Während der erst 24-jährige Morikawa auf dem 18. Grün des Whistling Straits Golf Courses den Triumph für das favorisierte US-Team beim 43. Ryder Cup fixierte, verlor Wiesberger gleichzeitig nach mitreißendem Match gegen Brooks Koepka 2 und 1 und musste sich trotz erneut guter Leistung auch beim dritten Einsatz geschlagen geben. Die US-Amerikaner hatten nach einer 11:5-Führung am Schlusstag nur 3,5 Punkte zum Sieg und zur Rückeroberung der prestigeträchtigen Gold-Trophäe gefehlt.
Mit dem Erfolg verbesserten die US-Amerikaner ihre Bilanz in dem seit 1927 ausgetragenen Traditions-Bewerb auf 27 Siege, 14 Niederlagen und zwei Unentschieden. Die Dominanz der jungen US-Stars war vor heimischem Publikum erdrückend. Die im Durchschnitt in der Weltrangliste viel besser platzierten US-Amerikaner ließen den Titelverteidigern aus Europa an allen drei Tagen kaum eine Chance. So siegte am Ende die individuelle Klasse der US-Stars gegen den viel beschworenen Teamgeist der Europäer.
„Wunder von Whistling Straits“ bleibt aus
Den Europäern blieb am Finaltag das dringend benötigte „Wunder von Whistling Straits“ verwehrt. Der Rückstand des Teams von Kapitän Padraig Harrington nach den ersten beiden Tagen war einfach zu groß. Neun Punkte hätten die Spieler um den Weltranglistenersten Jon Rahm aus den zwölf Einzel-Matches gebraucht, um den Titel von vor drei Jahren aus Paris zu verteidigen.
Die nach den 16 Vierern mit einer komfortablen 11:5-Führung in den Schlusstag gegangenen US-Amerikaner holten die fehlenden 3,5 Punkte rasch. Morikawa sorgte schließlich vor über 40.000 Fans für die vorzeitige Entscheidung und fixierte den erwarteten Favoritenheimsieg. Mit acht von zwölf Spielern aus den Top Ten der Weltrangliste ließ das junge und übermächtige Team von Kapitän Steve Stricker in keiner Phase Unsicherheit erkennen.
Enttäuschung bei McIlroy und Co. riesengroß
Europas Routiniers, die u. a. auf sieben Spieler vom letzten Ryder Cup 2018 in Paris zurückgriffen, mussten beim wegen der Coronavirus-Pandemie um ein Jahr verschobenen Bewerb wegen der Reisebeschränkung in den USA auch praktisch ohne eigene Fans auskommen. Im Vorfeld hatte man sich beim Titelverteidiger vor allem daran geklammert, dass man gegen die auf der stärksten Tour der Welt gestählten Amerikaner der PGA-Tour fast immer Außenseiter gewesen war, aber von den jüngsten fünf Ausgaben trotzdem vier gewonnen hatte.
So etwa 2012 beim „Wunder von Medinah“, bei dem die Europäer nach 6:10-Rückstand am Sonntag acht der zwölf Einzel und gesamt mit 14,5 zu 13,5 gewonnen hatten. Zuletzt siegten Rory McIlroy und Co. vor drei Jahren zu Hause in Paris. Vom Behalt der Trophäe, für den schon ein Remis genügt hätte, war man diesmal in den USA aber meilenweit entfernt.
Der Nordire war über die Abfuhr so enttäuscht, dass er beim Interview in Tränen ausbrach. „Es tut mir so leid. Ich hätte gerne mehr für mein Team getan“, schluchzte der 32-Jährige. „Ich weiß nicht, wie es mit diesem Team weitergeht. Aber ich bin stolz auf jeden Einzelnen“, ergänzte McIlroy.
Wiesberger bleibt Erfolg verwehrt
Wiesberger hatte sich nach jahrelangem Bemühen im letzten Abdrücker als erster Österreicher für diesen prestigeträchtigen Kontinentalvergleich qualifiziert und wurde nach seiner sporthistorischen Leistung in rot-weiß-rot von irischen Kapitän Padraig Harrington trotz seines Rookie-Status an allen drei Tagen eingesetzt. Der 35-jährige Südburgenländer rechtfertigte das Vertrauen, spielte in allen drei Matches solide bis sehr gut. Ein Siegpunkt oder wenigstens ein halber blieb ihm allerdings versagt.
Am nähesten dran war der Österreicher am Samstagvormittag gewesen. In den Foursomes führte er zusammen mit dem jungen Norweger Viktor Hovland – der 24-Jährige war ebenfalls Debütant – gegen das Spitzenduo Jordan Spieth und Justin Thomas nach sechs Löchern schon mit 3:0, verlor am Ende aber mit 2 Auf. Am Freitagnachmittag hatte Wiesberger an der Seite des Engländers Paul Casey sein Ryder-Cup-Debüt gegeben. Gegen den Weltranglistenzweiten Dustin Johnson und Olympiasieger Xander Schauffele setzte es im Fourball aber ebenfalls eine Niederlage.
Am Sonntag legte Wiesberger nochmals nach. Gegen den früheren Weltranglistenersten Koepka lieferte er ein mitreißendes Match ab, in dem die Führung mehrmals wechselte. Auf der 16 ging der vierfache Major-Sieger Koepka erneut in Führung und nach einem fast direkt ins Loch beförderten Abschlag stand auch dieser Favoritensieg fest.