Bernd Wiesberger
Reuters/USA Today/Michael Madrid
Ryder Cup

Wiesberger und Europa mit Aufholbedarf

Für Bernd Wiesberger hat es bei seinem Debüt im Ryder Cup trotz solider Leistung kein Erfolgserlebnis gegeben. Der 35-jährige Burgenländer musste sich am Freitag mit dem Engländer Paul Casey auf dem Whistling Straits Course im US-Bundesstaat Wisconsin im Fourball den US-Amerikanern Dustin Johnson und Olympiasieger Xander Schauffele knapp geschlagen geben und konnte damit im 43. Prestigeduell mit den USA nicht anschreiben. Überhaupt stehen die Europäer nach dem ersten Tag mit 2:6 mit dem Rücken zur Wand.

Wiesberger hatte in den ersten vier Doppeln der 43. Auflage des Bewerbs am Vormittag noch zuschauen müssen, sich dann aber dafür bei starkem Wind gleich mit den Nummern zwei und fünf der Welt, Johnson und Schauffele, messen dürfen. Nervosität war Österreichs erstem Teilnehmer am Ryder Cup zu Beginn zwar keine anzumerken, trotzdem zog das US-amerikanische Duo dank siegreichen Auftritten auf den Löchern drei bis fünf schnell davon. Am sechsten Loch sorgte Wiesberger mit einem Birdie dafür, dass er und sein Kollege erstmals anschrieben.

Casey war nach durchwachsener Vorstellung bis dahin am neunten für den zweiten Lochgewinn verantwortlich. Zu einer echten Wende kam es nicht mehr, da Johnson/Schauffele mit Gewinnen an den Löchern zehn und elf den alten Vorsprung wiederherstellten. Casey konnte mit einem Birdie am 16. Loch noch Ergebniskosmetik betreiben, danach machte Johnson den Sack vorzeitig zu, die US-Amerikaner siegten mit 2 und 1 und trugen ihren Teil zur mit 6:2 deutlichsten Führung nach dem ersten Tag seit der Ausgabe 1975 bei.

Dustin Johnson und Xander Schauffele
Reuters/Mike Segar
Schauffele (l.) und Johnson hielten Wiesberger und seinen Partner Casey auf Distanz

Am Samstag gehen neuerlich acht Doppel-Partien über die Bühne. Wiesberger ist diesmal in den Foursomes im Einsatz, allerdings nicht mit Casey, sondern an der Seite des Norwegers Viktor Hovland. Dazu sollen erneut die Spanier Jon Rahm und Sergio Garcia sowie die englischen Paarungen Lee Westwood und Matt Fitzpatrick und Casey/Tyrrell Hatton den Rückstand verkürzen. Den Europäern genügt als Titelverteidiger bei 28 zu vergebenen Punkten ein 14:14-Remis, um den Cup erneut mit nach Hause zu nehmen.

Klarer Heimvorteil für US-Profis

Die Europäer mussten nicht nur gegen die starken Gegner ankämpfen, sondern auch gegen das Publikum auf den Rängen. Aufgrund von Coronavirus-Beschränkungen waren unter den rund 40.000 Zuschauern Fans europäische Fans dünn gesät. „Wenn da 40.000 amerikanische Fans sind und keine europäischen, ist uns das lieber als gar keine Zuschauer zu haben“, sagte Europas Kapitän Padraig Harrington allerdings. Das sei die Wahrheit. „Wir wollen den Lärm, die Aufregung, den ganzen Trubel. Wenn keine Fans da sind, macht es keinen Spaß.“

Aus sportlicher Sicht verlief der Start des ersten Tages am Vormittag abgesehen vom gewonnenen Foursome-Auftaktdoppel des spanischen Duos Jon Rahm/Sergio Garcia gegen Justin Thomas/Jordan Spieth für den Titelverteidiger wenig vielversprechend. Johnson und Collin Morikawa besiegten Casey und Viktor Hovland (NOR). Brooks Koepka und Daniel Berger gewannen gegen die beiden Engländer Lee Westwood und Matt Fitzpatrick. Den klarsten Erfolg feierten der FedExCup-Champion Patrick Cantlay und Schauffele gegen Rory McIlroy (NIR) und Ian Poulter (ENG).

