Nikola Vlasic (West Ham) und Emanuel Aiwu (Rapid)
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Europa League

West Ham hält Rapid auf Distanz

Die Hoffnung auf einen Befreiungsschlag in der UEFA Europa League hat sich für Rapid am Donnerstag nicht erfüllt. West Ham United behielt am zweiten Spieltag der Gruppe H im London Stadium mit 2:0 (1:0) die Oberhand und fügte den Wienern damit die zweite Niederlage im zweiten Spiel zu. Declan Rice und Said Benrahma sorgten dafür, dass die Engländer weiter mit einer weißen Weste dastehen.

West Ham, das die erste Partie bei Dinamo Zagreb bereits mit 2:0 gewonnen hatte, legte vor 58.000 Zuschauern bereits vor der Pause den Grundstein zum Heimsieg. Nach zwei Stangenköpflern brachte Rice die Londoner aus kurzer Distanz in Führung. Rapid hielt in der Folge die Partie zwar optisch offen, hatte aber kaum zwingende Torchancen. In der Nachspielzeit beendete Benrahma (90.+4) sämtliche Hoffnungen der Wiener auf einen Punkt. Ein vermeintlicher Elfmeter für Rapid in der 72. Minute wurde nach Videostudium von Schiedsrichter Tobias Stieler zurückgenommen.

Die Wiener warten nach der 0:1-Niederlage zum Auftakt daheim gegen KRC Genk in der Europa League weiter auf den ersten Punkt und den ersten Treffer und sind in der Tabelle der Gruppe H Letzter. An der Spitze liegt West Ham mit dem Maximum von sechs Punkten vor Dinamo Zagreb, das sich bei Genk klar mit 3:0 durchsetzte. Die nächste Chance auf Punkte hat Rapid am 21. Oktober wieder daheim. Dinamo Zagreb gastiert dann im Allianz Stadion.

Niederlage für Rapid gegen West Ham

Rapid konnte sich gegen West Ham United nicht durchsetzen und verlor mit 0:2 im London Stadium. Es war die zweite Niederlage im zweiten Spiel für die Wiener.

Leichter Umbau bei Rapid

Weil das Motto „Never change a winning team“ angesichts der aktuellen Ergebnisse nur schwer anzuwenden ist, baute Trainer Kühbauer seine Mannschaft im Vergleich zur 0:3-Pleite zuletzt gegen Sturm Graz auch an drei Positionen um. Srdjan Grahovac, Kevin Wimmer und Ercan Kara rutschten anstelle von Filip Stojkovic, Robert Ljubicic und Marco Grüll in die Startelf. Vor allem die Erfahrung von Wimmer in Spielen in England – der 28-Jährige hatte einst bei Tottenham und Stoke City auf der „Insel“ verteidigt – sollte der grün-weißen Abwehr die nötige Stabilität verleihen.

Die Formation der „Irons“ von West Ham hatte mit der im Vorfeld erwarteten Aufstellung überhaupt nur wenig gemein. Denn Trainer David Moyes nahm gegen den vermeintlichen Außenseiter aus Wien gleich sieben Änderungen in der Startelf vor. Aber immerhin Jungstar Declan Rice, dessen Marktwert mit 70 Mio. Euro alleine doppelt so hoch ist, wie jener des gesamten Hütteldorfer Kaders, bekamen die rund 1.500 mitgereisten Rapid-Fans von Beginn an zu sehen.

Stange verhindert Londoner Blitzstart

Trotz veränderter Formation machten die Londoner von der ersten Minute an klar, wie das erste Heimspiel West Hams in einer europäischen Gruppenphase enden sollte. Die Hausherren machten Druck und schnürten Rapid in der eigenen Hälfte ein. Und es dauerte keine acht Minuten, bis die Gäste sich bei Fortuna bedanken durften, dass es nicht schon 0:1 aus ihrer Sicht stand: Zuerst sprang ein platzierter Kopfball von Rice von der Stange zurück ins Feld, dann setzte Issa Diop den Nachschuss auch noch knapp vorbei.

