

Dem 22-jährigen Diatta gelang in der 66. Minute der entscheidende Treffer im Spiel. Der Sieg der Gastgeber war aufgrund der Spielanteile von mehr als 70 Prozent Ballbesitz letztlich auch verdient. Sturm, das beim bis dahin letzten Auftritt im Fürstentum 2000 noch mit 0:5 untergegangen war, hatte in 90 Minuten nur einen gefährlichen Torschuss von Ivan Ljubic kurz vor der Pause zu verzeichnen. Beim Versuch des 25-jährigen Wieners verhinderte allerdings nur die Querlatte einen Treffer (43.).

Mit dem knappen Sieg setzte sich AS Monaco auch an die Spitze der Gruppe B. Dahinter reihten sich PSV Eindhoven und Real Sociedad, die sich in einer abwechslungsreichen Partie mit 2:2 (1:2) die Punkte teilten. Der niederländische Traditionsclub Eindhoven ist auch der nächste Gegner von Sturm. Die Mannschaft des ehemaligen Salzburger Meistermachers Roger Schmidt ist am 30. September (18.45 Uhr) in der Grazer Merkur Arena zu Gast.

Jubel nach dem Tor von Krepin Diatta (Monaco)
Reuters/Eric Gaillard
Diatta (r.) sorgte nach der Pause für ein Happy End aus Sicht der Hausherren

Sturm leicht verändert

Um aus Monaco wie von Sportdirektor Andreas Schicker im Vorfeld noch erhofft „etwas mitzunehmen“, hatte Trainer Ilzer sein Aufgebot im Vergleich zum glücklichen 2:1 zuletzt gegen Austria Klagenfurt geringfügig umgestellt. Der wieder fitte Otar Kiteishvili und Jon Stankovic standen in der Startelf und bildeten mit Stefan Hierländer und Ljubic die vom Coach bevorzugte Raute im Mittelfeld. Manprit Sarkaria und Andreas Kuen saßen diesmal vorerst auf der Bank.

Die aktuelle sportliche Krise bei der AS Monaco, die von Trainer Niko Kovac in einem 4-4-2-System aufs Feld geschickt wurde, schlug sich wie von den Monegassen befürchtet in der Menge der zahlenden Zuschauer wieder. Im Stade Louis II blieben viele der 18.500 Plätze frei. Schon im Vorverkauf waren nur rund 2.500 Tickets an den Fan gebracht worden. Rund 600 der Karten gingen sogar an Anhänger von Sturm, die sich auch lautstark bemerkbar machten und fast für Grazer Heimspielatmosphäre sorgten.

Siebenhandl-Glanztat und Lattenpech

Die Grazer Fans skandierten zwar „Hier regiert der SK Sturm“, doch auf dem Platz gaben die Hausherren klar den Ton an. Mit Druck von der ersten Minute an wollten die Monegassen, die nach fünf Runden mit lediglich vier Zählern auf Rang 16 der Ligue 1 zu finden sind, schnell für klare Verhältnisse sorgen. Sturm war daher vor allem mit Reagieren statt mit Agieren beschäftigt. Wirklich gefährlich waren die Hausherren trotz deutlicher Überlegenheit gegen die bemühte Grazer Abwehr aber auch nicht.

Just in dem Moment, als die Angriffswelle der Gastgeber etwas abebbte, durften sich die Sturm-Kicker bei ihrem Schlussmann bedanken: Jörg Siebenhandel verhinderte gegen Gelson Martins, der ideal in den freien Raum gestartet war, nach dessen Schuss aus spitzem Winkel erstens gerade noch ein „Gurkerl“ und damit zweitens einen Rückstand (26.). Nur kurz nach seiner Glanztat durfte der Sturm-Goalie neuerlich durchschnaufen: Ein gefühlvoller Schlenzer von Martins ging nur um wenige Zentimeter daneben (30.).

Von Sturm war offensiv wenig bis gar nichts zu sehen – und trotzdem wären die verhalten agierenden Steirer fast mit einer Führung in die Pause gegangen. Ljubic hielt aus rund 20 Metern einfach mal drauf, nachdem ihm der Ball via Hierländers Ferse vor die Füße gefallen war. Alexander Nübel im Monaco-Tor war bereits geschlagen, doch die Querlatte verhinderte das 1:0 (43.). Aber auch der Pausenstand von 0:0 war eine deutliche Steigerung gegenüber dem bisher letzten Aufeinandertreffen an gleicher Stelle vor 21 Jahren. Damals stand es nach 45 Minuten 3:0 für die Hausherren.

