Fahrer bei der Rad-WM in Flandern
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Rad-WM

Finales Spektakel mit vier ÖRV-Außenseitern

Hunderttausende Fans an den Straßen und ausgelassene Stimmung wie in Vor-Pandemie-Zeiten: Inmitten des Radsportspektakels in Flandern gehen die belgischen Lokalmatadore als Favoriten in den abschließenden Höhepunkt der Rad-WM rund um Leuven. Die vier Österreicher stehen beim Straßenrennen über 268,3 Kilometer am Sonntag (10.25 Uhr) als Außenseiter mit Überraschungspotenzial am Start.

Nicht dabei ist Lukas Pöstlberger, der nach seinem Sturz beim Welser Innenstadtkriterium kurzfristig passen musste – für ihn rutschte Sebastian Schönberger ins Team. Mit Michael Gogl, Marco Haller und Patrick Gamper sind im Team des österreichischen Radsportverbandes (ÖRV) durchwegs Klassiker-Spezialisten vertreten.

„Wir haben vier wirkliche Spezialisten, die um einen Spitzenplatz mitsprechen könnten“, sagte ÖRV-Sportdirektor Christoph Peprnicek. „Es wird natürlich auch das nötige Glück brauchen, ohne Defekt durchzukommen. Definitiv sind wir sehr gut aufgestellt, aber das gilt für alle großen Nationen im Radsport“

Michael Gogl
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Michael Gogl (hier bei der Tour de France) und seine drei ÖRV-Mitstreiter wollen überraschen

Die Streckencharakteristik mit 42 kurzen Anstiegen ist für Klassikerfahrer wie gemacht, mit Prognosen sind die Österreicher aber zurückhaltend. „Es ist ein relativ schwerer Kurs, und es ist schwer zu sagen, wie sich das Rennen entwickeln wird“, sagte Gogl.

Gastgeber in Favoritenrolle

Der klare Favorit ist der belgische Alleskönner Wout van Aert. Der 27-Jährige, im Einzelzeitfahren Zweiter, hat in diesem Jahr bei der Tour de France eine Bergetappe, ein Einzelzeitfahren und den finalen Sprint in Paris gewonnen. Bei der WM in seiner Heimat würde er seine silberne Serie (jeweils WM-Zweiter beim Zeitfahren 2020 und 2021, beim Straßenrennen 2020 sowie im olympischen Straßenrennen 2021 in Tokio) gerne beenden.

Wout van Aert
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Wout van Aert gilt als einer der Favoriten auf den WM-Titel

Gefordert werden die von Van Aert angeführten Belgier wohl in erster Linie durch die Franzosen um Titelverteidiger Julian Alaphilippe, den Niederländer mit Mathieu van der Poel an der Spitze und dem slowenischen Topduo Primoz Roglic und Tadej Pogacar. So wie bei den Frauen (Anna Kiesenhofer) fehlt mit Richard Carapaz aus Ecuador auch bei den Männern der Olympiasieger.

Italienerin Balsamo holt überraschend Gold

Ähnlich wie schon Kiesenhofer bei den Olympischen Spielen hatte am Samstag beim WM-Straßenrennen der Frauen wieder eine Außenseiterin die favorisierten Niederländerinnen düpiert. Die Italienerin Elisa Balsamo holte in Leuven überraschend Gold und setzte sich im Sprint einer größeren Spitzengruppe nach 157,7 km vor der dreifachen Weltmeisterin Marianne Vos aus den Niederlanden durch. Bronze ging an die Polin Katarzyna Niewiadoma.

Elisa Balsamo (ITA)
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Wie schon bei Olympia durch Kiesenhofer gewann auch bei der WM durch Balsamo eine Außenseiterin

„Ich bin vollkommen sprachlos“, sagte Balsamo. „Es ist unglaublich, das war ein Traum für mich nach dieser langen Saison. Mein Team war so stark, ohne sie wäre das nicht möglich gewesen.“ Bei der letzten Kurve habe sie ihr „Gehirn abgeschaltet“. „Ich habe mir selbst gesagt, Vollgas und schau nicht, was hinter dir passiert.“

Für die vier Österreicherinnen im Feld lief es nicht nach Wunsch, nur zwei kamen ins Ziel: Sarah Rijkes wurde 67., Christina Schweinberger 104. Kathrin Schweinberger und Verena Eberhardt konnten das Rennen nicht beenden. Olympiasiegerin Kiesenhofer hatte sich ganz auf das Einzelzeitfahren konzentriert und auf einen Start verzichtet.

WM 2025 an Ruanda vergeben

Während der laufenden WM bestätigte der Radweltverband (UCI) nach seinem Kongress in Leuven, dass die Straßenrad-WM 2025 in Ruandas Hauptstadt Kigali und damit erstmals in Afrika in Szene gehen wird.

„Der Radsport beschreitet mit der Ankündigung von Kigali als Gastgeber unserer Straßen-Weltmeisterschaften 2025 neue Wege. Die ruandische Hauptstadt bietet eine grandiose Kulisse für den ersten Auftritt der Veranstaltung auf afrikanischem Boden“, so UCI-Präsident David Lappartient, der für eine zweite Amtszeit wiedergewählt wurde.

Weiteres WM-Programm:

Sonntag, 26. September:
10.25 Uhr: Straßenrennen Elite Männer (268,3 km)
(Patrick Gamper, Michael Gogl, Marco Haller, Sebastian Schönberger)