Die Rapidler folgten trotzdem der Ansage von Trainer Kühbauer und versuchten sich nicht zu verstecken. Dadurch eroberten sich die Wiener nach der ersten Londoner Sturm-und-Drang-Phase auch immer wieder die Kugel. Und so gab es in der ersten Viertelstunde auch einen Rapid-Torschuss zu verzeichnen. Aber Taxiarchis Fountas durfte nach einem Konter froh sein, dass sein überhasteter Edelroller aus rund 25 Metern von West-Ham-Goalie Alphonse Areola nicht als persönliche Beleidigung aufgefasst wurde (14.).

West Ham trifft im dritten Versuch

Rapid hielt die Partie in der Folge etwas offener und die Gastgeber besser vom Tor weg. Doch die Hoffnungen, ohne Gegentreffer in die Pause zu kommen, zerplatzten schließlich wie die im West-Ham-Clublied besungenen Seifenblasen eine Viertelstunde vor dem Ende der ersten Hälfte. Rice nutzte ausbaufähiges Stellungsspiel der Rapid-Abwehr und schob nach Stanglpass von Michail Antonio den Ball zur – aufgrund der Chancen – verdienten Führung für die Londoner ins leere Tor ein (29.). Fast unmittelbar davor war Craig Dawson mit einem wuchtigen Kopfball ebenfalls an der Stange gescheitert (28.).

Declan Rice (West Ham)
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Rice brach eine Viertelstunde vor dem Pausenpfiff zum Leidwesen der Rapidler den Bann

Immerhin verkrafteten die Hütteldorfer Spieler den Rückstand besser als so mancher mitgereiste Fan. Denn einige Anhänger der Wiener und Hooligans aus einem gefährlich nahen West-Ham-Block tauschten zuerst Worte und nach dem Tor Wurfgeschoße aus. Die Ordner hatten Mühe, den aufgebrachten Mob auf beiden Seiten unter Kontrolle zu bringen. Dabei hätte es auf dem Platz die beste Phase der Gäste zu sehen gegeben. Denn bei den Rapidlern war von Schock nichts zu bemerken, man trat selbstbewusster auf als noch bei 0:0. Kelvin Arase kam dem Ausgleich aus guter Position auch nahe, doch sein Schuss wurde geblockt (38.).

Fans bewerfen einander mit Gegenständen
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Nach dem englischen Führungstreffer spielten sich in den Fanblöcken weniger schöne Szenen ab

VAR versagt Rapid Elfmeter

Zu Beginn der zweiten Hälfte hatte sich nur das Wetter geändert. Denn während beide Mannschaften unverändert aus der Kabine gekommen waren, hatte im Vergleich zur ersten Hälfte Regen eingesetzt. Immerhin kühlte das Nass auch die Gemüter auf den exponierten unteren Stellen der Fanblocks. Auf dem Rasen ging es in dieser Phase auch nicht wirklich heiß her. West Ham drückte nicht so auf das Tempo wie noch zu Beginn der Partie. Daher blieb Rapid im Spiel. Allerdings fehlten Geschwindigkeit und Kreativität. Die Londoner hatten es leicht, sich bei Ballverlusten der Gäste in der Abwehr zu formieren.

Ab der 61. Minute ging es zumindest an der Seitenlinie rund. Denn sowohl Kühbauer als auch Moyes frischten ihre Formationen mit jeweils einem Dreifachtausch auf. Bei Rapid sollten Grüll statt Kara und Koya Kitagawa für Fountas in der Offensive für mehr Ideen im Angriff sorgen. Stojkovic ersetzte zudem Leo Greiml, der kurz davor die Gelbe Karte gesehen hatte, in der Abwehr. Immerhin kamen die Rapidler schon fünf Minuten nach den Auswechslungen auch zum Ansatz einer Chance: Kitagawa setzte einmal mehr Arase ein, doch so wie vor der Pause wurde der Schussversuch des 22-Jährigen abgeblockt (66.).