Ivan Ljubic (Sturm)
GEPA/Philipp Brem
Ljubic hatte kurz vor der Pause mit seinem strammen Schuss aus der Distanz Pech

Diatta bricht den Bann

In der Pause hatten nicht nur die Sturm-Fans, die 45 Minuten durchgesungen hatten, kurz ihre Stimmen geschont, sondern auch Monacos Trainer Kovac einschneidende Personalentscheidungen getroffen. Der ehemalige Salzburg-Kicker brachte gleich drei neue Spieler, u. a. mit Cesc Fabregas einen spanischen Welt- und Europameister. Sturm-Trainer Ilzer verzichtete vorerst noch auf Veränderungen. Auch am Geschehen selbst änderte sich wenig. Monaco hatte weiter deutlich mehr Ballbesitz, fing aber wenig damit vorerst noch wenig an.

Mehr noch: Die erste Torszene der Hälfte gehörte diesmal Sturm – auch wenn der Zusatz „gefährlich“ übertrieben gewesen wäre. Denn zunächst missglückte Kiteishvili eine Direktabnahme, den Abpraller schoss Jakob Jantscher in die Wolken (53.). Auf der Gegenseite fälschte Amadou Dante einen gefährlichen Schuss gerade noch über das Tor ab (60.). Die Chance des Senegalesen erwies sich als Warnschuss, denn nur sechs Minuten später zappelte der Ball im Grazer Netz. Diatta ließ nach schöner Vorarbeit des ebenfalls zur Pause eingewechselten russischen Teamspielers Aleksandr Golowin seinen unachtsamen Bewacher Dante stehen und köpfelte zum 1:0 ein (66.).

Jetzt musste Sturm-Trainer Ilzer reagieren, um nicht mit leeren Händen nach Hause zu fliegen, und brachte mit Anderson Niangbo, Alexander Prass und Lukas Jäger für Kelvin Yeboah, Kiteishvili und Gazibegovic in einem Schwung drei frische Kräfte. Die Grazer versuchten auch das Pressing zu erhöhen, hemmten ihr Umschaltspiel aber immer wieder mit Fehlpässen. Monaco konnte sich nun darauf beschränken, die Zeit von der Uhr rinnen zu lassen. Eine Übung, die den technisch versierten Gastgebern souverän gelang. Denn Chance auf den Ausgleich hatte Sturm bis zum Schlusspfiff keine. David Affengruber verhinderte in der Nachspielzeit nach einem Schuss von Wissam Ben Yedder sogar noch das 0:2 (90.+3).

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Ich bin kein Fan, dass man sagt, 0:0 ist ein gutes Ergebnis. Das ist absolut der falsche Ansatz. Man muss probieren, viel mehr Entlastung zu schaffen, einen besseren Ballbesitz zu spielen, klarer im Spielaufbau zu sein. Gefühlt war es nervös, vielleicht auch mutlos. Ich denke, wir müssen uns auf dieses Niveau erst anpassen. Das haben wir heute vor allem in der ersten Hälfte richtig viel vermissen lassen.“

Niko Kovac (Monaco-Trainer): „Es war ein harter Kampf. Wir haben nicht geglänzt, aber es ging auch nicht darum, dass wir glänzen, sondern dass wir dieses Spiel gewinnen. Unterm Strich haben wir verdient gewonnen, bis auf den einen Lattentreffer haben wir das Spiel unter Kontrolle gehabt.“

Stefan Hierländer (Sturm-Kapitän): „Wir hatten den Lattentreffer und dann war es ein bissl zu wenig. Wir haben das letzte Drittel nicht gut bespielt, haben die Bälle zu schnell verloren. Dann wird es schwierig. Es war nicht zu viel Respekt dabei. Es ist etwas Neues, was wir nicht so gewohnt sind. Wir haben nicht die richtigen Lösungen gefunden. Daraus müssen wir schnell lernen.“

UEFA Europa League, Gruppe B, erster Spieltag

Donnerstag:

Monaco – Sturm 1:0 (0:0)

Monaco, Stade Louis II, SR Rumsas (LTU)

Tor: Diatta (66.)

Monaco: Nübel – Aguilar, Maripan, Pavlovic, Jakobs (46. Caio Henrique) – Gelson Martins (46. Golowin), Tchouameni, Matazo (73. Fofana) – Isidor (46. Fabregas), Volland (60. Ben Yedder), Diatta

Sturm: Siebenhandl – Gazibegovic (71. Jäger), Affengruber, Wüthrich, Dante – Hierländer, Gorenc-Stankovic, Ljubic, Kiteishvili (71. Prass) – Yeboah (71. Niangbo), Jantscher (61. Sarkaria)

Gelbe Karten: Jakobs bzw. Wüthrich, Prass

Die Besten: Diatta, Golowin, Aguilar bzw. Wüthrich, Siebenhandl