Im Mailänder San Siro kommt es am Mittwoch zur Neuauflage eines Fußballklassikers zwischen Italien und Spanien. Das Final Four hätte eigentlich schon im Juni 2021 stattfinden sollen, aufgrund der coronavirusbedingten Verlegung der Europameisterschaft in diesem Zeitraum wurde es allerdings in den Oktober verlegt. Im zweiten Halbfinale trifft am Donnerstag in Turin Belgien auf Frankreich.
Diese vier Mannschaften hatten in der Liga A der Nations League 2020/21 ihre jeweiligen Gruppen gewonnen und kämpfen nun um den Gesamtsieg. Das Finale findet am Sonntag in Turin statt. Erster europäischer Nations-League-Sieger war Portugal, das 2019 als amtierender Europameister das Finale in Porto gegen die Niederlande mit 1:0 für sich entschied.
Italien im Kampf um Nations-League-Titel
Wenige Monate nach der EM hat Europameister Italien die Chance auf den nächsten Titel. Im Halbfinale trifft die „Squadra Azzurra“ am Mittwoch auf Spanien.
Donnarumma kehrt zur alten Liebe heim
Der Triumph der Portugiesen könnte ein gutes Omen für die Italiener sein, die in diesem Jahr als Gastgeber der Veranstaltung fungieren. Zuletzt gab es das Duell im Juli in London im EM-Halbfinale, die „Squadra Azzurra“ setzte sich damals 4:2 im Elfmeterschießen durch. „Spanien war der Gegner, mit dem wir bei der EURO 2020 die größten Probleme hatten. Es ist eine starke Mannschaft mit guten Spielern. Deshalb wird es sicher ein tolles Spiel“, wagte Roberto Mancini gleichzeitig einen Rück- und Ausblick. Italien könnte den eigenen Weltrekord an ungeschlagenen Partien auf 38 ausbauen.
„Normalerweise ist das San Siro voll, wenn die Nationalmannschaft spielt. Es wäre fantastisch, wenn wir die Nations League gleich nach der Europameisterschaft gewinnen“, ergänzte der Trainer, der auf den verletzten Ciro Immobile verzichten muss. Etwas nervös vor der Rückkehr an seine ehemalige Heimstätte schien Torwart Gianluigi Donnarumma, der lange Zeit bei AC Milan das Tor gehütet hatte, ehe er im Sommer zu Paris Saint-Germain wechselte. „Ich hoffe, es kommt nichts (Negatives von Fan-Seite; Anm.). Ich werde immer ein Milan-Fan sein“, sagte der EM-Held der Italiener.
Enrique lobt Italien: „Eine der besten Mannschaften“
„Ich freue mich sehr auf dieses Spiel. Die Italiener sind im Moment sicher eine der besten Mannschaften in der Welt, das wird eine hochinteressante Partie“, meinte Spaniens Cheftrainer Luis Enrique. „Es wird interessant zu sehen, zu welcher Leistung meine Spieler vor italienischen Fans gegen den EURO-Sieger fähig sein werden.“
Bei den Spaniern ist das Lazarett nicht minder klein. Neben Leipzig-Spieler Dani Olmo und Kapitän Sergio Ramos, der seit Monaten an einer Verletzungsserie laboriert und bei seinem neuen Club PSG bisher nicht zum Einsatz kam, fehlen beim Weltmeister von 2010 weitere wichtige Kräfte wie Alvaro Morata, Gerard Moreno, Jose Luis Gaya, Carlos Soler, Jordi Alba, Sergio Canales und Marcos Llorente.
Nominierung von Gavi sorgt für Aufsehen
Trainer Enrique versucht, aus der Not eine Tugend zu machen und verstärkt die „Verjüngungskur“, die er seinem Team schon seit einigen Monaten verpasst. Diesmal hat die Nominierung des erst 17 Jahre alten Gavi vom FC Barcelona für großes Aufsehen gesorgt. Der offensive Mittelfeldspieler, der bisher nur 275 Minuten Erstligafußball bestritt, könnte bei einem Debüt im Spiel gegen Italien mit 17 Jahren und 60 Tagen zum jüngsten „La Roja“-Akteur aller Zeiten werden – und den Rekord von Angel Zubieta von vor dem Ersten Weltkrieg, nämlich aus dem Jahr 1936, brechen.
Aber nicht nur die Nominierung von Gavi löste heftige Diskussionen aus. Auch die Tatsache, dass Enrique immerhin vier Spieler des sportlich stark angeschlagenen FC Barcelona und (erneut) keinen einzigen Spieler von Rekordmeister und Ligatabellenführer Real Madrid berücksichtigt hat, treibt vor allem die Fans der „Königlichen“ und die Fachmedien der spanischen Hauptstadt zur Weißglut. Das hatte es seit Jahrzehnten nicht gegeben.
Der Coach weist alle Kritik energisch zurück. „Welche Spieler von Real Madrid hätte ich denn nominieren sollen?“, fragte er jüngst vor Journalisten. Die konnten auch keinen vernünftigen Vorschlag machen – zumal in der Stammelf von Real kaum noch Spanier kicken.