Deja-vu von 2018?

Die Europäer müssen den 1:3-Rückstand als gutes Omen nehmen. Bei der letzten Auflage 2018 war es nach den ersten vier Doppeln genauso gestanden, am Ende schaute in Paris aber noch ein 17,5:10,5-Erfolg gegen die Amerikaner, die man damals entthronte, heraus. Während damals allerdings der erste Tag mit einem 5:3-Vorsprung noch ein versöhnliches Ende nahm, steht man diesmal bereits nach dem ersten Tag mit dem Rücken zur Wand.

Denn auch am Fourball-Nachmittag wurde es nicht wirklich besser. Schon vor Wiesberger/Casey hatten sich McIlroy und Shane Lowry der US-Paarung Harris English/Tony Finau geschlagen geben müssen. Rahm/Tyrrell Hatton holten gegen Scottie Scheffler/Bryson DeChambeau, der mit einem 381-Meter-Drive für Aufsehen sorgte, nach erfolgreicher Aufholjagd immerhin ein Remis und damit einen halben Punkt. Dieses Kunststück schafften auch Tommy Fleetwood und Hovland gegen Cantlay/Thomas. Ein positives Erlebnis gab es immerhin für Garcia, der bei seinem zehnten Ryder-Cup-Start seinen eigenen Rekord auf 26,5 Punkte verbesserte. Kein anderer Spieler holte in der Geschichte mehr Punkte.

43. Ryder Cup

USA Europa 19:9
Einzel am Sonntag:
Xander Schauffele Rory McIlroy 11:6 (3 und 2)
Patrick Cantlay Shane Lowry 12:6 (4 und 2)
Scottie Scheffler Jon Rahm 13:6 (4 und 3)
Bryson Dechambeau Sergio Garcia 14:6 (3 und 2)
Collin Morikawa Viktor Hovland 14,5:6 (remis)
Brooks Koepka Bernd Wiesberger 15,5:6 (2 und 1)
Justin Thomas Tyrell Hatton 16,5:6 (4 und 3)
Dustin Johnson Paul Casey 17,5:6,5 (1 auf)
Tony Finau Ian Poulter 17,5:7,5 (3 und 2)
Harris English Lee Westwood 17,5:8,5 (1 auf)
Jordan Spieth Tommy Fleetwood 18:9 (remis)
Daniel Berger Matt Fitzpatrick 19:9 (1 auf)
Foursomes am Freitag:
Thomas / Spieth Rahm / Garcia 0:1 (3 und 1)
Johnson / Morikawa Casey / Hovland 1:1 (3 und 2)
Koepka / Berger Westwood / Fitzpatrick 2:1 (2 und 1)
Cantlay / Schauffele McIlroy / Poulter 3:1 (5 und 3)
Fourballs am Freitag:
Johnson / Schauffele Casey / Wiesberger 4:1 (2 und 1)
DeChambeau / Scheffler Rahm /Hatton 4,5:1,5 (remis)
Finau / English McIlroy / Lowry 5,5:1,5 (4 und 3)
Thomas / Cantlay Fleetwood / Hovland 6:2 (remis)
Foursomes am Samstag:
Koepka / Berger Rahm / Garcia 6:3 (3 und 1)
Johnson / Morikawa Casey / Hatton 7:3 (2 und 1)
Thomas / Spieth Hovland / Wiesberger 8:3 (2 auf)
Schauffele / Cantlay Westwood / Fitzpatrick 9:3 (2 und 1)
Fourballs am Samstag:
Finau / English Lowry / Hatton 9:4 (1 auf)
Koepka / Spieth Rahm / Garcia 9:5 (2 und 1)
Scheffler / DeChambeau Fleetwood / Hovland 10:5 (3 und 1)
Johnson / Morikawa Poulter / McIlroy 11:5 (4 und 3)