Champions League

Adeyemi schießt Salzburg zu Heimsieg

Der FC Salzburg hat am Mittwoch am zweiten Spieltag der UEFA Champions League seinen ersten Sieg gefeiert. Österreichs Serienchampion bezwang vor 24.207 Zuschauern in Wals-Siezenheim Frankreichs regierenden Meister OSC Lille mit 2:1 (1:0). Wie schon beim Auftakt in Sevilla (1:1) standen wieder Elfmeter auf dem Abendprogramm, dieses Mal ließ Salzburg die Chancen auf den Sieg aber nicht ungenützt und machte einen Schritt Richtung Aufstieg.

Das Salzburger Elfmeterfestival in dieser Saison der Eliteliga fand in Österreich eine Fortsetzung. Beim Auftakt in Spanien gab es bereits vier Elfmeter (CL-Rekord), drei für Salzburg und dennoch ein Remis. Dieses Mal holte man „nur“ zwei heraus und gewann: Nach einer halben Stunde, in der Lille Vorteile hatte, zog Adeyemi das vierte Elfmeterfoul in dieser CL-Saison und verwertete selbst (35.) – in Sevilla vergab der 19-jährige DFB-Teamstürmer noch einen Strafstoß.

Nach einem Handspiel von Burak Yilmaz erhöhte Adeyemi wiederum vom Punkt (53.). Der türkische Lille-Angreifer verkürzte per Freistoß und mit Hilfe von Goalie Philipp Köhn (62.), aber Salzburg brachte den ersten CL-Saisonsieg verdient über die Zeit. Die Hausherren feierten ihren ersten Erfolg in der Königsklasse seit Dezember und blieben auch im 15. Saisonspiel ohne Niederlage. Es war zudem der erste Erfolg in diesem Bewerb gegen ein Team aus den fünf größten Ligen Europas.

Karim David Adeyemi (FC Salzburg) erzielt das 2:0 gegen Torwart Ivo Grbic (OSC Lille)
APA/Krugfoto
Matchwinner Adeyemi verwertete dieses Mal zwei Elfmeter und führte Salzburg so zum Sieg

Nach zwei Spieltagen ist noch nicht viel passiert, aber Salzburg führt nach einem Drittel die Tabelle mit vier Zählern an. Im Parallelspiel trennten sich der deutsche Club VfL Wolfsburg (2) und Sevilla (2) 1:1. Weiter geht es für die „Bullen“ in der Königsklasse wieder mit einem Heimspiel: Am 20. Oktober gastiert Wolfsburg dann in Salzburg.

Mit Wöber und Okafor gegen Weah junior und Co.

Die wichtigste Personalfrage klärte sich erst rund eine Stunde vor Anpfiff: Salzburg-Trainer Matthias Jaissle konnte wieder auf den zuletzt verletzten Maximilian Wöber zurückgreifen. Damit lichtete sich das Lazarett in der Innenverteidigung zumindest etwas, mit Oumar Solet und Kamil Piatkowski fehlen zwei zentrale Abwehrspieler noch länger. Gegenüber dem 1:1 in Sevilla zum Auftakt starteten Jerome Onguene statt Solet und Noah Okafor im Angriff anstelle von Benjamin Sesko.

„Okafor hat das in den letzten Wochen richtig gut gemacht, er hat uns das gezeigt, was wir sehen wollten, deswegen war es klar, dass er auch wieder von Beginn an spielen darf“, erklärte Jaissle. Der teuerste Einkauf der Clubgeschichte (11,2 Mio. Euro, Anm.) hatte nach längeren Anlaufschwierigkeiten keinen leichten Stand bei den eigenen Fans.

Die Gäste aus Frankreich kamen ohne Superstars nach Österreich, ohne diese wurden sie allerdings auch heuer vor einem gewissen Paris Saint-Germain Meister. Freunde des Fußballs aus den 1990er Jahren kamen insofern auf ihre Kosten, als der Sohn der liberianischen Legende George Weah, Timothy, mitwirkte. Der Vater wurde 1995 Weltfußballer und ist nun Staatspräsident, während sein Sohn gegenüber Lilles 0:0 gegen Wolfsburg in die Startelf rutschte.

