Die USA, die 2018 in Paris den Ryder Cup an die Europäer verloren hatten, benötigen von 28 zu vergebenden insgesamt 14,5 Punkte, um sich im 43. Vergleich der Kontinente zum 27. Mal den begehrten Pokal zu sichern. Europa würde theoretisch ein Remis von 14:14 reichen, um den Titel zu verteidigen. „Wir brauchen einen unglaublichen Tag, aber es ist noch etwas möglich, wir werden alles versuchen“, sagte Shane Lowry stellvertretend für seine europäischen Kollegen.
Die Mannschaft von Kapitän Padraig Harrington benötigt in den abschließenden zwölf Einzelpartien allerdings einen ähnlichen Kraftakt wie 2012 im Medinah Country Club im US-Bundesstaat Illinois. Damals führten die USA vor den Einzeln mit 10:6, doch die Spieler aus Europa drehten das Duell am Schlusstag noch um. Der gleiche Coup gelang den Amerikanern 1999 in der legendären „Battle of Brookline“. Insgesamt gelang es in bisher 42 Ausgaben allerdings erst neunmal, einen Rückstand am Schlusstag umzudrehen. „Es wird fest in unseren Köpfen sein, und wir werden es versuchen“, sagte Harrington.

Ryder-Cup-Debütant Wiesberger tritt am Sonntag im siebenten Match gegen den zweifachen PGA-Championship- und US-Open-Sieger Brooks Koepka an. Am Samstag hätte sich Österreichs erster Vertreter beim Kontinentalvergleich fast über sein erstes Erfolgserlebnis freuen dürfen. Zusammen mit Viktor Hovland aus Norwegen führte der Österreicher am Samstag in Whistling Straits gegen Jordan Spieth und Justin Thomas nach sechs Löchern schon 3:0, verlor aber am Ende mit 2 Auf. Am Freitag hatte Wiesberger an der Seite von Paul Casey auch im Best- oder Fourball verloren, erhielt für seine Vorstellung aber Lob.
Neulinge kratzen an Sieg
Dass Kapitän Harrington mit Wiesberger den ersten Österreicher und mit dem 24-jährigen Hovland den ersten Norweger beim Ryder Cup und damit zwei Rookies Samstagfrüh gemeinsam auf die Runde schickte, zeugte von Courage. Die beiden Neulinge spielten gegen die routinierten Spieth und Thomas zunächst auch groß auf, lagen nach drei Löchern zwei und nach sechs Bahnen sogar schon drei Löcher voran.
Auf der Sieben verschob Wiesberger aber den Putt zur Lochteilung und auch auf der Neun und Zehn ging der Lochgewinn an das Team USA, das damit innerhalb von nur vier Spielbahnen ausgleichen konnte. Eine unspielbare Balllage aufseiten ihrer Gegner auf der Elf brachte Wiesberger und Hovland aber nochmals mit 1 Up in Führung. Vier Löcher vor Schluss war diese nach einem gelochten 5-Meter-Putt der Amerikaner aber wieder weg und auf der 15 gingen Spieth/Thomas erstmals in dieser Partie überhaupt in Führung.
Zweite Niederlage für Wiesberger
Bernd Wiesberger liefert an der Seite von Viktor Hovland dem US-Duo Jordan Spieth und Justin Thomas zwar einen großen Kampf, zieht aber wieder den Kürzeren.
Mit einem versenkten Eagle-Putt gegen das Birdie von Wiesberger/Hovland sorgte Spieth dann auf der 16 für die vermeintliche 2:0-Vorentscheidung. Eine „geschenkte“ 17 nach völlig misslungenem US-Abschlag brachte die beiden Rookies aus Europa zwar nochmals heran, der Ausgleich auf der 18 gelang nach einem verzogenen Drive von Hovland und einem misslungenen Alles-oder-nichts-Schlag von Wiesberger aber nicht mehr.
USA bauen auf überragenden Johnson
Am Vormittag gewannen vor 40.000 Zuschauern nur die Spanier Rahm und Sergio Garcia ihr Match für Europa. Die restlichen drei Partien gingen an die Profis von US-Kapitän Steve Stricker. Die restlichen drei Partien am Nachmittag gingen an die Profis von US-Kapitän Steve Stricker. Den Nachmittag im Bestball konnten die Europäer deutlich ausgeglichener gestalten. Wieder waren es Rahm/Garcia, die einen Punkt gegen Brooks Koepka/Spieth holten. Für den Ryder-Cup-Rekordler Garcia war es der bereits 25. Matchgewinn bei der insgesamt zehnten Teilnahme.
Lowry und Tyrrell Hatton holten – gegen Tony Finau/Harris English – ebenfalls einen Sieg. Weiter hinter den Erwartungen zurück blieb hingegen neuerlich McIlroy, der mit Ian Poulter gegen Johnson/Collin Morikawa ziemlich chancenlos war. Da auch noch Hovland mit Tommy Fleetwood eine Niederlage kassierte, haben die US-Amerikaner vor dem Schlusstag alle Trümpfe in der eigenen Hand.
Diesen Umstand haben die Gastgeber auch der überragenden Form der ehemaligen Nummer eins Johnson zu verdanken. Der Gewinner des US Masters im Vorjahr ging bei allen vier Doppel-Partien als Gewinner vom Platz. Das hatte aus US-Sicht zuletzt Larry Nelson bei der 1979 geschafft. Am Sonntag gilt der 37-Jährige auch als großer Favorit auf seinen fünften Punkt beim 43. Ryder Cup. Im Einzel schlägt Johnson unmittelbar vor Wiesberger im Duell gegen den Engländer Paul Casey ab.