Die 24-jährige Ausnahmeathletin aus Ohio galt als Kandidatin auf mehrere olympische Goldmedaillen. Doch nach ihrem Ausstieg beim Team-Finale hatte sie mentale Probleme öffentlich gemacht und danach auf mehrere Finalstarts verzichtet. Die Bronzemedaille auf dem Schwebebalken war für sie zum Abschluss noch eine Versöhnung mit Olympia.
Die 25-fache WM-Medaillengewinnerin und vierfache Olympiasiegerin von Rio de Janeiro 2016 gehörte zu Hunderten Turnerinnen und deren Eltern, die wegen sexuellen Missbrauchs gegen den früheren amerikanischen Teamarzt Larry Nassar geklagt hatten.
Sexuellen Missbrauch verdrängt
Das habe einen „hohen emotionalen Tribut“ gefordert. „Es war zu viel. Aber ich wollte nicht zulassen, dass er mir etwas wegnimmt, wofür ich hart gearbeitet habe, seit ich sechs Jahre alt war“, sagte Biles. Daher habe sie das so lange verdrängt, „wie mein Geist und mein Körper es mir erlaubten“.

„Meine Perspektive hat sich noch nie so schnell geändert, vom Wunsch, auf einem Podium zu stehen, zu dem Wunsch, allein und ohne Krücken nach Hause zu gehen“, berichtete Biles mit einigem Abstand über ihre Zeit in Tokio.
Offener Umgang mit psychischer Erkrankung
Sie hofft nun, dazu beitragen zu können, das Stigma rund um die psychische Erkrankung bekämpfen zu können. „Daran werde ich wahrscheinlich 20 Jahre lange arbeiten. Es ist ein ständiger Prozess“, sagte sie dem „New York Magazine“.
Erst vor wenigen Tagen hatte Biles gemeinsam mit anderen Turn-Olympiasiegerinnen vor dem US-Senat schwere Vorwürfe gegen das FBI und andere erhoben. Bei einer Anhörung im Justizausschuss der Kongresskammer schilderte sie auf eindringliche Weise ihre schrecklichen Erlebnisse.
Verbände und Behörden ignorierten Hinweise
Biles beklagte, die US-Bundespolizei und Verantwortliche der zuständigen Sportverbände hätten ihre Hinweise auf den Missbrauch lange Zeit nicht verfolgt und so mitverschuldet, dass Nassar viele weitere Mädchen habe missbrauchen können.
Nassar war seit dem Sommer 2017 in insgesamt drei Urteilen für seine kriminellen Übergriffe auch gegen Minderjährige zu Gefängnisstrafen von bis zu 175 Jahren verurteilt worden. Der 58-Jährige hatte sich in den Verfahren schuldig bekannt, mehrere Mädchen sexuell misshandelt zu haben.