ÖSV-Springer Gregor Schlierenzauer
GEPA/Thomas Bachun
Skispringen

Schlierenzauer zieht Schlussstrich

Die Karriere des erfolgreichsten Skispringers im Weltcup aller Zeiten ist am Dienstag zu Ende gegangen. Gregor Schlierenzauer zog nach 15 Jahren auf den Schanzen dieser Welt einen Schlussstrich. „Es war eine einzigartige und gefühlsintensive Reise, die nun anders weitergeht“, so der Tiroler in seinem Blog auf seiner Homepage.

Bereits im Mai hatten sich die Anzeichen auf ein Karriereende des 31-Jährigen verdichtet, nachdem er nicht mehr in den Kaderlisten des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) aufgeschienen war. Die vergangene Saison hatte Schlierenzauer vorzeitig mit einer neuerlichen Knieverletzung beenden müssen, nachdem er in den Jahren seit seinem letzten Weltcup-Sieg am 6. Dezember 2014 in Lillehammer immer wieder vom Verletzungspech verfolgt gewesen war.

„Die letzten Monate waren für mich herausfordernd. In positiver Hinsicht. Durch die Verletzungspause hatte ich ausreichend Zeit und den nötigen Abstand, um Vergangenes aufzuarbeiten und zu schauen, wo ich jetzt stehe“, so Schlierenzauer in einer Aussendung zu seiner Entscheidung, keinen neuerlichen Anlauf zurück in die Weltspitze zu wagen. „Meine aktive Karriere zu beenden ist mir nach all dem, was ich als Spitzensportler erleben durfte, nicht leichtgefallen – aber die Entscheidung fühlt sich ebenso wie der Zeitpunkt richtig an.“

Schlierenzauer beendet Karriere

Die Karriere des erfolgreichsten Skispringers im Weltcup aller Zeiten ist am Dienstag zu Ende gegangen. Gregor Schlierenzauer zog nach 15 Jahren auf den Schanzen dieser Welt einen Schlussstrich.

Von der Teenie-Sensation zum Superstar

Schlierenzauer eroberte die Skisprungszene bereits als Teenager im Sturm. Seinen ersten Erfolg im Weltcup feierte der Tiroler 2006 im Alter von 16 Jahren in Lillehammer, dort, wo er 2014 auch seinen letzten Sieg einfuhr. Mit insgesamt 53 Erfolgen in Weltcup-Einzel-Springen ist Schlierenzauer die Nummer eins der ewigen Statistik. Dazu gewann der 31-Jährige zweimal den Gesamtweltcup, triumphierte zweimal bei der Vierschanzentournee und gewann WM-Gold im Skifliegen 2008 in Oberstdorf und auf der Großschanze 2011 in Oslo.

Schlierenzauer nach dem Gewinn des Skisprungbewerbs von Lillehammer im Jahr 2014
APA/AFP/Cornelius Poppe
2014 in Lillehammer hätten nur wenige damit gerechnet, dass es Schlierenzauers (Mi.) letzter Sieg sein würde

Einzig ein Olympiasieg in einem Einzel-Springen blieb Schlierenzauer verwehrt. Mit dem Team holte er aber 2010 in Vancouver dennoch olympisches Gold, dazu kommen Team-Silber 2014 in Sotschi sowie zweimal Bronze auf der Groß- und der Normalschanze 2010 in Kanada. „Ich weiß auch die Unterstützung meiner Trainer und Partner, die mir buchstäblich Flügel verliehen haben, sehr zu schätzen. Sie haben mich geformt, gepusht und aufgefangen, aber niemals verbogen“, so Schlierenzauer, der sich auch ausdrücklich beim ÖSV und „den vielen inspirierenden Menschen, die ich auf und abseits der Schanzen kennenlernen durfte“, bedankte.

ÖSV-Springer Gregor Schlierenzauer mit Weltcupkugeln und Medaillen im Jahr 2013
Reuters/Srdjan Zivulovic
Die große Kugel für den Gesamtweltcup (l.) steht zweimal in der Vitrine des Tirolers

„Gregor hat Großartiges geleistet“

Auch vonseiten des Verbandes zollte man dem nun Skisprung-Pensionär Respekt. „Gregor hat fürs Skispringen Großartiges geleistet. Seine außergewöhnliche Karriere ist gespickt mit Superlativen. Er hat im Grunde alles erreicht, was es zu erreichen gibt, fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, und es ist auch ihm zu verdanken, dass der Sport heute da steht, wo er ist“, so Sportdirektor Mario Stecher, „er hat über viele Jahre Tausende Fans begeistert und war ein Vorbild für den Nachwuchs. Seitens des ÖSV wünschen wir Gregor, dass er sein Privatleben genießen kann und dass er auch die nötige Ruhe abseits des Spitzensports findet.“

Was Schlierenzauer nun vorhat, ließ er im Blog noch nicht durchblicken: „Mein Feuer, das immer voll und ganz für den Sport brannte, brennt jetzt für neue Aufgaben, die da sind und die auf mich warten. Ich schlage dieses neue Kapitel mit Leidenschaft auf, bin voller Tatendrang und Neugierde.“ Auch ein Engagment beim ÖSV kann nicht ausgeschlossen werden. Stecher hält die Tür jedenfalls offen. „Er wird immer ein gern gesehener Gast bei uns bleiben“, so der Sportdirektor.