Kletterin Julia Fiser
GEPA/Mario Buehner
Sportpolitik

Klettern als Gewinner der Sportförderung

Die Bundes-Sport GmbH hat die Fördersummen für den nächsten Olympiazyklus im Sommersport bis 2024 vorgelegt. Dabei kam es zur einer Neubewertung, die Gelder werden künftig stärker anhand von Medaillenchancen und Erfolgserwartungen verteilt. Die großen Gewinner sind Klettern, Judo, Leichtathletik und Rudern. Einige Verbände wurden jedoch auch zurückgestuft.

Das größte Minus steht bei Turnen, gefolgt von Tischtennis und Badminton. Zur Verteilung kommen im ersten Jahr (2022) insgesamt 20,481 Mio. Euro, mehr als 30 Fachverbände im olympischen Sommersport naschen am Kuchen mit. Jene Sportarten, die im Vergleich zum aktuellen Jahr finanziell profitieren, sind fast ausnahmslos solche, die sich bei den vergangenen Weltmeisterschaften und den Spielen in Tokio mit Medaillen belohnten.

So steigerte der erfolgreiche Kletterverband seinen Förderbetrag von 761.872 Euro auf 962.523 Euro. Ein Gewinn von 200.651 Euro (oder 26,3 Prozent). Der Judoverband bekommt 2022 168.789 Euro mehr (plus 16,2 Prozent), der Leichtathletik-Verband 114.785 Euro (plus 9,1 Prozent). Rudern darf sich über ein Plus von 108.712 Euro (plus 12,0 Prozent) freuen, Basketball über 105.253 Euro (plus 21,2 Prozent) mehr.

Auch Nachwuchsarbeit wird bewertet

Bei der Beurteilung spielten erbrachte Leistungen bei internationalen Wettkämpfen die Hauptrolle, erklärte Clemens Trimmel, der Geschäftsführer der Bundes-Sport GmbH im Gespräch mit der APA. „Wir wollen aber nicht nur strikt nach Ergebniskriterien gehen“, sagte der Ex-Tennis-Profi. Daher kann der jeweilige Verband auch Punkte für das Potenzial seiner Athleten sammeln, für „die Qualität und das Ausmaß der Nachwuchsarbeit sowie die Qualität der Verbandsstruktur und der Verbandsarbeit“.

Clemens Trimmel (Bundes Sport GmbH)
GEPA/Philipp Brem
Der ehemalige Tennisprofi Clemens Trimmel ist mit der Bundes-Sport GmbH für die Verteilung der Fördergelder zuständig

Die potenzialorientierte Bewertung basiert im Detail auf Selbsteinschätzungen von den Verbänden, die in eine Datenbank eingepflegt werden. Die finale Bewertung dieser Inputs erfolgt durch die Kommission der Bundes-Sport GmbH. Mitglieder sind u. a. Ex-Para-Skiläuferin Claudia Lösch und ÖOC-Funktionär Christoph Sieber. Hohes Potenzial wurde etwa Leichtathletik, Judo und Handball beschieden. „Es gibt keine Formel für sportlichen Erfolg“, meinte Trimmel. „Aber du kannst die Wahrscheinlichkeiten erhöhen.“

Einbußen für Turnen und Schwimmen

Überschaubare Leistungen auf internationaler Ebene bewirkten für viele Verbände geringere Förderbeträge im Vergleich zu 2021. Turnen verlor 188.538 Euro (minus 17,0 Prozent), Tischtennis 124.016 Euro (minus 10,8 Prozent) und Badminton 123.259 Euro (minus 20,3 Prozent). Auch Schwimmen, der Sportschützenbereich und Fechten zählen zu den Verlierern im Reigen der Olympiasportarten. Die Summen werden in Quartalszahlungen im Vorhinein ausgeschüttet.

Turner Mathias Schwab
GEPA/Christian Walgram
Österreichs Turner zählen zu jenen Athleten, die künftig mit weniger Geld unterstützt werden

Abseits der Verbandsförderung bildet die athletenspezifische Spitzensportförderung die zweite Säule der Fördermittelvergabe im Leistungs- und Spitzensport. Aus diesem Topf von 7,5 Millionen Euro werden Protagonisten mit Potenzial in Olympiasportarten direkt unterstützt. Ausgezahlt wird über den jeweiligen Fachverband, das Geld ist jedoch zweckgewidmet. Verpflichtende Unterschriften von Athlet und Verband sollen belegen, dass alle Betroffenen über die Förderung Bescheid wissen.

Handball profitiert von Förderung

Im aktuellen Kader für die Spiele Paris 2024 stehen 81 Athletinnen und Athleten, dazu kommen 103 aus dem Bereich Nachwuchs/Anschluss sowie sechs Mannschaften in der allgemeinen Klasse und vier Nachwuchsmannschaften. Kriterien sind wieder einerseits erbrachte Leistungen, andererseits mehrjährige Entwicklungsverläufe und Prognosen.

Topempfänger im Sommersport für das Jahr 2022 ist der Handballverband, der für die beiden Nationalteams der Männer und Frauen 450.000 Euro erhält. Im Winter-Kader für Peking 2022 steht der Österreichische Skiverband (ÖSV) mit 1,34 Mio. Euro an der Spitze. Großverdiener wie Dominic Thiem (Tennis) und Bernd Wiesberger (Golf) werden generell nicht unterstützt. In nicht olympischen Sportarten werden 171 Athletinnen und Athleten und 17 Mannschaften gefördert.

Mehr Medaillen durch neues System?

Wie zielgerichtet das neue System ist und ob damit mehr Olympiamedaillen produziert werden, konnte Trimmel nicht beantworten. Selbst bei sehr erfolgreichen Sommerspielen 2024 in Paris würde er aber keinen Verdienst der Bundes-Sport GmbH darin sehen. „Am Tag X wird keiner an die Bundes-Sport GmbH denken“, meinte der frühere Sportler.