ÖSV-Interimspräsidentin Roswitha Stadlober
APA/Barbara Gindl
Wintersport

Stadlober springt ohne Zögern ein

Nach dem überraschenden Rücktritt von Kurzzeit-ÖSV-Präsident Karl Schmidhofer hat Roswitha Stadlober ohne zu zögern interimistisch das Amt übernommen. Die ehemalige Skirennläuferin ist die erste Frau an der Spitze des ÖSV. Im Gespräch mit der APA verriet die 58-Jährige, wie es nun weitergeht und wie ihre Pläne ausschauen.

Stadlober wurde vom plötzlichen Rücktritt Schmidhofers als ÖSV-Präsident nach nur 100 Tagen überrascht. Dessen 35-jähriger Sohn hat einen Schlaganfall erlitten, Schmidhofer will seine Kraft der Familie widmen. Als seit 2011 tätige Vizepräsidentin und Dienstälteste im ÖSV-Präsidium wird die Salzburgerin vorerst die Geschicke des ÖSV führen.

„Ich möchte zum Ausdruck bringen, dass das wirklich sehr tragisch ist, und ich der ganzen Familie und vor allem seinem Sohn Markus gute Besserung wünsche und hoffe, dass es vielleicht wieder so werden wird, wie es einmal war“, sagte Stadlober.

Stadlober wird ÖSV-Präsidentin

Karl Schmidhofer ist als ÖSV-Präsident wegen eines schweren Schicksalsschlags in seiner Familie überraschend zurückgetreten. Die Radstädterin Roswitha Stadlober übernimmt das Amt – zumindest interimistisch.

Sie selbst habe erst Donnerstagfrüh davon erfahren. „Karl hat mich gebeten, das zu machen, und ich bin dem nachgekommen.“ Nun gelte es, einen Termin für eine Präsidentenkonferenz zu finden, was aufgrund der Kurzfristigkeit nicht so einfach sei. „Vielleicht schaffen wir es kommende Woche, sonst halt die Woche drauf.“ Bei dieser Konferenz soll das Präsidium samt aller Landespräsidenten dabei sein. „Das ist der nächste wichtige Schritt. In diesem Gremium wird dann entschieden, wie es weitergehen wird.“

Stadlober könnte länger im Amt bleiben

Möglichkeiten gibt es laut Satzung zwei: Es kommt sofortige Neuwahlen, oder Stadlober bleibt bis zur nächsten Länderkonferenz im Juni 2022 im Amt. „Wenn die Gremien einstimmig dafür sind, dass ich das machen soll, dann stehe ich zur Verfügung, auch bis zum Juni.“ Keine Rede mehr von einer gewissen Amtsmüdigkeit im vergangenen Frühjahr.

ÖSV: Wie geht es weiter?

Zurück an den Start, heißt es für den Österreichischen Skiverband (ÖSV) nach dem Rücktritt von Präsident Karl Schmidhofer. Eine Neuauflage des Duells zwischen Renate Götschl und Michael Walchhofer wird es aber nicht geben – die Steirerin hat bereits abgesagt.

„Es war so, dass ich nach zehn Jahren gedacht habe, es wäre Zeit, an einen Wechsel zu denken“, gesteht die frühere Skirennläuferin, die sich als Roswitha Steiner einen Namen gemacht hat. „Heuer im Frühjahr hat sich dann aber auch einiges verändert. Die Personalien haben sich verändert, und ich wurde ersucht, weiter dem Präsidium anzugehören, und mit den neuen Aufgaben, die ja jetzt jeder Vizepräsident auch hat, ist es wieder eine neue Herausforderung geworden.“

„Vorstellen kann man sich alles“

Ob sie sich nun vorstellen könne, auch langfristig als erste Frau an der Spitze des ÖSV zu bleiben? „Das ist Kaffeesudlesen. Ich leite das jetzt einen Tag. Vorstellen kann man sich alles“, lehnte sie eine über den Juni hinausgehende Vision zumindest nicht kategorisch ab.

Keinesfalls will sie eine ähnliche Stimmung wie im Vorfeld der Wahl Schmidhofers mittragen. „Es war ein Kampf, und mit einem Kampf will ich nichts zu tun haben, weil Kampf ist nie schön. Man sollte die Werte in den Vordergrund stellen und eine Kultur entwickeln. Wir wollen alle das Gleiche, da hat Kampf keinen Platz. Das ist mir ganz wichtig, da eine gewisse Kultur hineinzubringen und auch zu leben.“

Diese neue Kultur sei in den ersten 100 Tagen der Präsidentschaft Schmidhofers auch spürbar gewesen, meinte sie auf Nachfrage. „Deshalb war ja auch eine Aufbruchstimmung. Es war für alle motivierend.“ Für sie mache es die Mischung aus Jung und Alt aus, die auch für die Modernisierung im ÖSV stehe. „Es ist ein junges, engagiertes Team mit renommierten Personen im ÖSV. Die Jungen haben ja auch Ideen, man muss sie entfalten lassen.“

„Mein ganzes Leben ist dem Sport gewidmet“

Dass ihre Tochter Teresa Stadlober, eine Weltklasse-Langläuferin, eine Rolle spielt, als Funktionärin zu arbeiten, weist die 58-jährige Radtstädterin von sich. „Das ist unabhängig. Wir haben doch einiges miterlebt, oft ist es auch gar nicht von Vorteil. Mein ganzes Leben ist eigentlich dem Sport gewidmet. Meine Geschichte kennt man, wir leben den Sport. Ich bin ja selbst auch eine sehr fitte Vizepräsidentin.“

Roswitha Steiner bei den Olympischen Spielen 1988 in Calgary im Slalom
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Roswitha Stadlober beendete 1988 ihre aktive Karriere als Skirennläuferin

Noch abwartend sei der ÖSV in der Frage der Impfungen, einer von den Olympischen Spielen in Peking angekündigten dreiwöchigen Quarantäne für Ungeimpfte und auch bezüglich der schwierigen Vorzeichen für den Skiweltcup. Wegen der Quarantäne vor Peking meinte Stadlober nur: „Da werden wir schauen, wer sich das antut.“

Die genaue Durchimpfungsrate im ÖSV kennt Stadlober nicht. „Im ÖSV ist der ganze Stab sicher überdurchschnittlich zur Bevölkerung geimpft, damit meine ich schon die Athleten auch.“ Genaue Zahlen kenne sie aktuell aber nicht.

ÖSV im Vorjahr mit Vorreiterrolle

Offen zeigt sich Stadlober auch in Bezug auf eventuelle Neuzugänge im Austria Ski Pool – anlässlich des gerade präsentierten neuen Skiprojekts von Marcel Hirscher. „Wenn es dem österreichischen Skiverband nützt und damit Erfolge eingefahren werden können, warum nicht? Ich glaube, man darf sich vor nichts verschließen.“

Sollte Stadlober bis Juni bestätigt werden, könnte sie im Februar als ÖSV-Präsidentin ihrer Tochter Teresa bei Olympia in Peking die Daumen drücken. „Die Vorbereitungen laufen sehr gut, sie ist sehr fit. Es läuft alles nach Plan.“ Teresa Stadlober hat mit Olympia ja noch eine Rechnung offen, als sie 2018 mit Silber vor Augen den falschen Weg gewählt hatte. „Das wird ihr wahrscheinlich ewig bleiben. Wenn es sein will, ist es so. Sie arbeitet darauf hin, aber man kann nichts erzwingen.“