Karim Benzema
AP/Jose Breton
Champions League

Real nach Blamage gegen Sheriff ratlos

Real Madrid hat mit David Alaba in der UEFA Champions League ein böses Erwachen erlebt. Der CL-Rekordsieger musste sich dem krassen Außenseiter Sheriff Tiraspol zu Hause mit 1:2 geschlagen geben und war danach ratlos. Dabei kam die Heimblamage nicht überraschend, präsentierten sich die Moldawier in Madrid doch wie schon beim 2:0-Auftakterfolg über Schachtar Donezk mutig und effizient. „Wir sind so glücklich“, sagte Matchwinner Sebastien Thill.

Dabei beläuft sich der Marktwert des Kaders laut Transfermarkt.at gerade einmal auf 12,38 Millionen Euro. Das ist weniger als Alabas Jahresgehalt. „Erschossen vom Sheriff“, titelte die Sportzeitung „Mundo Deportivo“. Das Konkurrenzblatt „AS“ sieht das Ende der Flitterwochen mit Trainerrückkehrer Carlo Ancelotti. Real sei vorne „schläfrig“ und ungefährlich gewesen, das Ergebnis eine „Peinlichkeit“. Auch Ancelotti fehlten bei elf Schüssen aufs Tor und 30 in Richtung des Gehäuses die Erklärungen. „Wir sind weniger besorgt als vielmehr vor allem traurig“, sagte der Italiener, der im Juli auf Zinedine Zidane gefolgt war.

Sein Team habe mit großer Intensität gespielt und sei auch bei der Sache gewesen. „Wir hätten klarer und im Strafraum schärfer sein können, aber es ist schwer zu erklären, was passiert ist“, sagte Ancelotti. „Kleine Details haben uns das Spiel gekostet.“ Gegen den krassen Außenseiter waren die offensiven Bemühungen jedenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Mehr als der zwischenzeitliche Ausgleich durch einen Elfmeter von Karim Benzema (65.) schaute für den in der Liga noch ungeschlagenen spanischen Tabellenführer nicht heraus. Tore des Usbeken Jasurbek Yakhshiboev (25.) und des Luxemburgers Thill (90.) schockierten Madrid.

Sebastien Thill jubelt mit Mitspielern
Reuters/Juan Medina
Während die Tiraspol-Spieler ihren bisher größten Erfolg bejubelten, blieb den Real-Stars nur fassungsloses Staunen

Alaba im „Abwehrzentrum verschwendet“

Die Heimpleite gegen die Moldawier lässt in Madrid zwar die Alarmglocken schrillen, die Kritiken für Alaba waren aber nicht einmal danach schlecht. Auf dem Österreicher ruhen bei Real zunehmend große Hoffnungen. „Trotz der Niederlage gibt es viele Dinge, die einen optimistisch stimmen“, meinte die Sportzeitung „Marca“ (Onlineausgabe). „Alaba ist so gut, dass es Spiele gibt, in denen es scheint, dass er im Abwehrzentrum verschwendet ist.“ Der 29-Jährige hat nach anfänglichen Einsätzen als Linksverteidiger auch bei Real die Rolle des Abwehrchefs übernommen.

Dort war Alaba gegen Sheriff erneut für die Spieleröffnung zuständig, agierte aber teilweise offensiver als sonst üblich. „Er bewegt sich gut, verteidigt gut, gewinnt Bälle, hat Führungsqualitäten und diktiert die Strategie des Spiels“, schrieb die „Marca“. „Ein Schnäppchen, völlig egal, wie viel der Österreicher pro Jahr verdient.“ Alaba blickte am Mittwoch bereits zuversichtlich nach vorne. „Wir sind wirklich enttäuscht über das gestrige Ergebnis. Jetzt müssen wir sehr hart arbeiten und dieses Spiel so schnell wie möglich wieder gutmachen“, schrieb der 29-Jährige auf Twitter. Real gastiert am Sonntag in der Liga bei Espanyol. In der Champions League geht es am 19. Oktober bei Schachtar Donezk weiter.

„Mit dem Messer zwischen den Zähnen“

Die Ukrainer stehen mit einem 0:2 zum Auftakt ebenfalls bereits auf der Abschussliste von Sheriff. Der Sieg im gerade erst renovierten Estadio Bernabeu ist aber der größte Erfolg der Clubgeschichte. Der FC Tiraspol war erst 1996 in der von Moldawien abtrünnigen Region Transnistrien gegründet worden und ist durch den im Sicherheitsbereich tätigen Großsponsor Sheriff eigentlich so etwas wie ein Firmenteam. „Es gibt keine Logik im Fußball, das hat man heute gesehen“, meinte Sheriff-Verteidiger Gustavo Dulanto aus Peru.

„Wir sind mit dem Messer zwischen den Zähnen hierher gekommen. Ich habe davon geträumt, im Bernabeu zu gewinnen. Ich habe Real immer verfolgt, sie sind das erfolgreichste Team der Champions League. Sie zu Hause zu schlagen ist ein Riesenerfolg.“ Entsprechend groß war der Jubel. Die Sheriff-Kicker umarmten einander auf Knien und schritten noch Minuten nach Spielende ungläubig in Socken über den Rasen. „Wir sind so glücklich“, sagte Matchwinner Thill. „Die Mannschaft war so mutig, so wie wir gespielt haben.“

Nun träumt der Außenseiter sogar vom Achtelfinale. Nächster Halt ist in drei Wochen das Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand, Gegner der in der Königsklasse in dieser Saison noch sieglose italienische Meister Inter, der am Dienstag bei Donezk 0:0 spielte.