Lille erspielt sich zunächst leichte Vorteile

Der frisch pensionierte Salzburger Rekordtorjäger Jonatan Soriano sowie das langzeitverletzte heimische Tennis-Ass Dominic Thiem sahen wie die anderen 24.205 Zuschauer in Wals-Siezenheim eine erste halbe Stunde, in der die Gäste besser im Spiel waren. Der alte Haudegen Yilmaz gab dabei in der zweiten Minute den ersten Warnschuss ab.

Fans in der Red Bull Arena in Salzburg
ORF.at/Bernhard Kastler
24.207 Zuschauer fanden den Weg ins Salzburger Stadion – darunter auch Jonatan Soriano und Dominic Thiem

Die „Doggen“ erwiesen sich im Zweikampf und im Pressing bissiger, mit Ball wurde schnörkellos und sauber nach vorne gespielt. So entzogen sie sich auch den Angriffen der Hausherren gekonnt. Lille bewies zudem, warum sie vergangene Saison nur 23 Tore in der Ligue 1 bekommen hatten und zogen den „Bullen“ vorerst den Zahn. Okafors erster Torabschluss war eine leichte Beute für Goalie Ivo Grbic (12.).

Adeyemi zieht wieder Elfmeterfoul

Nach rund einer halben Stunde eroberte Salzburg dann doch einmal in der gegnerischen Hälfte den Ball, Adeyemis Flachschuss konnte Grbic wieder nicht fordern (26.). Vier Minuten später ging dafür die Post ab: Nach einem schnell vorgetragenen Angriff über Camara und Aaronson drückte Adeyemi auf sein außergewöhnliches Tempo und wurde von Sven Botman zu Fall gebracht. Der türkische Schiedsrichter Halil Meler entschied sofort auf Elfmeter – doch bis diesen Adeyemi verwertet hatte, dauerte es schließlich nicht weniger als fünf Minuten.

Der Video Assistant Referee (VAR) schaltete sich ein, Meler warf selbst einen Blick auf den Schirm und musste zwei Situationen klären: Hatte Adeyemi beim Laufduell zuvor Gabriel Gudmundsson regelwidrig zu Fall gebracht? Erwischte Botman am Ende nur den Ball? Beides wurde mit „Nein“ beantwortet und nach heftigen, aber wie immer letztlich sinnlosen Reklamationen Lilles blieb Adeyemis viertes gezogenes Elfmeterfoul in dieser Champions-League-Saison stehen. In Sevilla hatte der deutsche Teamstürmer drei herausgeholt und einen verschossen – dieses Mal traf er, auch wenn Grbic links oben dran war.

Lilles Sven Botman foult FC Salzburgs Karim Adeyemi
Reuters/Leonhard Foeger
Karim Adeyemi holte im zweiten Saisonspiel in der Champions League bereits seinen vierten Elfmeter heraus

Die Führung gab den Salzburgern Selbstbewusstsein in ihren Offensivaktionen. Wurden die Bemühungen zuvor schlampig ausgeführt, setzten sie sich nun besser in der Gefahrenzone fest. So kam es auch zu jener Ecke, die Kristensen per Kopf an die Stange lenkte. Wöbers Nachschuss ging in das Außennetz (41.). Es ging noch rechtzeitig in die Kabinen, ehe ein heftiger Schauer über die Arena zog.

Nächster Elfmeter für Salzburg

Nach der Pause übernahmen zunächst die Gäste wieder das Kommando, ohne aber weiterhin zu großen Chancen zu kommen. Nach fünf Minuten konnten die Salzburger erstmals nach der Pause selbst für Akzente sorgen – das sollte einmal mehr in einen Elfmeter münden.

Der an diesem Abend stark aufspielende Mohamed Camara holte nahe dem Sechzehner ein Foulspiel heraus, Wöber nahm sich der Sache an und traf die Mauer – in dieser hatte Yilmaz unbedacht seine Hand in die Höhe gestreckt und damit den fünften Salzburger Elfmeter im zweiten Spiel in dieser Saison verursacht. Adeyemi verwertete dieses Mal noch sicherer und sorgte für ausgelassene Stimmung (53.).

Patzer bleibt ohne Folgen

Aber es wäre nicht Salzburg, wenn es nun diese komfortable Führung nach Hause spielen würde. Lille-Trainer Joceyln Gourvennec brachte nach einer Stunde drei frische Kräfte, aber ein 36-jähriger Stürmer sorgte letztlich für den Anschlusstreffer: Yilmaz brachte einen Freistoß von links mit Wucht auf das Tor, Goalie Köhn war auch zur Stelle, doch lenkte das Leder in die eigenen Maschen – ein Tormannfehler (62.).

Tormann Philipp Köhn (FC Salzburg)
APA/Barbara Gindl
Philipp Köhn patzte beim Anschlusstreffer, machte aber davor und danach eine gute Figur

So wurde es naturgemäß noch einmal spannend, doch Salzburg münzte seine zuletzt gewonnene defensive Sicherheit auch in der Königsklasse um. Köhn ließ sich den Patzer danach auch nicht mehr anmerken und antizipierte bei den wenigen Offensivaktionen der Gäste. Adeyemi ging unter Standing Ovations vom Feld, von der Bank musste er nicht mehr zittern, denn Lille kam zu keiner guten Chance mehr. International wartet Salzburg weiter seit Februar 2019 auf ein Spiel ohne Gegentor, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Der erstmalige Aufstieg ins Achtelfinale ist wieder ein Stück näher gerückt.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Das war sehr schwer heute, weil Lille eine Spitzenmannschaft ist und Qualität hat. Die haben die Räume sehr gut genutzt. Aber wir haben uns reingefightet und hatten dann besseren Zugriff auf die Partie. Also, insofern eine starke Leistung von uns. Das ist bei so einer jungen Truppe nicht selbstverständlich. Aber wie sie immer weiter marschieren, das stimmt mich extrem positiv für die nächsten Wochen.“

Karim Adeyemi (Salzburg-Doppeltorschütze): „Wir wussten von Anfang an, dass hier etwas geht – und wir haben es gezeigt. Bei 2:1 mussten wir ein bisschen schwitzen. Die Tabellenführung hat noch nichts zu heißen, aber wir machen weiter.“

Andreas Ulmer (Salzburg-Kapitän): „Es ist ein super Abend. Lille ist eine richtig gute Mannschaft mit sehr viel Qualität in der Offensive, wo immer etwas passieren kann. Aber wir haben wirklich sehr viel investiert, damit wir einen Sieg einfahren. Das haben heute alle sehr, sehr gut gemacht.“

Jocelyn Gourvennec (Lille-Trainer): „Es ist frustrierend, nicht mehr Punkte zu haben. Aber das war nicht unser letztes Wort. Wir haben nicht aufgegeben, die Spieler haben gekämpft, es hat nicht am Einsatz gefehlt. Wir sind ins Spiel zurückgekommen, sie haben auf Konter gelauert. Wir haben vielleicht zu unorganisiert attackiert. Auch gegen Wolfsburg haben wir Chancen nicht genützt, wir müssen unseren Abschluss verbessern.“

UEFA Champions League, Gruppe G, zweiter Spieltag

Mittwoch:

Salzburg – Lille 2:1 (1:0)

Wals-Siezenheim, Stadion Sazburg, 24.207 Zuschauer, SR Meler (TUR)

Torfolge:
1:0 Adeyemi (35./Foulelfmeter)
2:0 Adeyemi (53./Handefmeter)
2:1 Yilmaz (62.)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Onguene, Wöber, Ulmer – Seiwald, Camara, Aaronson, Sucic (70./Capaldo) – Okafor (62./Sesko), Adeyemi (75./Adamu)

Lille: Grbic – Djalo, Fonte, Botman, Gudmundsson (84./Reinildo) – Weah (59. Bamba), Andre, Xeka (59./Onana), Gomes (59./Ikone) – David (84./Lihadji), Yilmaz

Gelbe Karten: Adeyemi, Capaldo bzw. Botman, Xeka, Yilmaz, Fonte, Bamba