Kurz vor Beginn der Rapid-Viertelstunde fiel den West-Ham-Fans kurzfristig das sprichwörtliche „Ladl“ runter. Denn Schiedsrichter Tobias Stieler zeigte nach einer Attacke von Benjamin Johnson an Grüll auf den Elfmeterpunkt. Allerdings pfiff der Videoschiedsrichter den Deutschen wieder zurück, nachdem nach Studium der Bilder doch keine Berührung zwischen den Spielern festgestellt werden konnte. Die Entscheidung wurde wieder aufgehoben (72.). Damit zerplatzte die letzte Hoffnung der Rapidler auf einen Punktegewinn. Denn die Gäste erspielten sich keine weitere Chance auf den Ausgleich. Im Gegenteil: Benrahma sorgte in der Nachspielzeit (90.+4) mit einem platzierten Schuss noch für das 2:0, nachdem davor Jarrod Bowen noch am leeren Tor vorbeigeschossen hatte.

Stimmen zum Spiel:

Dietmar Kühbauer (Rapid-Trainer): „Die Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht, aber international brauchst du noch ein bisschen mehr. Sie haben in ihren Möglichkeiten alles getan, nach vorne hätten wir mehr gebraucht, aber die Leistung war absolut in Ordnung. Jeder hat vermutet, dass wir hier schwer unter die Räder kommen. Wir haben wenig zugelassen und hätten Bälle nach vorne gehabt, die aber nicht gut gespielt worden sind. Leider war es beim Elfer zu wenig, wie ich gehört habe. Ich denke schon, dass uns dieses Spiel Auftrieb für die nächsten Aufgaben geben sollte.“

Zoran Barisic (Rapid-Sport-Geschäftsführer): „Von der Bank habe ich gedacht, dass es ein Elfer ist, aber man muss ihn nicht geben, wie man dann gesehen hat. West Ham hat uns vor allem zu Beginn unter Druck gesetzt. Nach vorne hin haben wir nicht die richtigen Entscheidungen getroffen, um in bessere Abschlusssituationen zu kommen. Mit Fortdauer waren wir immer mutiger und haben das Zepter in die Hand genommen, allerdings haben uns im letzten Drittel die richtigen Entscheidungen gefehlt. Alles in allem war es eine wunderbare und gute Erfahrung für die Jungs, sie haben sich tapfer geschlagen und positiv präsentiert.“

David Moyes (West-Ham-Trainer): „Wir sind glücklich mit dem Ergebnis. Es war ein schwieriges Spiel, Rapid hat eine tolle Leistung geboten. Sie haben heute besser gespielt als in den letzten Meisterschaftsspielen. Aber unser Sieg geht in Ordnung, auch wenn es bis zum Ende ein enges Spiel war.“

UEFA Europa League, Gruppe H, zweiter Spieltag

Donnerstag:

West Ham – Rapid Wien 2:0 (1:0)

London Stadium, 58.000, SR Stieler (GER)

Tore:
1:0 Rice (29.)
2:0 Benrahma (94.)

West Ham: Areola – Johnson, Dawson, Diop, Cresswell – Rice, Noble (62./Soucek) – Jarmolenko (76./Fornals), Benrahma, Vlasic (62./Lanzini) – Antonio (62./Bowen)

Rapid: Gartler – Aiwu, Greiml (62./Stojkovic), Wimmer, Ullmann (74./Auer) – Petrovic (81./Ljubicic), Grahovac – Arase, Knasmüllner, Fountas (62./Kitagawa) – Kara (62./Grüll)

Gelbe Karten: Diop bzw. Grahovac, Greiml

Die Besten: Rice, Antonio, Dawson bzw. Grüll, Aiwu