Ronald Koeman
AP/Miguel Morenatti
Fußball

Luft für Barca-Coach Koeman wird dünner

Während Real Madrid in La Liga im Plan ist, herrscht bei Erzrivale Barcelona Dauerfrust. Am Donnerstag mussten sich die Katalanen auswärts gegen Cadiz mit einem torlosen Remis begnügen. Trainer Ronald Koeman erwartet sich nach dem nächsten Rückschlag weitere öffentliche Diskussionen, seine Zeit bei Barcelona könnte bereits am Wochenende enden. Auch für Yusuf Demir, der in der ersten Halbzeit im Einsatz war, ist die Schonzeit vorbei.

„Für euch ist es anscheinend so: Wenn ich gewinne, mache ich weiter, wenn ich verliere, muss ein neuer Trainer gesucht werden“, sagte Koeman nach der enttäuschenden Nullnummer. Der Niederländer betonte zwar, dass es ihm nicht um seine persönliche Situation gehe. Wenn Präsident Joan Laporta und der Verein mit ihm reden wollten, gebe es dazu aber genug Gelegenheit. Vor der Partie hatte Laporta seinem Trainer Rückendeckung gegeben, aber auch bessere Leistungen eingefordert.

Barca hat aus den ersten fünf Ligaspielen der Saison nur neun Punkte geholt. Spätestens seit dem 0:3 gegen den FC Bayern zum Auftakt der Champions League spekulieren spanische Medien über eine baldige Ablösung Koemans. Als möglicher Nachfolger wird vor allem Vereinslegende Xavi genannt. „Das Einzige, das ich tun muss, ist, mit dem Team weiterzuarbeiten. Ich habe ein sehr gutes Gefühl mit dieser Mannschaft“, sagte Koeman, der im Finish die Rote Karte sah und dafür zwei Spiele gesperrt wurde. Er darf am Sonntag gegen Levante somit nur auf der Tribüne Platz nehmen. Gelingt dann kein Sieg, dürfte seine Zeit als Barcelona-Coach vorbei sein.

Auch Demir bekommt sein Fett weg

Der 58-Jährige bat erneut um Geduld. „Man muss den Kader sehen, den wir haben, die Leute, die uns fehlen“, sagte Koeman und verwies auf die Verletztenliste. Sieben potenzielle Stammkräfte hätten ihm gegen Cadiz gefehlt. Zudem steckt Barcelona tief im Umbruch, nachdem Superstar Lionel Messi zu Paris Saint-Germain gewechselt ist. Wegen der Milliardenschulden waren den Katalanen zuletzt auf dem Transfermarkt die Hände gebunden.

Yusuf Demir (Barcelona) und Ruben Sobrino (Cadiz)
AP/Miguel Morenatti
Auch Barca-Youngster Demir bekam erstmals die Spitzen der spanischen Sportpresse zu spüren

Demir brachte das wieder einen Platz in der Startelf ein. Zur Pause wurde der 18-jährige Stürmer aber ausgetauscht. Die Sportzeitung „Mundo Deportivo“ bezeichnete den Auftritt des Rechtsaußen als „schüchtern“. Demir habe „wenig Risiko genommen, es bleibt die Frage offen, ob er das Niveau für Barca hat oder es an der Unerfahrenheit liegt“, schrieb das Blatt in einer Beurteilung.

Koeman dank Klausel weiter im Sattel

Der Rauswurf Koemans soll bis dato wegen einer dann fälligen hohen Abfindung nicht erfolgt sein. Laportas Vorgänger Josep Bartomeu kaufte Koeman aus dessen Vertrag als niederländischer Nationaltrainer heraus. Barcelona hatte jedoch die fast sechs Millionen Euro Ablöse nicht. Also bezahlte Koeman gemäß Medienberichten diese selbst und unterschrieb einen Zweijahresvertrag. Der Haken: Sollte der Vertrag nicht um ein drittes Jahr verlängert werden, muss ihm Barcelona die sechs Millionen zurückzahlen.

Ronald Koeman
Reuters/Marcelo del Pozo
Bei seinem vermeintlichen Schicksalsspiel gegen Levante sitzt Koeman nach Rot gegen Cadiz auf der Tribüne

Barcelona-Profi Sergi Roberto ist weiter vom Team überzeugt. „Wir haben eine Mannschaft, die um den Titel spielen kann, und ich glaube nicht, dass andere Clubs bessere Mannschaften haben.“ Ähnlich äußerte sich Routinier Gerard Pique. „Ich will das Trikot Barcelonas nicht tragen, um Zweiter oder Dritter zu werden. Ich bin hier, um um Titel zu kämpfen“, sagte der Verteidiger, meinte aber auch: „Wir gehen durch eine schwere Situation, die wir nicht gewohnt sind. Jeder will gewinnen, und es gibt viele Wege, um damit umzugehen. Wir können uns alle beschweren oder wir können arbeiten. Die Spieler sind hier, um zu arbeiten.“

Barcelona (9 Punkte) will nun am Sonntag gegen das noch sieglose Levante den ersten Schritt aus der Krise schaffen, um den Rückstand auf Tabellenführer Real Madrid (16) und Atletico Madrid (14), das beim punktelosen Schlusslicht Deportivo Alaves gastiert, nicht noch weiter wachsen zu lassen. Real mit ÖFB-Star David Alaba möchte indes den starken Saisonstart am Samstag im Heimspiel gegen Villarreal fortsetzen. Real hat erst einmal Punkte abgegeben und in sechs Spielen beeindruckende 21 Tore, zehn mehr als das nächstbeste Team, erzielt. Das geht nicht zuletzt auf das Konto von Karim Benzema, der bei acht Toren und sieben Torvorlagen hält.

Spanische Liga, sechste Runde

Dienstag, 21. September:
Getafe Atletico Madrid 1:2
Bilbao Rayo Vallecano 0:2
Levante Celta Vigo 0:2
Mittwoch, 22. September:
Espanyol Barcelona Alaves 1:0
FC Sevilla Valencia 3:1
Real Madrid * Mallorca 6:1
Villarreal Elche 4:1
Donnerstag, 23. September:
Granada Real Sociedad 2:3
Osasuna Betis Sevilla 1:3
Cadiz FC Barcelona ** 0:0
* mit Alaba (Assist zum 5:1/78.)
** mit Demir bis zur 45. Minute

Spanische Liga, siebente Runde

Samstag, 25. September:
Alaves Atletico Madrid 1:0
Valencia Bilbao 1:1
FC Sevilla Espanyol Barcelona 2:0
Real Madrid * Villarreal 0:0
Sonntag, 26. September:
Mallorca Osasuna 2:3
FC Barcelona ** Levante 3:0
Real Sociedad Elche 1:0
Rayo Vallecano Cadiz 3:1
Betis Sevilla Getafe 2:0
Montag, 27. September:
Celta Vigo Granada 1:0
* Alaba spielte durch
** Demir ab 81. Minute

Tabelle: