Europa League

Eindhoven zeigt Sturm Grenzen auf

Der SK Sturm Graz hat am Donnerstag am zweiten Spieltag der UEFA Europa League die zweite Niederlage bezogen. In der schwierigen Gruppe B mussten sich die Steirer bei ihrem Heimspielcomeback im Hauptbewerb dem niederländischen Club PSV Eindhoven letztlich klar mit 1:4 (0:1) geschlagen geben. Eine Leistungssteigerung in der zweiten Spielhälfte war gegen die vor allem individuell bessere Gästemannschaft am Ende zu wenig.

Vor der Pause spielte praktisch nur das Team von Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt, die zu verhaltenen Grazer konnten die Niederländer aber zunächst von Großchancen abhalten. Schließlich führte ein Eckball zur verdienten Führung, die Ibrahim Sangare artistisch besorgte (32.).

Nach der Pause legten die „Blackies“ beflügelt durch die großartige Unterstützung ihrer Fans einen ordentlichen Zahn zu, kassierten aber nach einer vermeintlichen Elfmetersituation ein Kontertor durch Österreich-Schreck Eran Sahavi (51.). Sturm gab sich nicht auf und verkürzte durch Jon Gorenc-Stankovic (55.), doch nach einer guten Phase traf Eindhoven: Philipp Max mit einem Traumschuss (74.) und „Joker“ Yorbe Vertessen (78.) besorgten die Entscheidung für die PSV, die am Ende noch Sangare mit einer Gelb-Roten Karte verlor (89.).

Sturm Graz verliert gegen PSV Eindhoven

Der SK Sturm Graz musste sich dem niederländischen Club PSV Eindhoven mit 1:4 geschlagen geben.

Der Lernprozess in der Gruppe mit Champions-League-Charakter ging also nach dem 0:1 in Monaco weiter. Im Parallelspiel trennten sich Real Sociedad und die Monegassen mit 1:1. PSV und Monaco führen die Tabelle mit je vier Punkten an, dahinter liegen Sociedad (2) und Sturm (0). Die Grazer empfangen die Spanier am 21. Oktober wieder daheim.

Große Vorfreude nach langem Warten

Zehn lange Jahre mussten die Sturm-Fans auf ein Heimspiel in einer internationalen Gruppenphase warten. Entsprechend war das Stadion in Graz-Liebenau ausverkauft und die Vorfreude spürbar groß.

„Egal, ob sie gewinnen oder verlieren, Hauptsache, wir sind wieder im Europacup“, merkte etwa ein Fan in der Straßenbahn an. Die im Zug in die Landeshauptstadt angereisten Anhänger wurden mit einer entsprechenden Durchsage bedacht.

Nach tristen Jahren auf dem europäischen Qualifikationsparkett – Stichworte Breidablik und Larnaka – meldeten sich die „Blackies“ schon beim 0:1 in Monaco mit einer ordentlichen Fanabordnung zurück, das erste Heimspiel wurde zelebriert. Sturm-Trainer Christian Ilzer sprach von einem „absoluten Highlightspiel“, das dem einen oder anderen Spieler auch ein Grinsen vor Anpfiff ins Gesicht zauberte.

Fans in der Merkur Arena
ORF.at/Bernhard Kastler
Steirischer Europacup-Herbst: Die Fans zelebrierten das erste Heimspiel in der EL-Gruppenphase seit 2011

Mit Eindhoven gastierte ein würdiger Gegner mit einigen Bekannten in Graz. Neben dem einfachen ÖFB-Teamspieler Philipp Mwene und dem deutschen Goldtorschützen des WM-Finales 2014, Mario Götze, auch der fleischgewordene Albtraum von Franco Foda, Israels Teamstürmer Eran Sahavi. Zudem kehrten die Ex-Salzburger Andre Ramalho und Roger Schmidt („Eine fantastische Zeit hier“) nach Österreich zurück. Weniger fantastisch war für PSV das letzte Gastspiel hierzulande, als Eindhoven mit Coach Mark van Bommel beim LASK mit 1:4 unterging.

Sturm läuft zunächst hinterher

Aber die PSV kann mit dem Team von vor zwei Jahren nicht mehr verglichen werden, das bekamen auch die Grazer im eigenen Stadion zu spüren. Sturm gab durch Jusuf Gazibegovic und Ivan Ljubic, den beiden Neuen in der Startelf gegenüber dem 3:0 bei Rapid, die ersten Abschlüsse ab. Danach spielten in der ersten Hälfte nur noch die Gäste.

Zunächst konnte Sturms Defensive die Bemühungen der Niederländer in Schach halten. Eindhoven hatte zumeist den Ball und ließ ihn mit der individuellen Qualität gut laufen, im letzten Drittel war aber Endstation – Ritsu Doan lenkte eine Hereingabe von Cody Gakpo am Tor vorbei (11.). Ilzer forderte von seiner Mannschaft an der Seitenlinie konsequenteres Attackieren, aber PSV entzog sich diesen Angriffen gekonnt. Sturm kam einmal in der Gefahrenzone gut ins Pressing, Stefan Hierländers Schuss war aber letztlich harmlos (17.).

Eindhoven geht artistisch in Führung

Die Halbzeitführung lag schon einige Minuten in der Luft, als zunächst Amadou Dante eine gefährliche Flanke klärte (22.) und Gakpo das Tor verfehlte (28.). Ein von Siebenhandl geklärter Freistoß von Philipp Max führte dann aber zum völlig verdienten Treffer für Eindhoven.

Die Ecke von Gakpo verlängerte Marco van Ginkel per Kopf, und Ibrahim Sangare verwertete artistisch an Siebenhandl vorbei zum 1:0 (32.). Zwei Minuten später klärte der Schlussmann noch gegen Doan sowie vor allem gegen Götze, Sahavi beließ es ebenfalls beim 1:0 (37.).

PSV geht in Führung (32. Minute)

Sangare trifft zum 1:0 für PSV Eindhoven.

Ilzer reagierte und brachte nach der Pause Andreas Kuen für Ljubic. Die „Blackies“ kamen mit deutlich mehr Schwung aus der Kabine und konnten sich alsbald erstmals in diesem Spiel in der gegnerischen Hälfte festsetzen. Doch es sollte der nächste Tiefschlag folgen.

PSV erhöht, Sturm verkürzt

Nach einer Freistoßflanke reklamierte Sturm zunächst Elfmeter wegen Foulspiels von Gakpo an David Affengruber, doch Schiedsrichter Jewgeni Aranowskiy aus der Ukraine ließ weiterlaufen – der Video Assistant Referee (VAR) überprüft später, aber griff nicht ein. PSV setzte zum Konter an: Sahavi und Götze spielten einen Doppelpass, und der Israeli vollendete die Flanke glücklich im Fallen über Siebenhandl (51.).

Sahavi erhöht auf 2:0 für PSV (51. Minute)

Der Israeli verwertet einen Konter.

Doch Sturm ließ sich nach der Pause nicht bremsen und kam noch einmal heran. Nach einem Handspiel von Götze gab es von der rechten Seite Freistoß für die Steirer: Jakob Jantscher trat an und fand den Kopf von Jon Gorenc-Stankovic, der im Fünfer verwertete (55.).

Anschlusstreffer durch Stankovic (55. Minute)

Der Sturm-Spieler köpfelt zum 1:2 ein.

Das ließ auch die Fans wieder in Höchstform auflaufen und führte zur besten Phase von Sturm, das nun in jeden Zweikampf alles hineinwarf und das noch vor der Pause verhaltene Agieren vergessen ließ. Die Partie wurde hektisch, aber auch chancenreich. Otar Kiteishvili zielte knapp vorbei (61.), seinen Kopfball parierte Joel Drommel gekonnt (65.), später musste der Georgier verletzungsbedingt vom Feld.

Traumtor entscheidet Partie

Auf der anderen Seite ergaben sich Räume und eben auch Chancen für die Gäste. Siebenhandl konnte gegen die „Joker“ Yorbe Vertessen (71.) und Carlos Vinicius (73.) die Entscheidung noch verschieben, doch gegen das leicht abgefälschte Traumtor von Max aus 25 Metern (74.) war der Goalie machtlos. Vertessen erhöhte mit einem Flachschuss und ließ das Ergebnis letztlich zu hoch ausfallen (78.). Am Ende war es ein völlig verdienter Sieg, den „Joker“ Anderson Niangbo noch mit zwei Chancen leicht korrigieren hätte können, die Gruppe B entwickelt sich jedoch für Sturm zum Lernprozess beim Europa-League-Comeback.

Stimmen zum Spiel:

Jon Gorenc-Stankovic (Sturm-Torschütze): „Wir sind enttäuscht. Bei 2:1 waren wir voll im Spiel, hatten einige gute Möglichkeiten, das Tor zum Unentschieden zu schießen. Aber dann kamen unsere Fehler, und wir haben leider dieses Spiel verloren. Das ist eine gute Mannschaft, die das ausnutzt. Am Ende ist es 4:1. Ich glaube, das ist ein bisschen zu hoch. Aber ich glaube auch, dass wir in der zweiten Halbzeit richtig gut gespielt haben. Im Gegensatz zu Monaco haben wir uns mehr zugetraut.“

Stefan Hierländer (Sturm-Kapitän): „Aufgrund des Ergebnisses gibt es wieder einmal viel zu lernen, viel mitzunehmen. Es ist ein sehr bitteres Spiel für uns, wenn wieder Kleinigkeiten das Spiel in eine andere Richtung drehen. Nach dem Anschlusstreffer haben wir die Chance auf das 2:2, da waren wir sehr gut im Spiel. Dann waren wir aber zu langsam bei einem Standard, rücken zu spät raus. Das ist eine Klassemannschaft, die das gut ausnützt. Was gegen Monaco schon gefehlt hat, war ein bisschen besser. Aber da müssen wir noch ein Schipperl drauflegen.“

Jörg Siebenhandl (Sturm-Torhüter): „Das Ergebnis ist zu hoch, wir haben es über weite Strecken wirklich gut gemacht. Das erste Tor kann noch passieren, dass der Ball so wegspringt, aber bei den anderen Toren müssen wir besser verteidigen. Beim zweiten haben wir im Konter schlecht abgesichert, beim dritten müssen wir einfach den Ball blocken. Das ist in solchen Spielen zu einfach, das müssen wir verbessern. Große Freude kommt bei mir heute nicht auf.“

UEFA Europa League, Gruppe B, zweiter Spieltag

Donnerstag:

Sturm – PSV Eindhoven 1:4 (0:1)

Stadion Graz-Liebenau, 15.000 Zuschauer, SR Aranowskij (UKR)

Torfolge:
0:1 Sangare (32.)
0:2 Zahavi (51.)
1:2 Gorenc-Stankovic (55.)
1:3 Max (74.)
1:4 Vertessen (78.)

Sturm: Siebenhandl – Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Dante – Hierländer (82./Lang), Gorenc-Stankovic, Ljubic (46./Kuen), Kiteishvili (82./Prass) – Yeboah (77./Niangbo), Jantscher (67./Sarkaria)

PSV: Drommel – Mwene, Ramalho, Boscagli, Max – Sangare, Van Ginkel (81./Obispo) – Doan (65./Vertessen), Götze (81./Gutierrez), Gakpo (90./Mauro Junior) – Zahavi (65./Vinicius)

Gelb-Rot: Sangare (89./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karte: Kiteishvili, Gazibegovic, Gorenc-Stankovic bzw. Boscagli, Gakpo