Yusuf Demir (Barcelona) gegen zwei Granada-Spieler
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Fußball

Barcas Krise könnte Demirs Chance sein

Für den FC Barcelona gleicht die erste Saison nach dem Abschied von Lionel Messi bisher einer Selbstfindungsphase. Nach dem hart erkämpften 1:1 daheim gegen Granada stellte Trainer Ronald Koeman klar, dass das „alte“ Barca Geschichte sei. Das berühmte „Tiki-Taka“, also Kurzpassspiel mit langen Ballstafetten, sei aktuell nicht möglich, sagte der Niederländer. Einer, der von der Verjüngungskur bei den Katalanen profitieren soll, ist der Österreicher Yusuf Demir.

Der Wiener stand erstmals in einem Pflichtspiel in der Startelf von Barcelona – als erster Österreicher seit Hans Krankl vor über 40 Jahren (Oktober 1980). Der im Dreierangriff auf dem rechten Flügel aufgebotene 18-Jährige war bemüht, konnte das Offensivspiel der Heimischen aber ebenfalls nicht wirklich beleben. Barcelona liegt nach dem Unentschieden mit nur acht Zählern nach vier Runden derzeit lediglich auf dem siebenten Tabellenrang – bei einem Spiel weniger als die Top Fünf.

Auf den Rängen machte sich der durchwachsene Saisonstart bemerkbar. Von den 40.000 zugelassenen Plätzen im Camp Nou waren nur 27.000 vergeben. Die Fans sahen Granadas Führungstor nach 85 Sekunden und lange vergeblich dem Ausgleich nachlaufende Gastgeber. Der aufgerückte Innenverteidiger Ronald Araujo traf erst in der 90. Minute. Da war Demir nach seinem Austausch in der 75. Minute nicht mehr auf dem Feld.

Die spanische Presse attestierte der Rapid-Leihgabe großes Bemühen, aber wenig Durchschlagskraft. „Der junge Österreicher zeigte viel Willen, blieb aber ohne Erfolg in den meisten Aktionen“, schrieb die Sportzeitung „Mundo Deportivo“. Die „Marca“ meinte: „Willensstark, aber nicht sehr effektiv. Er hatte wenig Einfluss auf das Spiel.“

Stark verjüngtes Aufgebot

Koeman hatte auch angesichts einiger verletzter Spieler eine junge Elf aufgeboten. Das Durchschnittsalter lag bei 24,3 Jahren, die ohne den zunächst geschonten Gerard Pique eingelaufene Abwehrkette war im Schnitt 20 Jahre alt. Er habe die Spielidee anpassen müssen, betonte Barcelonas Trainer nach dem Spiel.

„Wenn man sich die Spielerliste für das Spiel ansieht, bleibt nur das über. Wir können nicht ‚Tiki-Taka‘ spielen, wenn wir keine Räume vorfinden“, sagte Koeman. „Wir wissen, dass das vielleicht nicht Barcelona-Fußball ist, aber dieses Barcelona ist nicht mehr jenes von vor acht Jahren.“

Barcelona-Trainer Ronald Koeman
APA/AFP/Lluis Gene
Koeman muss Barcelona neu erfinden – kein leichtes Unterfangen

Spekulationen über Koeman

Der ehemalige Spieler der Katalanen steht spätestens nach der 0:3-Heimniederlage zum Auftakt der Champions League gegen Bayern München unter ganz besonderer Beobachtung. Medien spekulieren über seine Zukunft als Barca-Coach. Ein Rauswurf soll den von großen finanziellen Sorgen geplagten Club jedoch in Summe mehr als zehn Millionen Euro kosten, hieß es.

Er wolle sich über seinen Job nicht mehr äußern, stellte Koeman am Montagabend klar. „Wir wollen natürlich zu Hause gewinnen, aber wie ich erklärt habe, war es ein kompliziertes Spiel. Ich denke, wir haben alles gegeben.“ Für Barcelona geht es am Donnerstag auswärts gegen Cadiz weiter. Tabellenführer Real Madrid spielt mit David Alaba am Mittwoch zu Hause gegen Mallorca.