Hamilton profitierte in der Schlussphase, als Regen das Klassement noch einmal durcheinanderwürfelte, von zu viel Risiko von Pole-Mann Lando Norris, der trotz nasser Strecke auf Slicks auf der Strecke blieb und damit den möglichen Sieg für McLaren zwei Runden vor Schluss mehr oder weniger wegwarf. „Das war heute harte Arbeit. Wir haben lange auf den 100. Sieg gewartet“, richtete Hamilton via Boxenfunk seiner Crew aus und bedankte sich auch bei seiner Crew, die ihn letztlich zur richtigen Zeit bei immer stärker werdendem Regen zum Wechsel auf Intermediates beordert hatte.
Dass Hamilton seinen 100. Sieg ausgerechnet in Sotschi einfahren konnte, war keine Überraschung. Im achten Rennen an der Schwarzmeer-Küste stand zum achten Mal ein Mercedes am Ende an der Spitze des Klassements. Für den 36-Jährigen war es der fünfte Sieg in der Olympiastadt von 2014. Mit seinem fünften Sieg in dieser Saison durfte sich Hamilton zudem auch über die Rückkehr an die Spitze der WM-Wertung freuen.
100. Sieg für Hamilton in Sotschi
Der Lebenslauf von Lewis Hamilton ist seit Sonntag um einen weiteren prominenten Eintrag reicher. Der 36-jährige Engländer sicherte sich nach hartem Kampf mit dem Erfolg beim Grand Prix von Russland in Sotschi nicht nur die WM-Führung, sondern auch den 100. Rennsieg seiner Karriere.
„Es ist bittersüß hier vorne zu sein, nachdem Lando (Norris, Anm.) so einen tollen Job gemacht hat“, sagte Hamilton in Richtung des lange Zeit führenden McLaren-Piloten. Auch wenn er sich anfangs noch gegen einen Reifenwechsel bei immer stärker werdenden Regen gewehrt hatte, sei die Entscheidung der Boxencrew goldrichtig gewesen. „Unser Team war super und ich war so fokussiert heute. Und dann war Max so stark. Und dann kam der Regen“, bedankte er sich beim Team, dass rechtzeitig auf Intermediate-Reifen umgestellt wurde.
Verstappen mit famoser Aufholjagd
Dahinter durfte sich aber auch Verstappen wie ein Sieger fühlen, nachdem er sich vom letzten Startplatz noch auf Rang zwei gearbeitet hatte. Der Niederländer, der aufgrund eines vierten Motorenwechsels eine Strafversetzung in Kauf genommen hatte, verlor zwar die WM-Führung an Hamilton, hielt den Schaden mit nun zwei Punkten Rückstand auf den Mercedes-Star in Grenzen. „Vom letzten Platz auf Rang zwei ist schon erstaunlich“, sagte Verstappen nach dem Happy End aus seiner Sicht.
Der Niederländer wurde von seiner Box im Nachhinein ebenfalls zum richtigen Zeitpunkt in die Box beordert. „Es war sehr knifflig und schwierig mit der Reifenwahl zum Schluss“, sagte der 23-Jährige. Mit dem Husarenritt auf Platz zwei verlor Verstappen nur sieben Punkte auf Hamilton und blieb damit auf Tuchfühlung mit seinem schärfsten Konkurrenten. „Angesichts dessen ist das ein großartiges Ergebnis. Das hätte ich so heute morgen nicht erwartet“, sagte der Niederländer.
Detail am Rande: Die wenige Stunden vor dem Rennen gewählte Taktik von Mercedes, Valtteri Bottas durch einen unerlaubten Motorenwechsel als Prellbock vor Verstappen ebenfalls zurückversetzen zu lassen, ging letztlich nicht auf. Bereits nach sieben Runden hatte der Red-Bull-Star den lustlos wirkenden Finnen, der am Ende noch Sechster wurde, überholt.
Norris als Sieger der Herzen
Der dritte Mann des Tages war neben Hamilton und Verstappen aber eindeutig Norris. Der 21-Jährige, der am Samstag seine erste Poleposition geholt hatte, musste zwar in einer packenden Startphase dem hinter ihm gestarteten und den Windschatten ideal ausnutzenden Carlos Sainz den Vortritt lassen, löste den Spanier aber in der 13. Runde wieder als Spitzenreiter ab. Dank der Hilfe seines McLaren-Teamkollegen Daniel Ricciardo, der die Konkurrenz lange Zeit wie ein Prellbock aufhielt, baute Norris in der Folge seine Führung weiter aus und behielt diese auch nach der Serie aller Boxenstopps.
Regen sorgt für packendes Finish
Einsetzender Regen würfelt gegen Ende des Rennens das Klassement noch einmal gehört durcheinander.
Doch nachdem alle Fahrer zumindest einmal ihre Reifen getauscht hatten, spielte Hamilton das größere Potenzial des Mercedes-Boliden im Vergleich zum McLaren bei freier Fahrt aus. Der siebenfache Weltmeister schob sich immer näher an seinen jungen englischen Landsmann heran. Im Finish sorgte einsetzender Regen für zusätzliche Spannung – und brachte Norris schließlich um seinen ersten Sieg in einem Grand Prix.
Denn während man bei Mercedes auf Nummer sicher ging und Hamilton gegen dessen Willen vier Runden vor Schluss zum Reifenwechsel reinholte, riskierte sein junger Landsmann alles und blieb auf Slicks draußen. Zwei Runden vor Schluss konnte sich der 21-Jährige im immer stärker werdenden Regen nicht mehr auf der Strecke halten und musste Hamilton vorbeilassen. Norris schaffte es mit Mühe zurück an die Box und musste am Ende mit Rang sieben froh sein.
Norris „am Boden zerstört“
Selbst der letztlich siebente Platz von Norris wurde untersucht, weil Norris mit dem kaum noch kontrollierbaren McLaren die rutschige Boxeneinfahrt überfahren hatte. Er kam aber mit einer Verwarnung davon. „Ich bin unglücklich, eigentlich am Boden zerstört. Ich habe einen Fehler gemacht, nicht das Team“, gab Norris zu.