Lewis Hamilton im Mercedes auf der Rennstrecke von Sotschi
AP/Yuri Kochetkov
Formel 1

Hamilton setzt auf Lieblingskurs Sotschi

Der Kampf um die WM-Krone zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton geht am Sonntag (14.00 Uhr, live in ORF1) mit dem Grand Prix von Russland in Sotschi in die 15. Runde. Die Vorzeichen sprechen klar für einen Etappensieg von Hamilton. Denn sein niederländischer Konkurrent hat in der WM-Wertung zwar fünf Punkte Vorsprung, doch der Kurs am Schwarzen Meer war bisher nur für den Briten und Mercedes ein guter Boden.

Siebenmal wurde bisher in Sotschi ein Grand Prix ausgetragen, siebenmal saß der Sieger in einem Mercedes. Hamilton ist mit vier Erfolgen zugleich Rekordsieger, sein finnischer Noch-Teamkollege Valtteri Bottas gewann zweimal (2017, 2020) und 2016 trug sich Nico Rosberg in die Siegerliste ein. Verstappens Bilanz in Russland schaut deutlich magerer aus. Der 23-Jährige steuerte seinen Red Bull im Vorjahr als Zweiter nur einmal überhaupt auf das Podest.

Fünf Punkte beträgt Hamiltons Rückstand in der Gesamtwertung vor dem kommenden Rennen. Um sich seinen Traum vom achten WM-Titel und damit dem alleinigen Rekord vor Michael Schumacher zu sichern, bleiben dem 36-Jährigen inklusive Sotschi noch acht Gelegenheiten, den Spieß umzudrehen. Nach der für ihn mäßigen Bilanz von nur einem Sieg aus den letzten zehn Rennen ist der Druck vor dem Showdown in Russland aber bereits groß.

Die Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas am Siegerpodest von Sotchi im Jahr 2020
Reuters/Yuri Kochetkov
Bottas (r.) und Hamilton, hier im Vorjahr, sorgten für sechs der sieben Mercedes-Siege in Sotschi

Nach Rennsiegen liegt der Niederländer Verstappen in diesem Jahr mit 7:4 deutlich voran. Mit Spannung wird nach dem Zusammenprall der Rivalen zuletzt beim Grand Prix von Italien in Monza daher auch das nächste Kräftemessen erwartet. Der Crash in Monza war die zweite Kollision der Titelrivalen. Eine Berührung in Silverstone bei Höchstgeschwindigkeit hatte mit einem Abflug Verstappens in die Streckenbegrenzung geendet. Der Niederländer hatte dabei Glück im Unglück und kam ohne gravierende Verletzung davon.

Spekulationen um Verstappen, Leclerc startet ganz hinten

Verstappen wurde nach dem harten Zweikampf, der für beide Fahrer mit dem Aus in Italien geendet hatte, mit einer Startplatzstrafe belegt. Drei Positionen weiter hinten muss er losfahren. Es könnte für Verstappen aber jedoch noch weiter nach hinten gehen, falls sich Red Bull entscheidet, den Motor im Auto des 23-Jährigen zu wechseln.

Dann müsste er sich in der Startaufstellung ganz hinten einreihen. Fachmedien spekulieren bereits über dieses Szenario auf einer Strecke, die Verstappens Wagen noch nie besonders gelegen ist. Für den Wechsel der Power Unit in Blickrichtung Reglementänderung 2022 hat sich bereits Ferrari für Charles Leclerc entschieden. Der Monegasse startet damit – Stand Mittwochabend – von ganz hinten.

Crash zwischen Lewis Hamilton (Mercedes) und Max Verstappen (Red Bull Racing) in Monza
APA/AFP/Andrej Isakovic
Der Abflug von Verstappen auf das Auto von Hamilton hatte für den Niederländer ein Nachspiel

Hamiltons US-Reise sorgt für Kritik

In Monza war es Hamilton, der mit dem Schrecken davon kam. „Ich fahre seit langer Zeit Rennen und bin so dankbar, dass ich immer noch hier bin“, sagte der Weltmeister in Monza, nachdem Verstappens Auto mit einem Rad auf seinem Helm gelandet war. Der Cockpitschutz Halo verhinderte eine schlimme Verletzung, trotzdem gab es Sticheleien von Red Bull. „Der ganze Vorfall war sicher nicht lebensgefährdend. Wenn er wirklich seriöse Nackenschmerzen oder Probleme gehabt hätte, dann wäre er nicht in New York gewesen“, sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko.

Tatsächlich jettete Hamilton direkt einen Tag nach der Kollision zur Met Gala in die USA. Dort nahm er an der Mode- und Spendenveranstaltung teil und unterstützte auch Nachwuchsdesigner. Eine Aktion, mit der sich der Engländer auch Kritik von außerhalb des Red-Bull-Dunstkreises zuzog. „Ich finde, Lewis hat nach dem Unfall von Monza zu sehr dramatisiert – angesichts dessen, dass er am nächsten Tag putzmunter nach New York geflogen ist“, sagte der frühere deutsche Formel-1-Pilot Ralf Schumacher. Dazu sagte Hamilton am Donnerstag im Formel-1-Fahrerlager am Schwarzen Meer: „Ich höre nicht wirklich hin, worüber diese Personen sprechen. Ich habe ja nicht gesagt, dass ich sterbe.“

Rennställe rufen zu Mäßigung auf

Auch auf dem schnellen Kurs in der Olympiastadt von 2014 wird bei einem direkten Duell keiner der beiden Konkurrenten auch nur einen Zentimeter herschenken. In Sotschi soll es aber anders als in Silverstone und Monza nicht zu einem Zusammenstoß der beiden WM-Favoriten kommen. „Wir von unserer Seite versuchen auf Max einzuwirken, dass eben gegenseitiger Respekt da ist und Kollisionen zu vermeiden sind“, sagte Marko.

Ähnlich handhabt es Mercedes und vertraut ganz auf die Erfahrung von Superstar Hamilton, der in Sotschi als Erster seinen 100. Grand-Prix-Sieg schaffen kann. „Lewis bestreitet in dieser Saison zum zehnten Mal in seiner Formel-1-Karriere einen WM-Kampf und er ist hochkonzentriert auf seine Ziele für die nächsten acht Rennen“, sagte Toto Wolff, der Motorsportchef von Mercedes.